Nach Chaos am Blauen Wunder: Beachtliche Zahlen nach Start des Verkehrsversuchs

Dresden - Sie sind das derzeitige Streit-Thema in Dresden: die neuen Radwege an der Brücke "Blaues Wunder" im Stadtteil Loschwitz. Nun meldet sich der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club Dresden (ADFC) zu Wort und zieht ein erstes Fazit.

Die neuen Radwege sorgten nicht nur für Verkehrschaos, sondern auch für ordentlich Kritik.
Die neuen Radwege sorgten nicht nur für Verkehrschaos, sondern auch für ordentlich Kritik.  © Eric Münch

Seit Sonntag verfügt das Blaue Wunder nun über einen roten Streifen, der extra für die Radler angelegt wurde. Seitdem wird es für Autofahrer auf der Brücke enger, der Verkehr staut sich vor allem zu den Hauptverkehrszeiten. Das merkt man insbesondere am Verkehrsknotenpunkt Schillerplatz.

Der Verkehrsversuch, der bis zum 16. Juni läuft, erhitzte in den vergangenen Tagen deshalb zu Recht die Gemüter. Bei Einzelnen brannten die Sicherungen derart durch, dass Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) persönlich angegriffen wurde und der 44-Jährige sogar Morddrohungen erhielt.

Der ADFC sieht die ganze Sache allerdings ziemlich positiv: "Die neuen Radwege auf dem Blauen Wunder werden sehr gut angenommen", freut sich der Dresdner Verein.

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Dieses Fazit begründe man mit einer Zählung am Donnerstagmorgen.

Verdopplung des Radverkehrs beobachtet

ADFC-Geschäftsführer Edwin Seifert (51) freut sich über die neue Fahrradspur.
ADFC-Geschäftsführer Edwin Seifert (51) freut sich über die neue Fahrradspur.  © Steffen Füssel

Im Frühverkehr erfasste der Fahrradclub laut eigenen Aussagen über 700 Radler, die zwischen 6.45 Uhr und 8.45 Uhr über das historische Bauwerk fuhren. Dies sei fast eine "Verdoppelung des Radverkehrs im Vergleich zu den Vorjahren", teilt der Verein mit.

Dabei sei "besonders erfreulich", dass die Fahrradfahrer dabei nur noch zu einem geringen Prozentsatz (5,4 Prozent) den Gehweg vor dem Café Toscana und anderen Läden nutzten, was vor allem für Fußgänger eine gute Nachricht sei. Laut der Beobachtung vom Donnerstag sei auch der Autostau zum Beispiel auf der Grundstraße deutlich zurückgegangen.

"Die enorme Aufregung um die Radwege können wir nicht nachvollziehen", so Edwin Seifert (51), Geschäftsführer des ADFC Dresden.

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Schließlich hätte der Stadtrat schon vor über 22 Jahren beschlossen, dass das Blaue Wunder Radwege erhalten solle.

Fahrrad-Club sieht Verbesserungsbedarf

Im September 2023 blockierten bei einer Aktion des ADFC rund 400 Radler das Blaue Wunder.
Im September 2023 blockierten bei einer Aktion des ADFC rund 400 Radler das Blaue Wunder.  © Thomas Türpe

"Die Menschen freuen sich, dass sie nun endlich deutlich besser über das Blaue Wunder mit Rad fahren können, und nutzen die markierten Radwege intensiv. Zudem: Würden alle 700 Radfahrer das Auto nehmen, ergäbe dies eine Autoschlange von mindestens 5 Kilometern!"

Laut des ADFC hätten die Radwege nur eine "Eingewöhnung" gebraucht. Schon jetzt könne man feststellen, dass beispielsweise der Stau im Vergleich zum Wochenbeginn deutlich zurückgegangen wäre.

Der ADFC-Chef fordert deswegen: "Die Radwege auf dem Blauen Wunder müssen zur Dauereinrichtung werden!" Allerdings mit einigen Änderungen. Insbesondere auf der Körnerplatz-Seite sehe man "Verbesserungsbedarf":

"Auf der Loschwitzer Brückenrampe ist in Fahrtrichtung Schillerplatz nicht erkennbar, dass ein Radweg am Brückenkopf kommt. Wer z.B. vom Elberadweg/Körnerweg kommt, muss sich erst in den zweispurigen Autoverkehr einreihen", heißt es in der Mitteilung des Vereins. Radler würden daher auf dem Bürgersteig fahren und dann vom Bordstein "hüpfen", wenn der Radweg beginnt.

"Durchdacht ist das nicht. Viel besser wäre hier, und das hatten wir Baubürgermeister Kühn längst vorgeschlagen, eine kombinierte Bus- und Radspur vom Körnerplatz an, wenn nicht sogar mit Beginn an der Grundstraße, in Richtung Brücke", schließt Seifert.

Titelfoto: Bildmontage/Eric Münch, Steffen Füssel

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