Sitzgelegenheiten voll im Trend: Dresdner Bänke, die Geschichte(n) erzählen
Dresden - Zuletzt wurden gleich zwei neue Sitzbänke in Dresden eingeweiht, die etwas zu sagen haben. Stadtnovum ist die "Erzählbank" in der Johannstadt, die auf Initiative des "Netzwerk60+" und mit Förderung des Stadtteilfonds Johannstadt errichtet wurde.
Ziel ist, zu Gesprächen anzuregen. "Vielen Menschen, insbesondere Senioren fällt es schwer, neue Kontakte zu knüpfen. Daher wollten wir einen zwanglosen Ort der Begegnung und des Austauschs schaffen. Die Bank ist ein solcher Ort", erklärt Cathrin Bochert (61) vom Netzwerk 60+.
Die Bank ist bewusst im Wohngebiet platziert, der Zugang ebenerdig. Haben sich schon Bekanntschaften ergeben? "Die Bank wurde schon genutzt."
Nicht minder bedeutungsvoll ist das Anliegen, das eine am Montag am Ferdinandplatz eingeweihte, knallig orangefarbene Bank vorbringen möchte.
"Kein Platz für Gewalt gegen Frauen", steht auf der Lehne geschrieben. Die Bank ist die zweite ihrer Art in Dresden, wurde vom Zonta Club gespendet.
"Die Farbe erzeugt Aufmerksamkeit, man kommt um sie nicht herum", resümiert Andrea Pankau (61) vom Landesfrauenrat hoffnungsvoll.
Bildhauerin Marion Kahnemann weißt auf die Bedeutung der Bänke hin
Was die symbolische Wirkung von Sitzbänken betrifft, ist Bildhauerin Marion Kahnemann (64) weniger optimistisch. Ihre drei "Gläsernen Bänke" sollen seit 2009 auf der Brühlschen Terrasse, im Großen Garten und am Blüherpark auf ein spezifisches Unrecht hinweisen: In Nazi-Deutschland war Dresdner Juden ab 1938 der Zutritt zu öffentlichen Grünanlagen verboten.
Die Bänke sind aus Acrylglas gefertigt, in die Lehnen das Wort "Hinsehen" eingraviert. "Ich bin von der Wirkung der Bänke sehr resigniert. Viele registrieren die Bedeutung gar nicht und ignorieren die Hinweisschilder."
Eins steht fest: Wer heute ein Zeichen setzen möchte, liegt mit dem Aufstellen einer Sonder-Sitzbank voll im Trend.
Titelfoto: Eric Münch