Erschütternde Vorwürfe: Wasserspringer Jan Hempel täglich vom Trainer missbraucht

Dresden - Diese Dokumentation erschüttert nicht nur die Sportwelt, sondern auch die aktuell in Rom laufende Europameisterschaft der Wasserspringer: Der ehemalige Weltklasse-Athlet Jan Hempel (50) aus Dresden macht in der ARD schwerste sexuelle Übergriffe zu seiner Zeit als Athlet öffentlich.

Jan Hempel (50, l.) mit seinem damaligen Trainer Werner Langer (Mitte). Letzterer soll ihn jahrelang sexuell missbraucht und vergewaltigt haben.
Jan Hempel (50, l.) mit seinem damaligen Trainer Werner Langer (Mitte). Letzterer soll ihn jahrelang sexuell missbraucht und vergewaltigt haben.  © picture-alliance / dpa

In der von Hajo Seppelt (59) und seinem Team erstellten Doku mit dem Namen "Missbraucht - Sexualisierte Gewalt im deutschen Schwimmsport" berichtet er dramatische Dinge, die sich über mehrere Jahre zugetragen haben.

"Ich bin von meinem Trainer missbraucht worden. Er hat eigentlich keinen Zeitpunkt ausgelassen, um seinen Wünschen freien Lauf zu lassen", sagt Hempel.

Es habe mit Anfassen begonnen, "bis er mich dann später täglich zu sexuellen Handlungen genötigt hat", erinnert sich Hempel: "Ich weiß bloß, dass man das dann am Ende über sich ergehen ließ, weil er eben solche Dinge sagte wie: 'Wenn du das machst, dann hast du heute Nachmittag frei.'"

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Nun will Hempel nicht mehr schweigen: "Ich glaube, man ist es anderen auch für die Zukunft schuldig, dass man darüber spricht."

Hempel, der bei Olympischen Spielen Silber und Bronze vom 10-Meter-Turm errang, berichtet davon, dass es bereits im Alter von elf Jahren - also 1982 - begonnen hätte. Da hätte ihn sein damaliger Trainer Werner Langer das erste Mal sexuell missbraucht.

Jan Hempel wirft Lutz Buschkow vor, seinen Fall totgeschwiegen zu haben

Jan Hempel (50, r.) im Jahr 2003 in Dresden mit Lutz Buschkow (64). Ihm wirft Hempel das Totschweigen seines Falles vor. Allerdings war Buschkow 1997 noch gar nicht in der Verantwortung.
Jan Hempel (50, r.) im Jahr 2003 in Dresden mit Lutz Buschkow (64). Ihm wirft Hempel das Totschweigen seines Falles vor. Allerdings war Buschkow 1997 noch gar nicht in der Verantwortung.  © Lutz Hentschel

Öffentlich dazu äußern kann sich Langer nicht mehr, denn er nahm sich 2001 in Österreich das Leben. Dort hatte er einen neuen Job gefunden. Er hinterließ seine damalige Ehefrau und die gemeinsame Tochter, die ebenfalls in ihrer Jugend Wasserspringerin in Dresden war.

Bis 1996, also den Olympischen Spielen in Atlanta, habe der Missbrauch angedauert. Es soll zu regelmäßigen Vergewaltigungen gekommen sein, unter anderem kurz vor seinem Wettkampf bei den Olympischen Spielen 1992 im spanischen Barcelona.

In den Fokus dieser erstmals in dieser Form öffentlich gemachten Vorwürfe rückt nun auch der aktuelle und langjährige Bundestrainer der Wasserspringer Lutz Buschkow (64). "Alle haben geschwiegen, bis heute", sagt Hempel. Konkret wirft er Buschkow vor, dazu beigetragen zu haben, dass sein Missbrauchsfall nie aufgearbeitet wurde und Lehren für die Zukunft gezogen wurden. Ein weiterer Zeitzeuge bestätigt dies.

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1997 hätte Hempel die Verbandsspitze über deine Vorwürfe unterrichtet, der DSV habe sich damals aber unter dem "Stasi-Vorwand von Langer getrennt und der Verband habe sich nie substanziell mit den Vorwürfen auseinandergesetzt.

Buschkow hat den DSV lange als Leistungssportdirektor angeführt, zuvor und aktuell war und ist er der Bundestrainer im Wasserspringen.

Laut ARD ließ Buschkow eine Anfrage nach Stellungnahme unbeantwortet, die DSV-Führung gab an, erst durch den Sender von den Vorwürfen Hempels erfahren zu haben.

Seit Donnerstag ist die Dokumentation in der ARD-Mediathek zu sehen, am Samstag um 22.40 Uhr wird sie auch in der ARD ausgestrahlt.

Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/C3 Pictures, picture-alliance/dpa

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