NDR-Filz: Rechercheteam deckt weitere Details auf, Mitarbeiter stellen sich gegen Direktorin

Hamburg - Nachdem in Hamburg Filz-Vorwürfe gegen die Direktorin des NDR Landesfunkhauses Hamburg, Sabine Rossbach (63), laut wurden, recherchiert nun ein unabhängiges NDR-Investigativteam in dem Fall und deckt weitere Details auf.

Sabine Rossbach (63) soll die Kunden ihrer Tochter bevorzugt behandelt haben. (Archivbild)
Sabine Rossbach (63) soll die Kunden ihrer Tochter bevorzugt behandelt haben. (Archivbild)  © IMAGO / Eventpress

Sabine Rossbach wird unter anderem vorgeworfen, PR-Kunden ihrer älteren Tochter bevorzugt im Programm platziert zu haben.

Laut dem unabhängigen Rechercheteam des NDR habe die Geschäftsleitung des Senders offenbar seit mindestens fünf Jahren über den Verdacht Bescheid gewusst.

Mitarbeiter hätten sich demnach schon 2017 an die "Hamburger Morgenpost" gewandt und von einem "herrischen Führungsstil" und "Regime des Schreckens" berichtet. Auch, dass Rossbach "auffällig oft" verlange, "dass über bestimmte Firmen oder Personen berichtet wird (Hamburg Journal), die gleichzeitig Kunden der Tochter von Sabine Rossbach sind", wurde demnach thematisiert.

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Die darauf folgende Anfrage der Zeitung an den NDR wollte der Sender nicht kommentieren. Der Vorwurf wurde zurückgewiesen.

Über diese Firmen und Personen würden auch andere Medien berichten, so der NDR damals.

"Mit der Bitte um Berichterstattung"

Rossbach habe aber auch per E-Mail "Mit der Bitte um Berichterstattung" oder "sollten wir haben" direkt Einfluss darauf genommen, dass die Themen ihrer Tochter im Programm einen Platz finden.

Laut NDR-Rechercheteam war es beim "Hamburg Journal" ein offenes Geheimnis, dass die PR-Agentur der Tochter von Rossbach gehört. Diese habe den möglichen Interessenkonflikt aber nie gegenüber ihren Mitarbeitern "ausdrücklich offengelegt oder transparent gemacht". Offenbar ein möglicher Verstoß gegen die Compliance Regeln des Senders. Der NDR teilte mit, dass jetzt eine Prüfung veranlasst wurde.

Und die Beschuldigte selbst? Die äußerte sich jetzt in einem Statement zu den Vorwürfen: "Sollte in der Redaktion der Eindruck entstanden sein, dass die Kunden meiner Tochter bevorzugt behandelt werden sollen, bedaure ich das."

Mitarbeiter fordern Veränderung

In einem Brief an NDR-Intendant Joachim Knuth haben sich nun 70 Mitarbeiter gegen Rossbach gestellt und ihr Misstrauen ausgesprochen. Grund seien die Vorwürfe der Vetternwirtschaft und die Behauptung, die Redaktion sei in ihrer Entscheidung bezüglich der "umstrittenen Programmbeiträge" im "Hamburger Journal" frei gewesen. "Dem widersprechen wir ausdrücklich."

Hatte Sabine Rossbach auch bei diesem "Wetterbericht" ihre Finger im Spiel?

NDR-Intendant Joachim Knuth habe laut NDR bestätigt, den Brief der Mitarbeiter erhalten zu haben und bot ein Gespräch an. Es solle in den nächsten Tagen stattfinden.

Titelfoto: IMAGO / Eventpress

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