Bis 2035 klimaneutral Hamburg reinigen: Erster wasserstoffbetriebener Müllwagen in Betrieb

Hamburg - Am Donnerstag ging die Stadtreinigung Hamburg (SRH) einen weiteren wichtigen Schritt in Sachen Nachhaltigkeit. Bis 2035 haben auch sie sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, klimaneutral zu werden. Dafür soll der gesamte Fuhrpark bereits ab 2025 auf Müllautos mit fossilfreien Antrieben umsteigen. Mit der Inbetriebnahme des ersten wasserstoffbetriebenen Müllwagens wurde ein weiterer wichtiger Baustein in der bereits gestarteten Umstellung gesetzt.

Prof. Dr. Rüdiger Siechau übergab den Schlüssel für das neue wasserstoffbetriebene Müllauto an Ronny und sein Team von der "Restmüllkolonne 3". Bereits heute Morgen sei die erste offizielle Fahrt damit gemacht worden.
Prof. Dr. Rüdiger Siechau übergab den Schlüssel für das neue wasserstoffbetriebene Müllauto an Ronny und sein Team von der "Restmüllkolonne 3". Bereits heute Morgen sei die erste offizielle Fahrt damit gemacht worden.

Eigentlich sollte Umweltstaatsrat Michael Pollmann gemeinsam mit SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau am Donnerstagvormittag feierlich den Schlüssel für das neue Wasserstoff-Müllauto an die "Restmüllkolonne 3" übergeben.

Unglücklicherweise musste bei der Zusammenkunft allerdings kurzfristig auf den Umweltstaatsrat verzichtet werden. Dieser habe sich kurzfristig krankmelden müssen: "Leider hat er keine Stimme mehr und kann heute nicht da sein", erklärte Siechau und nahm sich Fuhrparkleiter Thomas Maas zur Seite, mit dem er ein paar Worte zum Müllauto sprach und anschließend den Schlüssel an die Müllmänner übergab.

Das ist aber nicht der erste klimafreundliche Müllwagen des Fuhrparks. Generell verfügt die Hamburger Stadtreinigung bereits über 15 elektrisch betriebene Nutzfahrzeuge. Vor ein paar Wochen wurde nun auch das erste E-Auto in einer Größenordnung wie dieser in Testbetrieb genommen. Beide funktionieren grundsätzlich ähnlich. Denn auch das Wasserstoff-Auto läuft letztendlich mit E-Antrieb.

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"Die Brennstoffzellen sind wie eine Tankstelle im Auto, dort wird Strom erzeugt und dieser Strom wird in den Akku geleitet", erklärte Siechau. "Das heißt, hinter der Brennstoffzelle ist es also auch ein Elektroauto."

Ansonsten sei das neue Müllauto eigentlich genauso aufgebaut wie die klassischen Diesel-Modelle. Der einzige Unterschied: Das Fassungsvermögen sei etwas kleiner. "Etwa eine Tonne weniger Nutzlast können wir zur Verfügung stellen", ergänzte Fuhrpark-Chef Maas. Das läge vor allem an der Größe der Batterie und der Lüftung, die die überschüssige Wärme, die durch die Energieumwandlung im Auto entstehe, abführen muss.

Dieser "Nachteil" des Wasserstoff-Fahrzeugs sei allerdings unerheblich, wenn man die energetischen Einsparungen im Gesamten betrachte. Bis zu 31 Tonnen Kohlenstoffdioxid kann ein solches Müllsammelauto pro Jahr mindestens einsparen.

Prof. Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der SRH, neben Müllwerker Ronny (r.) im Fahrerhaus des wasserstoffbetriebenen Müllautos. Sie demonstrierten anschließend, wie eine Tonne entleert wird.
Prof. Dr. Rüdiger Siechau, Geschäftsführer der SRH, neben Müllwerker Ronny (r.) im Fahrerhaus des wasserstoffbetriebenen Müllautos. Sie demonstrierten anschließend, wie eine Tonne entleert wird.  © Alice Nägle/TAG24

Eine Million Euro für ein wasserstoffbetriebenes Müllauto

SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau (M.) und Fuhrparkleiter Thomas Maas erklärten die Funktionen des Müllautos und gingen auf die Ambitionen der Hamburger Stadtreinigung ein. Das Team "Restmüllkolonne 3" bekam anschließend den Schlüssel überreicht.
SRH-Geschäftsführer Prof. Dr. Rüdiger Siechau (M.) und Fuhrparkleiter Thomas Maas erklärten die Funktionen des Müllautos und gingen auf die Ambitionen der Hamburger Stadtreinigung ein. Das Team "Restmüllkolonne 3" bekam anschließend den Schlüssel überreicht.  © Alice Nägle/TAG24

"Wenn man sich überlegt, dass man bis 2035 klimaneutral sein möchte, und ein Müllauto etwa zehn Jahre in Betrieb ist, muss man ab 2025 beginnen, Alternativen zu beschaffen", so Siechau. Auch deshalb beginne man bereits jetzt mit dem Testbetrieb der E- und wasserstoffbetriebenen Müllwagen.

Auf dem Gelände der Stadtreinigung selbst gibt es keine Wasserstofftankstelle. Aktuell müsse man das Müllauto bis zum Flughafen bringen, um es vollzutanken. Allerdings habe man eigentlich eine passende Tankstelle in direkter Nachbarschaft, die zum aktuellen Zeitpunkt aber noch umgebaut werde. Schon bald könne man die "Shell" in der Schnackenburgsallee aber wieder nutzen und die Müllautos ohne großen Aufwand dort tanken.

Ein wasserstoffbetriebenes Müllauto in dieser Größe kostet rund eine Million Euro. Im Gegensatz zu Diesel-Fahrzeugen, die mit etwa 250.000 Euro und elektronische Müllsammler, die mit circa 500.00 Euro zu Buche schlagen, fallen diese ziemlich ins Gewicht.

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Wieso schafft man dann nicht einfach nur E-Autos an? Gerade für Strecken, die sich nicht nur in der "Hamburger City", sondern auch in den Außenbezirken bewegen, brauche man Autos mit mehr "Durchhaltevermögen" und da sind wasserstoffbetriebene Fahrzeuge einfach optimaler. Der Fuhrpark wird ab 2025 also aus einer Mischung aus Wasserstoff- und E-Müllsammelfahrzeugen bestehen.

"Im Moment sieht es so aus, dass wir hier in der City eher batterieelektrische Lösungen umsetzen, da sind wir ja auch schon relativ weit und dann eben noch mit Wasserstoff ergänzen, da wo es notwendig ist", erklärte der Fuhrparkleiter auf Nachfrage von TAG24.

Ronny und sein "Restmüllkolonne 3"-Team zeigten, dass das Mülltonnen be- und entladen eigentlich genauso funktioniert wie die Dieselfahrzeuge auch. Welcher Unterschied allerdings sofort wahrzunehmen war: Das nachhaltigere Müllauto ist deutlich leiser.
Ronny und sein "Restmüllkolonne 3"-Team zeigten, dass das Mülltonnen be- und entladen eigentlich genauso funktioniert wie die Dieselfahrzeuge auch. Welcher Unterschied allerdings sofort wahrzunehmen war: Das nachhaltigere Müllauto ist deutlich leiser.  © Alice Nägle/TAG24

Bis zu 30 klimafreundliche große Müllautos sollen ab 2025 eingekauft werden

Fuhrparkleiter Thomas Maas freut sich über die klimaneutrale Entwicklung der Müllautos im Fuhrpark der Hamburger Stadtreinigung.
Fuhrparkleiter Thomas Maas freut sich über die klimaneutrale Entwicklung der Müllautos im Fuhrpark der Hamburger Stadtreinigung.  © Alice Nägle/TAG24

Von solchen großen Fahrzeugen gäbe es bei der Stadtreinigung um die 500 Stück. Alle solche, die noch mit Diesel fahren, sollen nach und nach ersetzt werden. Gerade deshalb sei auch der aktuelle Testbetrieb so wichtig: "Wir stellen fest, dass es hier und da noch Störungen gibt, aber deshalb machen wir das ja.

So können wir den Herstellern sagen, wo wir noch eine Lösung brauchen. Damit wir in zwei Jahren einfach sicher sein können und sagen: 'Wir kaufen nicht nur einen oder zwei, sondern 25 oder sogar 30.' Die müssen dann ja funktionieren", so Maas.

Auch Thomas Maas selbst hat an dieser klimafreundlichen Veränderung große Freude: "Wir haben immer darauf hingewiesen, dass man was tun muss, dass wir Lösungen und Produkte brauchen. Nun sind sie endlich da, wir können sie auf Herz und Nieren prüfen und stellen zusammen mit den Kollegen fest: Das geht in die richtige Richtung!".

Und obwohl Staatsrat Michael Pollmann nicht persönlich anwesend sein konnte, ist auch er begeistert von der emissionseinsparenden Entwicklung: "Die SRH beweist mit diesem Fahrzeugtest wieder einmal, dass sie [...] an nachhaltigen Lösungen mitwirkt und ihrer Verantwortung als öffentliches Unternehmen mehr als gerecht wird."

Titelfoto: Stadtreinigung Hamburg, Alice Nägle/TAG24

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