Klimaextreme sorgen für Probleme: Hamburg soll zur Schwammstadt werden

Hamburg - Starkregen, Trockenheit, Hitze - der Hamburger Wasserhaushalt hat mehr und mehr mit den Folgen klimatischer Extreme zu kämpfen.

Die Hamburger Fischauktionhalle war im November ist von Hochwasser umgeben.
Die Hamburger Fischauktionhalle war im November ist von Hochwasser umgeben.  © Georg Wendt/dpa

Das habe das Jahr 2021 eindrucksvoll bewiesen, sagte der Geschäftsführer des Wasserversorgers Hamburg Wasser, Ingo Hannemann, am Donnerstag bei der Vorstellung des ersten Regenreports der Stadt.

Stürme, Starkregen und Überflutungen treten demnach immer häufiger auf. Zugleich führen aber Trockenphasen und Hitzeperioden zu einem höheren Wasserbedarf, der nur unter Volllast aller Anlagen bewältigt werden kann.

Von November 2020 bis Oktober dieses Jahres gab es den Angaben nach insgesamt elf Starkregenereignisse in Hamburg. Um Starkregen handelt es sich immer dann, wenn mehr als 14 Liter pro Quadratmeter in einer Stunde oder mehr als 22 Liter pro Quadratmeter innerhalb von sechs Stunden fallen.

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Die Wassermassen sorgten insbesondere in den Stadtteilen Poppenbüttel, Sasel und Wellingsbüttel für große Schäden.

Insgesamt war das hydrologische Jahr in der Hansestadt aber eher zu trocken. Von November bis Oktober fielen 680 Liter Regen pro Quadratmeter. Der Durchschnitt der vergangenen 30 Jahre liegt laut Regenreport bei 770 Litern. So gehörte etwa der November 2020 zu den trockensten Novembermonaten seit Beginn der Aufzeichnungen 1891. Zu trocken waren auch der Februar sowie der Juni und Juli. In die letzten beiden Monate fallen auch mehrere Hitzephasen.

So wurden im Juni an elf Tagen Temperaturen von mehr als 30 Grad gemessen.

Hamburg soll zur Schwammstadt werden

Nordrhein-Westfalen, Schleiden am 22. Juni: Berge von Schutt und Müll liegen nach der Flutkatastrophe auf einer Straße im Ortsteil Gemünd.
Nordrhein-Westfalen, Schleiden am 22. Juni: Berge von Schutt und Müll liegen nach der Flutkatastrophe auf einer Straße im Ortsteil Gemünd.  © David Young/dpa

Der Starkregen und die immer dichtere Bebauung stellen insbesondere Großstädte vor Herausforderungen. Denn Wasser kann - wie im Sommer in Rheinland-Pfalz und in Nordrhein-Westfalen - zu einer tödlichen Gefahr werden. Dem Bericht zufolge können die Klimafolgen auch die Hansestadt empfindlich treffen.

Hamburg soll deshalb zu einer sogenannten Schwammstadt werden. Das heißt, dass das Wasser nicht mehr komplett aus der Stadt geleitet und zentral gesammelt wird. Der Plan sieht vielmehr vor, dass das Wasser dort, wo es in Form von Niederschlag fällt, versickern, verdunsten oder zurückgehalten werden soll.

Später kann es dann wieder, wie bei einem Schwamm, kontrolliert in die Umwelt abgegeben werden. Nur so könne man dem Wasser seine potenzielle Gefahr nehmen und es als Ressource besser nutzen, sagte Christian Günner von Hamburg Wasser.

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Dafür braucht das Wasser aber mehr Platz in der Stadt. Erreicht werden soll das mit verschiedenen Maßnahmen wie versickerungsfähigen Straßenbelägen sowie begrünten Fassaden und Dächern. Ein Beispiel für Letzteres hat Hamburg Wasser kürzlich im Stadtteil Neugraben-Fischbek in Betrieb genommen. Die Besonderheit: Das Ventil, über das das auf dem Dach gespeicherte Regenwasser abgelassen werden kann, ist mit einer Wetter-App verbunden.

Wird etwa Starkregen angekündigt, leert sich der Speicher des Daches automatisch, um Platz zu schaffen.

Klimawandel in Hamburg längst spürbar

"Der Klimawandel ist längst in Hamburg spürbar", sagte der Klimaforscher Mojib Latif. "Wir müssen uns einerseits an die Veränderungen anpassen, die unvermeidbar sind, und andererseits alles daran setzen, die globale Erwärmung auf das im Pariser Klimaabkommen festgelegte Maß zu begrenzen."

Hamburg Wasser versorgt rund zwei Millionen Menschen in der Metropolregion mit Trinkwasser und reinigt das Abwasser. Mit dem Bericht will das Unternehmen beleuchten, welche Auswirkungen der Klimawandel auf den Wasserhaushalt der Hansestadt hat.

Zu diesem Zweck wurden unter anderem Daten aus Regenschreibern ausgewertet und mit früheren Daten verglichen. So habe man subjektiv empfundene Wetterextreme in einen objektiven Kontext bringen wollen, hieß es.

Titelfoto: Georg Wendt/dpa

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