Polizeigewalt in Hamburg? Instagram-Video löst Welle der Empörung aus

Hamburg - Ein Mann wird augenscheinlich ohne Grund von mehreren Sicherheitskräften der Deutschen Bahn und Bundespolizisten aus einer S-Bahn in Hamburg gezerrt und später zu Boden gerungen. Diese Szenen repostete der Berliner Politiker Ferat Koçak (44, Die Linke) am Dienstag auf seinem Instagram-Kanal und entfachte so eine Welle der Empörung.

Ein Fahrgast filmte den Vorfall aus der S-Bahn heraus.
Ein Fahrgast filmte den Vorfall aus der S-Bahn heraus.  © Screenshot/Instagram/susanealimohamed

Ursprünglich hatte das Video die Aktivistin Susane Ali-Mohamed auf Instagram gepostet. Nach eigenen Angaben mit dem Einverständnis des mutmaßlichen Opfers. Dazu schrieb sie einen langen Text, der den Vorfall am 29. Januar gegen 16 Uhr am S-Bahn-Bahnhof Stellingen in Hamburg aus der Sicht des betroffenen Mannes schildert.

Nach den Angaben wollten der Mann und seine weibliche Begleitung gerade mit einem Fahrrad in die S-Bahn einsteigen, als ein Mitarbeiter der "DB Sicherheit" sie davon abhielt.

Sie sollten erst nach allen anderen Passagieren einsteigen, da sich zu dem Zeitpunkt aber kein Fahrgast mehr auf dem Bahnsteig aufgehalten haben soll, stiegen die beiden Personen dennoch ein.

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"Dem Opfer wurde gesagt, dass dieser aussteigen solle: 'Ihr werdet nicht mitfahren.
Aussteigen! Ich werde euch rausholen.' Da fragte das Opfer nur: 'Wieso?'

Woraufhin die Beamten der S-Bahn-Wache angefangen haben, das Opfer körperlich anzugreifen", heißt es auf dem Instagram-Kanal von Susane Ali-Mohamed.

Das Video des Vorfalls auf Instagram

Die Bundespolizei will nun die Kameras auf dem Bahnsteig sichten

Das Video zeigt, wie der Mann und seine Begleiterin aus der Bahn gezerrt werden.
Das Video zeigt, wie der Mann und seine Begleiterin aus der Bahn gezerrt werden.  © Screenshot/Instagram/susanealimohamed

In dem geteilten Video ist zu sehen, wie der Mann von mehreren Sicherheitsleuten von der Bahn aus der Bahn gezerrt und später zu Boden gerungen wird. Ebenfalls zu sehen ist, wie der Mann sich verbal und physisch wehrt.

Auf dem Bahnsteig eilten dann auch Polizisten der Bundespolizei der "DB Sicherheit" zur Hilfe. Das mutmaßliche Opfer soll noch am selben Tag die Notaufnahme aufgrund von Kniebeschwerden aufgesucht haben.

Mehrere Augenzeugen sowie Susane Ali-Mohamed und Politiker Ferat Koçak stufen den Vorfall als Polizeigewalt und Machtmissbrauch durch Sicherheitspersonal ein.

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Viele Instagram-User teilen diese Einschätzung und posteten ihre Empörung unter dem Video.

Andere hingehen zeigen Verständnis für das Auftreten von den Sicherheitsleuten und der Polizei: "Das ist keine Polizeigewalt, das ist Durchsetzung einer Anordnung. Da der Herr sie nicht nur nicht befolgt, sondern aktiv dagegen arbeitet, ist es ein legitimes Instrument, Zwangsmaßnahmen durchzuführen", so ein User auf Instagram.

Die Polizei Hamburg gab auf Instagram an, den Vorfall untersuchen zu wollen, verwies auf TAG24-Nachfrage allerdings auf die Zuständigkeit der Bundespolizei: "Da es sich bei dem von Ihnen vorgetragenen Sachverhalt um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt, können wir uns derzeit nicht zum Vorgang äußern.

Zum Vorgang müssen erst die Kameras auf dem Bahnsteig als auch in der S-Bahn ausgewertet werden", so ein Sprecher der Bundespolizei gegenüber TAG24.

Die DB über den Vorfall: "Zur Sicherheit aller war hier ein Handeln erforderlich!"

Die Mitarbeiter der DB steht nach Angaben einer Bahnsprecherin die Sicherheit der Fahrgäste an erster Stelle. (Beispielbild)
Die Mitarbeiter der DB steht nach Angaben einer Bahnsprecherin die Sicherheit der Fahrgäste an erster Stelle. (Beispielbild)  © Ulrich Perrey/dpa

Eine Bahnsprecherin betonte gegenüber TAG24, dass das Video nur einen Ausschnitt der Gesamtsituation zeigt. An dem besagten Sonntag seien die S-Bahnzüge aufgrund einer Fußballbegegnung (HSV gegen Eintracht Braunschweig) im Volksparkstadion und einer separaten Veranstaltung in der Barclays Arena stark ausgelastet gewesen.

"Hier stehen dann die Personenbeförderung und Sicherheit aller Fahrgäste im Vordergrund, eine Fahrradmitnahme konnte daher nicht gewährleistet werden", begründete die Bahnsprecherin den Vorfall.

"Dennoch stellten die Personen im Zug ihre Fahrräder in die Türbereiche, sodass der Wagen nicht mehr für weitere Fahrgäste begehbar war. So waren auch Flucht- und Rettungswege im Zug versperrt. Zur Sicherheit aller war hier ein Handeln erforderlich."

Die Sicherheitskräfte der S-Bahn-Wache Hamburg haben zudem Anzeige gegen den Mann wegen Beleidigung und Körperverletzung erstattet.

Erstmeldung um 14.44 Uhr. Aktualisiert um 15.36 Uhr.

Titelfoto: Screenshot/Instagram/susanealimohamed

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