Vogelgrippe: Geflügelhalter in Hessen bangen, weitere neue Verdachtsfälle
Von Christine Schultze
Büdingen/Groß-Gerau - Angst und Sorge wachsen! Nach ersten Nachweisen der Vogelgrippe in Hessen liegen beim Hessischen Landeslabor positive Befunde aus zahlreichen weiteren Regionen vor.
Eine Bestätigung, dass es sich um die Tierseuche handelt, stehe derzeit noch aus, teilte das hessische Landwirtschaftsministerium auf Anfrage mit.
Betroffen seien neben dem Landkreis Groß-Gerau der Rheingau-Taunus-Kreis, Frankfurt, Gießen, die Landkreise Limburg-Weilburg, Marburg-Biedenkopf, Hersfeld-Rotenburg, Waldeck-Frankenberg, Werra-Meißner, Schwalm-Eder und zusätzlich noch Kassel.
Als Maßnahmen ordneten die Veterinärbehörden der Kreise und kreisfreien Städte jeweils nach der Risikoeinschätzung vor Ort regionale Aufstallungen an, teilte das Ministerium weiter mit. So seien im Kreis Hersfeld-Rotenburg Anordnungen an einzelne größere Geflügelhaltungen entsprechend ergangen.
In Gebieten mit hoher Dichte an Wasser- und Zugvögeln sollten Tierhalter auch in eigener Verantwortung in Betracht ziehen, die Tiere im Stall zu lassen. Das Landwirtschaftsministerium appelliert, Geflügel- oder Vogelausstellungen abzusagen oder nur unter Einhaltung strenger Sicherheitsregeln und nur mit einer abgestimmten regionalen Risikobewertung durchzuführen.
Ein hohes Risiko stellen zudem Verkaufstouren von Gewerbetreibenden, die Geflügel zur privaten Haltung aus Fahrzeugen heraus verkaufen. "Nach Möglichkeit sollten Händler darauf verzichten. Tierhalter sollten unbedingt darauf achten, nur gesunde Tiere zu kaufen." Über das weitere Vorgehen wollten Vertreter und Experten des Ministeriums sowie aus Geflügel- und Landwirtschaft, Naturschutz, Tiermedizin und Wissenschaft nach Lage beraten.
Mindestens 90.000 Legehennen in Hessen
Derweil stellt sich die hessische Geflügelwirtschaft auf eine weitere Ausbreitung der Tierseuche ein. Noch in dieser Woche rechne man mit weiteren Nachweisen, sagte Inga John, Geschäftsführerin des Geflügelwirtschaftsverbandes in Hessen.
In dem südhessischen Landkreis hatte das FLI den Verdacht auf Vogelgrippe bei zwei Höckerschwänen und einem Silberreiher entsprechend bestätigt.
Daraufhin hatte das Veterinäramt des Kreises am vergangenen Freitag den Ausbruch der hoch ansteckenden Tierseuche festgestellt. Alleine im Landkreis Groß-Gerau gab es demnach Ende der vergangenen Woche fünf weitere Verdachtsfälle.
Der Geflügelwirtschaftsverband Hessen hat 75 Mitgliedsbetriebe mit den Angaben zufolge 90.000 Legehennen sowie einer jeweils nicht näher genannten Zahl von Masthähnchen und Puten. Allerdings seien längst nicht alle geflügelhaltenden Betriebe in dem Verband organisiert.
Sollte H5N1 in vielen Nutztierbeständen ausbrechen, wäre dies "schon ein heftiger Schlag ins Kontor", sagte John.
Die Vogelgrippe, auch Geflügelpest genannt, ist eine hochansteckende und bei vielen Vogel- und Geflügelarten rasch tödlich verlaufende Infektionskrankheit. Ehemals war das Virus im Zusammenhang mit dem Vogelzug nur während der kalten Jahreszeit hierzulande präsent. Mittlerweile gibt es das ganze Jahr hindurch Nachweise, wenn auch mit saisonalen Schwankungen. Das FLI empfiehlt als Schutzmaßnahme die schnelle Entfernung von Wildvogel-Kadavern.
Titelfoto: Patrick Pleul/dpa-Zentralbild/dpa

