Heute vor 48 Jahren: Deutscher Herbst erreicht Höhepunkt des RAF-Terrors
Der sogenannte Deutsche Herbst gilt als eine der dunkelsten Phasen in der Geschichte der Bundesrepublik. Heute vor 48 Jahren, am 18. Oktober 1977, gipfelten Wochen der Angst, Gewalt und politischer Ohnmacht in einem Tag, der bis heute nachhallt.
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Als Deutscher Herbst wird die Zeit im September und Oktober 1977 bezeichnet, in der die linksextremistische terroristische Vereinigung Rote Armee Fraktion (RAF) das Land in Atem hielt.
Am 5. September 1977 sollte die Entführung des damaligen Arbeitgeberpräsidenten und ehemaligen SS-Offiziers Hanns-Martin Schleyer die Freilassung mehrerer inhaftierter RAF-Mitglieder erzwingen. Dieser Forderung gab die Bundesregierung unter Helmut Schmidt jedoch nicht nach.
Die Lage eskalierte weiter: Palästinensische Terroristen entführten am 13. Oktober 1977 im Auftrag der RAF das Lufthansa-Flugzeug "Landshut". Nach Zwischenlandungen unter anderem in Rom (Italien) und Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) sowie der Ermordung des Flugkapitäns gelang es dem deutschen Sondereinsatzkommando GSG 9 die Maschine in der Nacht vom 17. auf den 18. Oktober 1977 auf dem Flughafen in Mogadischu (Somalia) zu stürmen.
Alle weiteren Geiseln überlebten. Es war ein Schlag gegen den Terror und ein Signal: Mit Terroristen und Terroristinnen wird nicht verhandelt. Der Staat lässt sich nicht (mehr) erpressen.
Hintergrundwissen: Die RAF wurde 1970 gegründet und löste sich 1998 wieder auf. Sie war für mindestens 33 Morde, mehrere Geiselnahmen, Entführungen und Sprengstoffattentate verantwortlich. Dabei verfolgte sie das Ziel, die politische und gesellschaftliche Ordnung der Bundesrepublik Deutschland gewaltsam zu stürzen.
18. Oktober 1977: Die Todesnacht von Stammheim
Noch in derselben Nacht starben die RAF-Anführer Andreas Baader, Gudrun Ensslin und Jan-Carl Raspe in ihren Zellen der Justizvollzugsanstalt Stammheim (Stuttgart).
Die offizielle Version: Selbstmord. Doch die Umstände werfen auch heute noch Fragen auf. Wurden Waffen in den Hochsicherheitstrakt geschmuggelt? Waren es geplante Suizide? Wussten einige staatliche Behörden gar von den Absichten der Häftlinge und ließen sie gewähren? Oder war es doch Mord?
Bis heute ranken sich diverse Verschwörungstheorien um die "Todesnacht von Stammheim".
Die Ermordung von Hanns-Martin Schleyer
Nachdem die Entführer vom Tod der inhaftierten RAF-Mitglieder erfahren hatten, setzten sie ihr grausames Vorhaben um und töteten Hanns-Martin Schleyer noch am selben Tag mit drei Schüssen in den Hinterkopf.
Am 19. Oktober 1977 bekannte sich die RAF öffentlich zu der Tat und gab den Fundort der Leiche preis. Sie lag im Kofferraum eines grünen Audi 100 in einer Straße in Mülhausen (Frankreich).
All diese Ereignisse markierten den Tiefpunkt der RAF-Terrorjahre. Der 18. Oktober 1977 steht symbolisch für die Zerreißprobe der jungen Bundesrepublik zwischen Terror, Staatsmacht und der Frage, wie viel Freiheit Sicherheit kosten darf.
Titelfoto: Bundesarchiv, B 145 Bild-F051866-0010/Wegmann, Ludwig/CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE/via Wikimedia Commons