Hanna-Mordprozess: Psychologe hat Zweifel an Gefängnis-Geständnis

Von Cordula Dieckmann

Traunstein/Laufen - Hat der Angeklagte im Mordprozess um den Tod von Studentin Hanna W. (†23) aus Aschau die Tat gegenüber einem Mithäftling gestanden?

Angeklagt ist erneut ein 23-jähriger Mann aus Aschau, der im ersten Prozess zu einer neunjährigen Haftstrafe verurteilt worden war.  © Felix Hörhager/dpa

Ein psychologischer Sachverständiger soll am Montagvormittag in dem Verfahren vor dem Landgericht Traunstein seine Einschätzung hierzu abgeben. Der 25-jährige Zeuge hatte den Angeklagten schwer belastet, seine Aussagen wurden aber später angezweifelt.

Der Zeuge und der Angeklagte hatten sich 2022 im Gefängnis kennengelernt. Bei einem Gespräch soll der Angeklagte seinem Mithäftling erzählt haben, wie er Hanna angegriffen, bewusstlos geschlagen und in einen Fluss geworfen haben soll.

Auch aufgrund dieser Aussage wurde der heute 23-Jährige im März 2024 wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren Haft verurteilt.

Gerichtsprozesse Bayern Mordprozess um Tod von Studentin Hanna: Ex-Mithäftling belastet Angeklagten erneut

Nach erfolgreicher Revision wegen eines Verfahrensfehlers wurde der Prozess Ende September neu aufgerollt, aus Platzgründen im Amtsgericht Laufen. Zudem zweifelte ein Gutachter die Glaubwürdigkeit des Hauptbelastungszeugen an. Als Folge ist der Angeklagte wieder in Freiheit.

In einer erneuten Aussage vergangene Woche wiederholte der Mithäftling seine Vorwürfe. Der Psychologe Max Steller sagte direkt im Anschluss vor Gericht, dass diese Aussage seine Zweifel an der Glaubwürdigkeit verstärkt habe.

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Der Musikclub "Eiskeller" unterhalb des Schlosses Aschau im Chiemgau. Hanna hatte Anfang Oktober 2022 den Musikclub besucht und war danach gewaltsam ums Leben gekommen.  © Uwe Lein/dpa

Mordprozess um getötete Studentin Hanna: Staatsanwaltschaft vermutet sexuelle Motive für Tat

Hanna starb in der Nacht zum 3. Oktober 2022. Die damals 23-Jährige hatte an dem Abend in der Disco "Eiskeller" in Aschau in Oberbayern gefeiert und wollte gegen 2.20 Uhr nach Hause. Dort kam sie aber nie an. Stattdessen wurde am Nachmittag ihre Leiche im Fluss Prien entdeckt, mit vielen Verletzungen unter anderem am Kopf und an den Schultern.

Die Staatsanwaltschaft geht in ihrer Anklage weiterhin davon aus, dass der junge Mann die Studentin in der Nacht aus sexuellen Motiven von hinten angegriffen und in den Bach geworfen habe, wo sie ertrank. Die Verteidigung dagegen spricht von einem Unfall und ist überzeugt, dass Hanna verletzt wurde, als sie zwölf Kilometer durchs Wasser trieb.

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