Urteil nach Pfeil-Attacke von Geschäftsmann gefallen: "Ihr seid alle von der Mafia"

Von Anne Baum

Berlin - Mit Pfeil und Bogen schoss ein 55-Jähriger aus seiner Wohnung in Richtung eines Passanten, der sich hinter einen Baum in Sicherheit bringen konnte.

Mitten am Tag schoss der 55-Jährige von seiner Wohnung aus mindestens zwei Pfeile.
Mitten am Tag schoss der 55-Jährige von seiner Wohnung aus mindestens zwei Pfeile.  © Silke Suliivan/dpa

Sieben Monate nach der Attacke hat das Berliner Landgericht die Unterbringung des Schützen in einem psychiatrischen Krankenhaus angeordnet, diese jedoch zugleich unter strengen Auflagen zur Bewährung ausgesetzt.

Der Zustand des Beschuldigten sei inzwischen ausreichend stabil, zudem seien flankierende Maßnahmen angeordnet worden, begründete der Vorsitzende Richter.

Am Vormittag des 18. Dezember 2024 stand der 55-Jährige am Fenster seiner im vierten Stock gelegenen Wohnung am Zionskirchplatz in Berlin-Mitte. Mit mindestens zwei Pfeilen habe er in Richtung eines Mannes geschossen, hieß es weiter im Urteil.

Gaza-Protestcamp darf wieder vor Bundeskanzleramt, doch unter einer Bedingung
Gerichtsprozesse Berlin Gaza-Protestcamp darf wieder vor Bundeskanzleramt, doch unter einer Bedingung
Schwarzarbeit in Millionenhöhe: Bauunternehmer wandert in den Bau
Gerichtsprozesse Berlin Schwarzarbeit in Millionenhöhe: Bauunternehmer wandert in den Bau

"Ihr seid alle von der Mafia, ich werde euch alle umbringen", habe er gerufen. Der Zeuge, der auf einer Bank saß und einen Tee trank, habe hinter einem Baum in Deckung gehen und die Polizei alarmieren können. Ein Pfeil prallte gegen den Baum und fiel zu Boden. Der Attackierte blieb unverletzt.

55-Jähriger hielt Passant für Mafia-Mitglied

Das Gericht erkannte die positive Entwicklung des Geschäftsmanns an.
Das Gericht erkannte die positive Entwicklung des Geschäftsmanns an.  © Monika Skolimowska/dpa

Juristisch handele es sich um eine versuchte Nötigung und eine Bedrohung, so der Richter. Der 55-Jährige sei aber wegen einer paranoiden Schizophrenie nicht schuldfähig gewesen.

Im Krankenhaus des Maßregelvollzugs, in dem der Mann nach der Attacke vorläufig untergebracht worden war, sei es zu einer positiven Entwicklung gekommen. Für fünf Jahre stehe der 55-Jährige nun unter Führungsaufsicht.

Das Gericht wies unter anderem an, dass er sich über eine psychiatrische Ambulanz weiter behandeln lassen muss, monatlich sei eine Depotmedikation zu verabreichen. Er dürfe keinerlei Pfeile oder ähnliche Waffen besitzen, keinen Alkohol oder Betäubungsmittel konsumieren. Mit dem Urteil folgte das Gericht den Anträgen von Staatsanwaltschaft und Verteidigung.

Witz zu Trump-Attentat: Gericht fällt Urteil über "El Hotzo"
Gerichtsprozesse Berlin Witz zu Trump-Attentat: Gericht fällt Urteil über "El Hotzo"
Frühere Chefin sagt gegen Berliner Killer-Arzt aus: "Nicht mehr an Zufälle geglaubt"
Gerichtsprozesse Berlin Frühere Chefin sagt gegen Berliner Killer-Arzt aus: "Nicht mehr an Zufälle geglaubt"

Der Geschäftsmann hatte gestanden und Bedauern geäußert. Er habe den Mann für ein Mafia-Mitglied gehalten und ihn nur vertreiben wollen. Auf einen Baum habe er gezielt. "Mein eigentliches Ziel war Aufmerksamkeit. Ich wollte, dass mir jemand zuhört, meine Sorgen ernst genommen werden."

Damals habe sich bei ihm der Gedanke verfestigt, in Berlin sei eine Bau-Mafia am Werk, er habe ein Komplott vermutet. Wegen seiner Ängste habe er Drogen konsumiert.

Titelfoto: Silke Suliivan/dpa

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Berlin: