Er missbrauchte Frau und Stieftochter, doch ist vorerst auf freiem Fuß

Chemnitz - Er missbrauchte seine minderjährige Stieftochter über mehrere Jahre und zwang sie zu unbeschreiblichen Dingen. Dafür wurde Jens M. (55) am gestrigen Donnerstag vom Chemnitzer Amtsgericht verurteilt.

Jens M. (55) muss in Haft, sobald das Urteil rechtskräftig ist.
Jens M. (55) muss in Haft, sobald das Urteil rechtskräftig ist.  © Haertelpress

Die Staatsanwaltschaft sprach von einem "Martyrium" für das Opfer. Im Zeitraum von 2014 bis 2018 soll er das damals sieben- bis elfjährige Mädchen in der gemeinsamen Chemnitzer Wohnung zum Anal- und Oralverkehr gezwungen haben. Auch die Ehefrau, mit der M. seit 2010 verheiratet gewesen war, hatte laut Staatsanwaltschaft sexuellen Missbrauch erfahren.

Mutter und Tochter seien durch die Taten so traumatisiert, dass sie nicht nur in eine andere Stadt zogen. Sie sollen per Filmaufnahmen ausgesagt haben, weil die Gefahr bestand, dass sie ein erneutes Aufeinandertreffen mit M. vor Gericht nicht durchstehen würden.

Jana (Name geändert) "hat sich extra nochmal die Haare abgeschnitten, damit der Angeklagte sie nicht erkennt", so Nebenklägervertreterin Uta Modschiedler.

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Der Beschuldigte bestritt die Vorwürfe bis zuletzt. Verteidiger Lars Schönherr (54) forderte einen Freispruch, weil die Mutter auch während eines früheren Prozesses gegen M. - ebenfalls wegen Kindesmissbrauchs - zu ihm gehalten haben soll. Durch dieses Verhalten seien die neuen Vorwürfe nicht nachvollziehbar.

Zudem seien die Aussagen von Mutter und Tochter zu den Taten nur bruchstückhaft. Am gestrigen Donnerstag fiel das Urteil: M. wurde wegen schweren sexuellen Kindesmissbrauchs in Tateinheit mit Vergewaltigung und Körperverletzung zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. M. befindet sich auf freiem Fuß, da laut Gericht keine Flucht- oder Verdunkelungsgefahr besteht.

Titelfoto: Haertelpress

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