NSU-Terroristin Beate Zschäpe in Aussteigerprogramm aufgenommen

Von Sebastian Schlenker

München/Chemnitz - Die Rechtsterroristin Beate Zschäpe (50) ist in ein Aussteigerprogramm für Neonazis aufgenommen worden. Im kommenden Jahr wird über ihre weitere Haftdauer entschieden.

Die Rechtsterroristin Beate Zschäpe (50) ist in ein Aussteigerprogramm für Neonazis aufgenommen worden. (Archivfoto)
Die Rechtsterroristin Beate Zschäpe (50) ist in ein Aussteigerprogramm für Neonazis aufgenommen worden. (Archivfoto)  © Peter Kneffel/dpa

Es hätten bereits mehrere Termine stattgefunden, sagte ihr Anwalt Mathias Grasel der Deutschen Presse-Agentur.

Nähere Angaben zum Programm und zur Frage, wo dieses angesiedelt ist, machte Grasel nicht. Dies sei mit Zschäpe und den Verantwortlichen des Programms so verabredet worden. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

Im Jahr 2023 wollte Zschäpe bereits in ein Aussteigerprogramm des Freistaats Sachsen aufgenommen werden - ist aber abgelehnt worden. Das Gesuch wurde laut Grasel vor allem deshalb abgelehnt, weil das Ende der Haft damals noch "nicht absehbar" war.

Haftdauer wird 2026 überprüft

Die Angeklagte wartete 2018 im Oberlandesgericht München auf die Fortsetzung des NSU-Prozesses. (Archivfoto)
Die Angeklagte wartete 2018 im Oberlandesgericht München auf die Fortsetzung des NSU-Prozesses. (Archivfoto)  © Tobias Hase/dp

Zschäpe war 2018 nach mehr als fünf Jahren Prozessdauer als Mittäterin an der NSU-Mordserie zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Das Oberlandesgericht München stellte auch die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren so gut wie ausgeschlossen. Zschäpe sitzt in der Justizvollzugsanstalt Chemnitz in Sachsen.

Laut Grasel muss im November 2026 eine sogenannte Mindestverbüßungsdauer der Haft Zschäpes festgelegt werden. Die Aufnahme in ein Aussteigerprogramm sei ein Faktor von vielen, der dabei berücksichtigt werde.

Der "Nationalsozialistische Untergrund" (NSU) war eine Terrorzelle, bestehend aus Zschäpe, Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, die von 2000 an jahrelang unerkannt zehn Morde in ganz Deutschland verübte, fünf davon in Bayern. Ihre Opfer waren neun Gewerbetreibende türkischer und griechischer Herkunft sowie eine deutsche Polizistin.

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Mundlos und Böhnhardt verübten zudem zwei Bombenanschläge in Köln mit Dutzenden Verletzten. Die beiden töteten sich 2011, um ihrer Festnahme zu entgehen - erst damit war der NSU aufgeflogen.

Titelfoto: Peter Kneffel/dpa

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