Hundefoto führt zu tödlichem Stich ins Herz: War "Opfer selbst für seinen Tod verantwortlich"?

Von Sabine Maurer

Friedberg/Frankfurt am Main - In dem Totschlags-Prozess um einen tödlichen Messerstich auf einem Frankfurter Sportgelände hat sich der Angeklagte auf Notwehr berufen.

Der 31-Jährige steht seit dem heutigen Montag in Frankfurt am Main vor Gericht. (Symbolfoto)
Der 31-Jährige steht seit dem heutigen Montag in Frankfurt am Main vor Gericht. (Symbolfoto)  © Helmut Fricke/dpa

Er habe sich in Todesangst befunden, sagte der 31-Jährige beim Prozessauftakt vor dem Schwurgericht des Frankfurter Landgerichts. Das Opfer sei "größtenteils selbst für seinen Tod verantwortlich".

Die beiden Männer kannten sich laut der Darstellung des Angeklagten flüchtig. Am 14. Juni 2024 postete ein Kumpel von ihm in den sozialen Medien ein Foto seines an Ausschlag leidenden Hundes. Das spätere Opfer reagierte mit einem Lach-Smiley, daraufhin kam es zunächst zu einem Streit zwischen ihm und dem Hundebesitzer.

Schließlich soll sich der Angeklagte eingemischt haben. "Ich sah mich gezwungen, meinen Kumpanen zu unterstützen", so die Schilderung des aus Friedberg (Wetteraukreis) stammenden Mannes im Gericht.

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Der Streit im Internet sei eskaliert, schließlich habe das 31 Jahre alte Opfer ihn aufgefordert, noch am selben Abend nach Frankfurt zu kommen, um sich zu schlagen und so die Sache zu klären.

Sie hätten verabredet, jeweils mit drei Begleitern zu erscheinen. "Das Messer habe ich zu meiner Sicherheit mitgenommen", las der Deutsche aus seiner vorbereiteten Erklärung vor.

Angeklagter behauptet: Tödlicher Stich ins Herz hatte "nichts persönlich" mit dem Opfer zu tun

Ausschlaggebend für die tödliche Auseinandersetzung soll ein Foto des kranken Hundes eines Freundes des Angeklagten gewesen sein. (Symbolfoto)
Ausschlaggebend für die tödliche Auseinandersetzung soll ein Foto des kranken Hundes eines Freundes des Angeklagten gewesen sein. (Symbolfoto)  © 123RF/pyotr

Auf dem dunklen Sportplatz im Stadtteil Unterliederbach sei das Opfer entgegen der Verabredung zusammen mit 15 bis 20 weiteren Menschen erschienen. Einer von ihnen habe eine Pistole gezückt und ihm unter anderem an den Kopf gehalten. Er sei erst vor Angst erstarrt und dann weggerannt, das spätere Opfer habe ihn mit mehreren Männern verfolgt und umzingelt.

Der 31-Jährige habe ihm eine große Mülltonne an den Kopf geschlagen, er selbst habe zeitgleich ziellos mit dem bereits gezückten Messer um sich gestochen. Die Stiche hätten "nichts persönlich" mit dem Opfer zu tun gehabt.

Anschließend sei er in das nahe Vereinsheim gerannt, wo mehrere Menschen gefeiert hätten, habe sich einen Barhocker zur Verteidigung genommen und auf seine Verfolger gewartet - es sei jedoch niemand gekommen.

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Einer der Messerstiche hatte seinen Kontrahenten ins Herz getroffen, der Mann brach zusammen und starb noch am Tatort. Der nun Angeklagte stellte sich sofort der Polizei, er sitzt in Untersuchungshaft.

"Ich bereue bis zum heutigen Tag", sagte er im Gericht. Er trage an dem Tod des 31-Jährigen "eine Mitschuld". Nach der bisherigen Planung soll der Prozess bis Anfang Juli dauern.

Titelfoto: 123RF/pyotr

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