Prozess um grausamen Serienvergewaltiger: Angeklagter räumt Vorwürfe vor Gericht ein

Von Lukas Fortkord

Frankfurt am Main - Ein Mann soll über Jahre hinweg Frauen betäubt, missbraucht und die Taten gefilmt haben – nun steht er in Frankfurt vor Gericht. Zum Auftakt des Prozesses räumte der 44 Jahre alte Angeklagte die schweren Vorwürfe gegen ihn im Wesentlichen ein. Eine detaillierte Aussage wolle er an einem der kommenden Prozesstage machen, sagte einer seiner beiden Verteidiger.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten chinesischen Staatsbürger unter anderem versuchten Mord und schwere Körperverletzung vor.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem angeklagten chinesischen Staatsbürger unter anderem versuchten Mord und schwere Körperverletzung vor.  © Boris Roessler/dpa

Die Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Frankfurt hat es in sich: Demnach soll der chinesische Staatsbürger in zahlreichen Fällen vom Januar 2020 bis November 2024 Frauen in seinem Bekanntenkreis Schlafmittel und Betäubungsmittel in teils lebensbedrohlichen Dosen verabreicht und sie vergewaltigt haben. Deshalb wirft die Behörde ihm unter anderem versuchten Mord und schwere Körperverletzung vor.

Darüber hinaus soll der 44-Jährige im Besitz von Kinderpornografie gewesen sein und Raub sowie Verstöße gegen das Betäubungsmittel- und Arzneimittelgesetz begangen haben.

Seine Taten habe er in Hunderten Fotos und stundenlangen Videoaufnahmen festgehalten und diese teilweise in Chatgruppen verbreitet.

Freundin nach Streit beim Kochen erschossen: Gericht fällt Urteil über Ex-Polizisten
Gerichtsprozesse Frankfurt am Main Freundin nach Streit beim Kochen erschossen: Gericht fällt Urteil über Ex-Polizisten

Die beiden Staatsanwältinnen verlasen die Anklage rund eine Stunde lang - und sparten teils grausame Details nicht aus. So habe der Mann Anfang 2020 begonnen, seine Fantasien, sexuelle Handlungen an bewusstlosen Frauen vorzunehmen, in die Realität umzusetzen.

Er war Mitglied von 25 Chatgruppen, die sich mit diesem Thema befassten und tauschte sich dort mit anderen Männern aus. Darin wurden Frauen als Fahrzeuge, Männer als Fahrer und die Vergewaltigung als Autofahren bezeichnet. Über die Chatgruppen verkaufte er mehrfach Schlafmittel nach China an andere Männer.

Ein mögliches Versterben seiner Opfer nahm der 44-jährige Angeklagte billigend in Kauf

Vor dem Frankfurter Landgericht hat der 44-jährige Angeklagte zum Prozessauftakt die Taten eingeräumt. Im weiteren Verlauf wolle er sich detaillierter äußern.
Vor dem Frankfurter Landgericht hat der 44-jährige Angeklagte zum Prozessauftakt die Taten eingeräumt. Im weiteren Verlauf wolle er sich detaillierter äußern.  © Frederik von Erichsen/dpa

Zunächst verabreichte er seiner Frau Schlafmittel und fertigte im bewusstlosen Zustand Fotos von ihr an. Eine Unbekannte war mehrmals bei ihm in seiner Wohnung zu Gast und wurde dort von ihm betäubt und im Gästezimmer vergewaltigt. Für die Bild- und Videoaufnahmen nutzte er ein aufgestelltes Handy, eine Digitalkamera sowie eine Kamera, die er am Kopf trug.

In den folgenden Monaten und Jahren weitete er seine Taten laut Staatsanwaltschaft auf seinen Bekanntenkreis und darüber hinaus aus. So verabreichte er Arbeitskolleginnen in verschiedenen Fällen in deren Wohnungen im Rhein-Main-Gebiet Schlafmittel und führte an ihnen sexuelle Handlungen durch.

Der Vermieterin einer Ferienwohnung in Nürnberg gab er eine mit Schlafmittel präparierte Praline und vergewaltigte diese später, während ihr elf Monate altes Kind im selben Raum schlief.

Frau in Frankfurt vor S-Bahn gestoßen: Gericht hat Urteil gefällt
Gerichtsprozesse Frankfurt am Main Frau in Frankfurt vor S-Bahn gestoßen: Gericht hat Urteil gefällt

Ab 2024 gab er sich auf Chatplattformen als Frau aus und nahm Kontakt zu anderen Frauen auf, die ihre Wohnungen zur Zwischen- oder Nachmiete anboten. Bei Besichtigungsterminen in Frankfurt, Göttingen und Mannheim überwältigte er die Frauen, vergewaltigte sie und fertigte jedes Mal Aufnahmen an.

Fast immer nahm er laut Staatsanwaltschaft den Tod seiner Opfer billigend in Kauf, um seine sexuellen Fantasien zu befriedigen. Die Frauen litten demnach nach der Betäubung an Atemanstrengungen, Würg-, Schluck- und Hustreflexen. Mehrere Opfer würden noch heute unter den Folgen leiden, hätten Angstzustände, Schlafstörungen und Suizidgedanken.

Unter anderem über die WhatsApp-Alternative "WeChat" schrieb der Täter seine späteren Opfer an.
Unter anderem über die WhatsApp-Alternative "WeChat" schrieb der Täter seine späteren Opfer an.  © -/kyodo/dpa

Mammut-Prozess wird wohl bis 2026 andauern

Der 44-Jährige wurde am 14. November vergangenen Jahres festgenommen. Seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung fanden die Beamten laut Anklage mehrere Festplatten mit 176.755 Videos und Bildern, die zum Teil den schweren sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen.

Das Gericht hat zahlreiche Fortsetzungstermine bis in den Januar 2026 festgelegt.

Titelfoto: Montage: -/kyodo/dpa, Boris Roessler/dpa

Mehr zum Thema Gerichtsprozesse Frankfurt am Main: