Tote Kinder (†7, †11) von Hanau: Mutter berichtet von schlimmen Gewaltexzessen des Vaters

Hanau - Gewalt, Erniedrigungen, Drohungen - die Mutter der beiden in Hanau gewaltsam zu Tode gekommenen Kinder zeichnet als Zeugin vor Gericht ein erschütterndes Bild ihrer Ehe mit dem Angeklagten.

Der Prozess vor dem Landgericht Hanau gegen den angeklagten 47-jährigen und mutmaßlichen Mörder zweier Kinder begann bereits am 18. Januar.
Der Prozess vor dem Landgericht Hanau gegen den angeklagten 47-jährigen und mutmaßlichen Mörder zweier Kinder begann bereits am 18. Januar.  © Arne Dedert/dpa

Im Prozess um den gewaltsamen Tod von zwei Kindern hat deren Mutter Gewaltausbrüche und Drohungen des wegen Mordes angeklagten Vaters geschildert.

Ihr Ex-Mann habe in der Regel ohne Vorwarnung seine Aggressionen ausgelebt und sie immer wieder geschlagen und erniedrigt, wenn etwas nicht nach seinem Willen lief, sagte die Frau laut Übersetzung einer Dolmetscherin am Mittwoch vor dem Hanauer Landgericht.

Auch seinen Sohn soll der Mann bei mehreren Gelegenheiten geohrfeigt und die Tochter geschüttelt haben. "Mein ganzes Leben mit ihm habe ich nur in Angst verbracht", auch die Kinder hätten Angst vor ihrem Vater gehabt.

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Die 38-jährige Mutter tritt in dem Prozess als Nebenklägerin auf und wurde am zweiten Prozesstag als Zeugin befragt. "Mir ist es wichtig, dass er auf jeden Fall bestraft wird", sagte sie - "damit die Kinder einen Seelenfrieden finden".

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Inder vor, seine siebenjährige Tochter und den elfjährigen Sohn am 11. Mai vergangenen Jahres heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen getötet zu haben - um seine Frau zu bestrafen, die nach einer Trennung nicht mehr mit ihm zusammenkommen wollte.

Angeklagter soll Tochter mit scharfem Gegenstand in den Hals geschnitten haben

Nun berichtete die Mutter der beiden Kinder vor Gericht, wie schrecklich sich das Zusammenleben mit dem 47-jährigen Angeklagten darstellte.
Nun berichtete die Mutter der beiden Kinder vor Gericht, wie schrecklich sich das Zusammenleben mit dem 47-jährigen Angeklagten darstellte.  © Arne Dedert/dpa

Am Tattag soll der Mann die Mutter dabei beobachtet haben, wie sie in einen Bus stieg, um zur Arbeit zu fahren. Dann soll er den Zeitpunkt abgepasst haben, als seine Kinder aus der Wohnungstür und zur Schule gehen wollten.

Seine kleine Tochter soll er in der Wohnung auf ein Bett gedrückt, ihr mit einem scharfen Gegenstand in den Hals geschnitten und sie so schwer verletzt haben, dass sie starb. Der Sohn soll die Tat mitangesehen, in Todesangst auf den Balkon der Wohnung geflüchtet und in die Tiefe gesprungen sein. Er starb kurz darauf im Krankenhaus.

Die Frau und der Mann hatten nach ihren Angaben 2008 in Indien auf Vermittlung einer Schwägerin geheiratet, zuvor kannten sie sich nicht. Schon bald nach der Hochzeit sei ihr Ex-Mann wieder nach Griechenland abgereist, wo er auf dem Bau arbeitete. Bei seinen gelegentlichen Aufenthalten in Indien sei ihr Ex-Mann bereits gewalttätig geworden.

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Weil sie schon immer davon geträumt habe, in Europa zu leben, habe sie ihn regelrecht angebettelt, sich um ein Visum für sie zu bemühen. Doch nach kurzer Zeit sei sie von dort zurückgeschickt worden. Schließlich seien sie nach Deutschland gezogen, wo sie "auf ein schöneres Leben" gehofft habe, sagte die Frau. "Aber es hat sich nichts geändert".

Auch die Mutter der Kinder wurde mehrfach auf brutale Weise verprügelt

Auf einem Balkon eines Hochhauses in der Hanauer Römerstraße wurde die Leiche des kleinen Mädchens entdeckt.
Auf einem Balkon eines Hochhauses in der Hanauer Römerstraße wurde die Leiche des kleinen Mädchens entdeckt.  © 5vision.media

Als ihr Ex-Mann begonnen habe, sie noch häufiger zu schlagen, habe sie sich von ihm getrennt, um sich und ihre Kinder zu schützen. Kurz darauf sei er bei ihrer Arbeitsstelle aufgetaucht und habe gedroht, sich mit Benzin zu überschütten und anzuzünden.

Er habe ihr dies anhängen wollen. Kolleginnen hätten auf ihn eingeredet, bis er sich beruhigt habe. Auch mehrfach gewürgt habe er sie und dabei auch versucht, ihre Kehle einzudrücken.

Nach Bekanntwerden familiärer Probleme war das Hanauer Jugendamt in dem Fall aktiv geworden und hatte über einen freien Träger eine sozialpädagogische Familienhilfe organisiert. In diesem Zusammenhang soll der Angeklagte seiner Ex-Frau bei einem Gespräch vorgeworfen haben, dass sie ihm die Kinder "weggenommen" habe. Er werde nach Indien fliegen und ihre ganze Familie umbringen.

Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, warum es ihre Kinder getroffen habe, sagte die Mutter: "Wer weiß, wenn ich zu Hause gewesen wäre, hätte er vielleicht mich umgebracht." Am nächsten Prozesstag am 15. Februar soll die Befragung der Mutter zunächst fortgesetzt werden.

Titelfoto: Arne Dedert/dpa

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