Mehr als 40 Millionen Euro in Sachsen abgezockt: Cybercrime-Mafia wird der Prozess gemacht

Leipzig - Sie haben mit hohen Dividenden gelockt und so weltweit Zigtausende Menschen betrogen: Vor zwei Jahren flog ein Netzwerk aus Ukrainern, Albanern, Litauern und Georgiern auf, das über Jahre einen Milliardenschaden mit sogenanntem Cybertrading verursacht haben soll. Der albanische Teil der Cybercrime-Mafia wurde jetzt in Leipzig angeklagt - wegen gewerbsmäßigen Bandenbetruges.

Zum Betrüger-Netzwerk gehörten Callcenter in Georgien, Nordmazedonien, Albanien, Bulgarien und der Ukraine. (Symbolfoto)
Zum Betrüger-Netzwerk gehörten Callcenter in Georgien, Nordmazedonien, Albanien, Bulgarien und der Ukraine. (Symbolfoto)  © 123RF

Es war im November 2022, als internationale Polizeieinheiten in Georgien, Nordmazedonien, Albanien, Bulgarien und der Ukraine Callcenter, Geschäfts- und Wohnräume stürmten.

Die länderübergreifende Großrazzia war der bisher schwerste Schlag gegen Cyberkriminelle. Auch sächsische Spezialfahnder waren in die Ermittlungen involviert.

Denn das mafiöse Netzwerk, das im Internet über 500 Cybertrading-Plattformen betrieben haben soll, zog auch in Sachsen reihenweise Anleger ab.

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Wie die Generalstaatsanwaltschaft in Dresden auf Morgenpost-Anfrage erklärte, gibt es im Freistaat über 100 Opfer, denen zwischen 2019 und 2022 Schäden von insgesamt 40 Millionen Euro entstanden.

Wegen der Vielzahl der sächsischen Opfer hat die Generalstaatsanwaltschaft den albanischen Mafia-Teil, der offenbar für die Abwicklung der Geschäfte im Freistaat verantwortlich war, am Landgericht Leipzig angeklagt. Drei Albanern im Alter von 26 bis 31 Jahren werden 646 Fälle und einer Albanerin (29) 685 Fälle des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angelastet. Über die Eröffnung des Hauptverfahrens hat die Wirtschaftsstrafkammer noch nicht entschieden.

Netzwerk ergaunerte wohl über eine Milliarde Euro

"CryptoKartal" ist eine der mittlerweile abgeschalteten Plattformen der Betrüger.
"CryptoKartal" ist eine der mittlerweile abgeschalteten Plattformen der Betrüger.  © Archiv

Und so soll der Betrug abgelaufen sein: Über Plattformen wie "CryptoKartal" und "Nilsen Markets" sollen die Betrüger Anlagegeschäfte mit Kryptowährung, binären Optionen und sogenannten Differenzkontrakten (Aktien-CFD) mit hohen Gewinnversprechen offeriert haben.

Tatsächlich wurden die Einzahlungen der Anleger aber nie gewinnbringend investiert, sondern ins Ausland verschoben. Auf den für die Anleger erstellten Trade-Accounts wurden diese Gewinne vorgegaukelt und die Opfer so animiert, weitere Investitionen zu tätigen.

Wollten die Anleger hingegen eine Auszahlung, brach der Kontakt plötzlich ab. Weltweit soll das Netzwerk so über eine Milliarde Euro ergaunert haben.

Titelfoto: 123RF

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