Prozess in Leipzig: War dieser Deutschlehrer ein Agent der Anlagebetrugs-Mafia?

Leipzig - Es sind weltumspannende kriminelle Netzwerke, für die wir Deutsche die idealen Opfer sind - reich, gierig und leichtgläubig! Millionen Euro zocken die Anlagebetrüger jedes Jahr ab. Vergangenes Jahr gelang es sächsischen Cybercrime-Ermittlern, eine dieser Banden zu sprengen. In Leipzig steht seit Montag ein ukrainischer Lehrer vor Gericht, der hiesige Anleger ausgenommen haben soll wie Weihnachtsgänse.

Verbarg vor Gericht sein Gesicht: Deutschlehrer Eduard V. (35), der wegen 55 Fällen des gewerbsmäßigen Bandenbetruges angeklagt ist.  © Silvio Bürger

Mal soll er sich "Walter Schulz" genannt haben, dann wieder "Hoffmann". Wenn Eduard V. (35) von Callcentern in Serbien und Zypern aus deutsche Kunden anrief, dann ging es jovial, fast schon freundschaftlich zu.

Nach Erkenntnissen der sächsischen Generalstaatsanwaltschaft war der aus der Ukraine stammende Deutsch- und Englischlehrer ein sogenannter "Retention-Agent" der Anlagebetrüger-Mafia.

Mit Seiten wie "kiplar.com", "profitix.com" und "uptos.com", die hohe Renditen für Anlageprodukte versprachen, ging die Truppe im Netz auf Opferfang. Europaweit, aber vor allem in Deutschland, gingen den Betrügern Hunderte Opfer ins Netz.

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Laut Anklage wurden diese dann von Eduard V. und seinen Kollegen so lange telefonisch bearbeitet, bis sie auch ihre letzten Ersparnisse an die Betrüger überwiesen.

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Bande soll insgesamt 14 Millionen Euro abgezockt haben

Eine der Fake-Seiten der Betrüger war "kiplar.com".  © Screenshot

Die für die Anklage zusammengestellten Fälle zeigen ein Muster. Zuerst investierten die Leute kleinere drei- oder vierstellige Beträge, später dann bis zu sechsstellige Summen.

Habe ein "Retention-Agent" nichts mehr aus seinen Kunden herausholen können, seien diese an den nächsten weitergegeben worden, um sie richtig auszuquetschen, heißt es in der Anklage.

Mit seinen Psycho-Tricks soll der Ukrainer allein zwischen November 2019 und April 2021 bei bislang elf identifizierten Opfern 775.914 Euro abgezockt haben.

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Geld, das laut Anklage von den Tätern nie für Anlagegeschäfte verwendet wurde, sondern gleich über ein weltweites Geldwäsche-Netzwerk in deren Taschen verschwand. Insgesamt soll die Bande auf diese Weise schon 14 Millionen Euro abgezockt haben.

Eduard V. wollte sich zu Prozessbeginn nicht äußern. Seine Verteidiger rügten jedoch in einem Eröffnungs-Statement die Anklage als formell fehlerhaft und stellten ihren Mandanten als einfachen Telefonisten dar, der von kriminellen Machenschaften nichts wusste.

Der Prozess wird fortgesetzt.

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