Prozess um entführten Voodoo-Zauberer: Geiselnehmer schweigen, das Handy plaudert alles aus

Leipzig - Sie lächelten freundlich, doch erklären wollten sie nichts. Im Prozess um die Entführung des afrikanischen Voodoo-Zauberers Lionel N. (30) haben sich die wegen Geiselnahme und erpresserischen Menschenraubes angeklagten Syrer am Donnerstag nicht zu den schweren Vorwürfen geäußert. Ein von der Kripo "geknacktes" Handy war der Schlüssel der Ermittlungen.

Familienoberhaupt Jamal M. (48, l.) verlor beim faulen Voodoo-Zauber 15.000 Euro. Auch sein Sohn Fadi (20) ist angeklagt.
Familienoberhaupt Jamal M. (48, l.) verlor beim faulen Voodoo-Zauber 15.000 Euro. Auch sein Sohn Fadi (20) ist angeklagt.  © Montage Ralf Seegers

Fünf Angeklagte mit jeweils einem Dolmetscher, zehn Rechtsanwälte und jede Menge Familie und Freunde, teils mit Kleinkindern auf dem Schoß, ließen es im Leipziger Schwurgerichtssaal am Donnerstag recht lebhaft zugehen.

Die Anklage wirft Familienoberhaupt Jamal M. (48), seinen Söhnen Muhammad (22) und Fadi (20) sowie seinen Freunden Ahmed O. (26) und Ammar A. (34) vor, am 10. Januar 2023 den in Leipzig lebenden Kameruner entführt, misshandelt und fast 30 Stunden als Geisel in ihrer Gewalt gehalten zu haben.

Der Grund ist bizarr: Vater Jamal, nach eigener Darstellung ein Taschenmacher, war dem dubiosen Voodoo-Master auf den Leim gegangen. Der hatte behauptet, Geld durch seine Zauberei und einen Geheim-Cocktail vermehren zu können. In der Hoffnung auf schnellen Reichtum hatte er dem Afrikaner 15.000 Euro übergeben. Bis heute fehlt von dem Geld jede Spur.

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Die Polizei hätte die absonderlichen Hintergründe der spektakulären Entführung wohl nie erfahren, hätten die Syrer ihren laut Staatsanwaltschaft auch aus Gründen der Ehre durchgezogenen Akt der Selbstjustiz nicht minutiös mit einem Smartphone dokumentiert. Ermittlern gelang es nach der Verhaftung der Geiselnehmer, das Gerät zu knacken und auszulesen.

Volle Anklagebänke im Landgericht: Die der Geiselnahme beschuldigten Syrer mit ihren Anwälten und Dolmetschern.
Volle Anklagebänke im Landgericht: Die der Geiselnahme beschuldigten Syrer mit ihren Anwälten und Dolmetschern.  © Ralf Seegers

Zeugen sollen ab dem 8. Februar aussagen

Nach einem langen Rechtsgespräch mit Richtern und Staatsanwälten erklärten die Verteidiger schließlich, dass alle Angeklagten sich zunächst schweigend verteidigen werden. Das Gericht beginnt nun am 8. Februar mit der Vernehmung von Zeugen.

Ob und wann der Voodoo-Master im Zeugenstand erscheint, ist unklar. Er scheint aktuell wie vom Erdboden verschwunden - weggezaubert oder im Zeugenschutz.

Titelfoto: Montage Ralf Seegers

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