Prozess gegen Magdeburg-Attentäter: Opfer überlebte "Sekunden, bis eine Minute"
Magdeburg - Der achte Verhandlungstag im Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt beginnt. Die Taten vom Angeklagten Taleb A. (51) rücken weiter in den Fokus.
Der 51-jährige Attentäter steht wegen sechsfachem Mord und über 300-fachem versuchten Mord vor Gericht. Ihm droht Sicherheitsverwahrung.
Der Prozess wurde am Dienstag kurzzeitig unterbrochen, weil der Angeklagte in seiner Sicherheitszelle ausgerastet war.
Grundlegende Informationen zu dem Attentat und dem langwierigen Gerichtsverfahren findet Ihr im Artikel "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".
TAG24 ist wieder für Euch vor Ort und berichtet live.
11.54 Uhr: Verhandlung pausiert
Nach der Klärung von Prozessfragen kündigt Richter Sternberg die Mittagspause an.
Der Prozess pausiert bis 13 Uhr.
11.45 Uhr: Prozess fortgesetzt, Taleb A.'s Nachfrage war zulässig
Nach der Pause verkündet Richter Sternberg, dass die Kammer nach einer Beanstandung von Rechtsanwalt von Rüden bestimmt hat, dass die Nachfrage von Taleb A. zum ersten Todesopfer zulässig war.
Der Angeklagte hat generell das Recht, Nachfragen zu Aussagen der Zeugen und Sachverständigen zu stellen. Taleb A. wird von Sternberg allerdings erneut ermahnt, Rücksicht auf die geladenen Opfer zu nehmen und gegebenenfalls Fragen von seinen Verteidigern stellen zu lassen.
Aber: "Man muss auch mal ertragen können", sagt Sternberg in die Runde, "das gilt auch für mich."
Der Prozess wird nun fortgesetzt.
10.52 Uhr: Prozess pausiert
Nachdem der Sachverständige bereits aus der Verhandlung entlassen wurde, beharrt der Angeklagte Taleb A. weiter auf seine Corona-These. Der Rechtsmediziner habe seine Nachfrage "nicht verstanden oder wollte keine Antwort geben", behauptet der 51-Jährige.
Richter Dirk Sternberg ermahnt den Angeklagten erneut und kündigt eine 40-minütige Pause an.
10.42 Uhr: Hauptschlagader des dritten Opfers durchtrennt
Der Angeklagte hat nach den Aussagen des Sachverständigen diesmal keine Fragen, sodass der Rechtsmediziner zur Obduktion der dritten Toten übergeht.
Das dritte Opfer, eine 67 Jahre alte Frau, wurde auf der linken Körperseite von dem Tatwagen getroffen und erlitt dadurch mehrere Rippenbrüche sowie Brüche am Unterschenkel und der Brustwirbelsäule. Ihre Hauptschlagader wurde "vollständig abgerissen".
Die Geschädigte wurde zunächst ins Krankenhaus gebracht, wo versucht wurde, die Ader zu reparieren. Die 67-Jährige verstarb wenige Stunden nach dem Anschlag, erläutert der Rechtsmediziner.
10.28 Uhr: Zweites Opfer starb durch Zusammenprall mit dem Todeswagen
Der Sachverständige spricht jetzt zum zweiten Opfer.
Die Frau erlitt unter anderem mehrere Rippen- und Beckenbrüche. Sie starb an einer Herzzertrümmerung, beide Herzkammern waren demnach aufgerissen. Der Rechtsmediziner betont, dass die massiven Verletzungen an Kopf, Rumpf und Beinen auf den Zusammenprall mit dem Anschlagsauto zurückzuführen ist.
Die Frau lebte nach dem Aufprall nur noch "Sekunden, bis zu einer Minute", so der Sachverständige.
10.19 Uhr: Taleb A. stellt Nachfrage, Diskussion entbrennt im Saal
Der Angeklagte Taleb A. fragt den Sachverständigen, ob das Opfer zuvor an Corona erkrankt war. A. verrennt sich in Erklärungen und behauptet, dass der Herztod der 45-Jährigen auch darauf zurückzuführen sein könnte.
Darüber kann der Rechtsmediziner keine Auskunft geben, das wurde nicht untersucht.
Daraufhin entbrennt eine Diskussion im Saal: Richter Dirk Sternberg ermahnt den 51-Jähriger erneut, sich auf Fragen zu beschränken, nicht auf Erklärungen. Sonst könne ihm - wie schon am letzte Prozesstag - das Fragerecht entzogen werden.
Mehrere Rechtsanwälte im Saal gehen dazwischen und beanstanden das Verfahren. Anwalt von Rüden kann scheinbar aufgrund eines abgestellten Mikrofons nicht sprechen und erhebt sich, um seine Beanstandung in den Saal zu rufen.
Am achten Prozesstag werden erstmals Opfer des Anschlags im Zeugenstand erwartet. Von Rüden fordert, dass die wirren Schilderungen des Angeklagten unterbunden werden sollen, um die Gefühle der Opfer zu schützen.
10 Uhr: Todesopfer starb an Herzversagen
Die Zeugenaussage einer Angehörigen der Toten wird verlesen.
Sie sagt aus, dass die 45-jährige Tote am Abend des Anschlags davongerannt und über eine Abgrenzung gestürzt sei. Dabei prallte sie mit dem Brustkorb auf eine Eisenstange, konnte aber mit zwei Angehörigen zunächst weitergehen. Sie klagte demnach über Atemnot, bevor sie bewusstlos wurde.
Der Rechtsmediziner hält diese Erklärung für plausibel im Hinblick auf die Obduktion.
9.47 Uhr: Rechtsmediziner gibt Einblicke in die Obduktion der Toten
Als erster Zeuge ist am Donnerstag ein Sachverständiger zur Obduktion der Getöteten vor Ort. Richter Dirk Sternberg gibt den Besuchern zuvor die Möglichkeit, den Saal zu verlassen, sollten sie den Bericht nicht hören wollen.
Der Rechtsmediziner hat mit seinem Team insgesamt drei Obduktionen durchgeführt. Zunächst berichtet er über die Obduktion einer toten 45-Jährigen. Besonders am Kopf habe die Frau Blutungen erlitten, sei aber an einem Herzversagen gestorben.
Der Zeuge erklärt, dass davon auszugehen ist, dass die Tote vor dem Anschlagsauto geflüchtet und daraufhin zusammengebrochen ist. Allerdings hatte die Frau eine bereits bestehende Herzerkrankung, ihr Herz galt als "jederzeit versagensbereit", besonders in Stresssituationen.
9.38 Uhr: Achter Prozesstag beginnt
Um kurz vor halb 10 wird der Angeklagte Taleb A. (51) wieder in seinen Sicherheitskasten geführt. Einige Pressevertreter dürfen für kurze Zeit Bilder vom Magdeburg-Attentäter schießen.
Auch am achten Prozesstag ist der Zuschauerraum wieder bis auf den letzten Platz gefüllt. Um 9.37 Uhr treten die Geschworenen ein und der Verhandlungstag beginnt.
6.30 Uhr: Sachverständiger und Opfer erwartet
Nachdem zuvor Taleb A.'s persönliches Umfeld näher beleuchtet wurde, geht es am Donnerstag wieder um seine Horror-Tat vom 20. Dezember.
Am achten Prozesstag werden drei Opfer des Anschlags im Zeugenstand stehen. Eigentlich müssen Geschädigte nicht vor Gericht aussagen. Die drei haben sich nach Angaben des Landgerichts freiwillig zur Aussage gemeldet. Auch ein Sachverständiger zur Obduktion der Toten wird am Donnerstag erwartet.
Die Verhandlung soll planmäßig um 9.30 Uhr beginnen.
Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa
