Prozess gegen Magdeburg-Attentäter: Zeugin bricht vor Gericht in Tränen aus

Magdeburg - Der achte Verhandlungstag im Prozess gegen den Todesfahrer vom Magdeburger Weihnachtsmarkt beginnt. Die Taten vom Angeklagten Taleb A. rücken weiter in den Fokus.

Der Prozess um den Magdeburg-Attentäter Taleb A. (51) geht weiter.  © Jan Woitas/dpa

Der 51-jährige Attentäter steht wegen sechsfachem Mord und über 300-fachem versuchten Mord vor Gericht. Ihm droht Sicherheitsverwahrung.

Der Prozess wurde am Dienstag kurzzeitig unterbrochen, weil der Angeklagte in seiner Sicherheitszelle ausgerastet war.

Grundlegende Informationen zu dem Attentat und dem langwierigen Gerichtsverfahren findet Ihr im Artikel "Eigenes Gerichtsgebäude gebaut: Mega-Prozess gegen Magdeburger Amokfahrer startet".

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14.05 Uhr: Augenzeugin bricht in Tränen aus

Die dritte und letzte Zeugin des achten Prozesstages sagt jetzt aus. Sie ist 41 Jahre alt und hat ebenfalls den Anschlag auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt persönlich beobachtet.

Schon zu Beginn ihrer Aussage bricht die Zeugin sofort in Tränen aus.

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13.56 Uhr: Zeuge schildert Folgen des Anschlags

Der 60-Jährige erklärt vor Gericht, dass seine Ehefrau nicht mehr in die Innenstadt fahren kann - aus Angst. Schon wenn das Paar mit dem Auto einige hundert Meter vorbeifährt "krallt sie sich regelrecht fest", schildert er.

Freunde des Zeugen, die den Vorfall miterlebten, sollen den ersten Prozesstag verfolgt haben. "Die haben einen richtigen Rückschlag bekommen. Es hat dann wieder alles angefangen zu brodeln im Kopf", so der Augenzeuge.

Der Mann habe beobachtet, dass Taleb A. in Schlangenlinien über den Weihnachtsmarkt gefahren ist. Er hat den Eindruck, dass der Angeklagte "so viele Menschen wie möglich" verletzen wollte.

13.42 Uhr: Augenzeuge wurde fast vom Todesfahrer erfasst

Der nächste Zeuge, ein 60 Jahre alter Mann, war am Anschlagsabend mit Freunden auf dem Weihnachtsmarkt. Er erinnert sich, dass gegen 19.15 Uhr das Todesauto nur einen halben Meter an ihm und seiner Gruppe vorbei gerast war.

Der Zeuge hat beobachtet, dass Stehtische durch die Gegend flogen und der Angeklagte "verschiedene Menschen mitgenommen hat und fast uns auch". Die Frau des 60-Jährigen wurde fast erfasst und habe "auch heute noch damit zu kämpfen", schildert er.

Der Zeuge und seine Bekannten leisteten dann umgehend Erste Hilfe. Er und seine Ehefrau halfen demnach einer alten Frau und brachten sie in das Versorgungszelt.

"Es war reine Panik in dem Moment", erklärt der Mann, "meine Frau kann nichtmal mehr in die Stadt reinfahren."

Die Nachfragen an die Augenzeugen werden am achten Prozesstag von der Verteidigung des Angeklagten gestellt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

13.31 Uhr: Richter unterbindet Nachfrage von Taleb A.

Der Angeklagte fragt über seinen Verteidiger, ob der Zeuge wüsste, wie es zu dem Anschlag gekommen sei und dass, so Taleb A., "die Behörden" daran Schuld hatten.

Richter Sternberg unterbindet diese Frage und entlässt den 57 Jahre alten Augenzeugen.

13.16 Uhr: Zeuge eilte verletztem Kind zu Hilfe

Der Zeuge beschreibt, vor Ort einen verletzten Jungen gesehen zu haben. Sein Bein war schwer verletzt, man habe sogar den Knochen gesehen.

Das Kind habe geschrien und den 57-Jährigen festgehalten. Der Mann konnte mit einem Schal das Bein notdürftig abbinden, bevor er weiterging, um einem alten Mann zu helfen, der Verletzungen am Arm erlitten hatte.

Nach seiner Ersthilfe habe er dann an die Rettungskräfte übergeben.

13.12 Uhr: Buden-Besitzer schildert Anschlagsabend

Der Prozess wird um kurz nach 13 Uhr fortgesetzt. Ein 57 Jahre alter Mann, der eine Bude auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt betreute, ist mit seinem Dolmetscher vor Ort.

Die Bude stand direkt neben der Fußgängerampel zum Allee-Center, wo der Angeklagte Taleb A. am 20. Dezember 2024 seine Todesfahrt begann. Der Zeuge beschreibt, wie er an dem Anschlagsabend großen Krach gehört hat. Er beobachtete eine Frau an seinem Stand, die von dem Todeswagen getroffen worden und daraufhin gestürzt war. Der 57-Jährige verließ daraufhin seine Bude, um der Geschädigten zu helfen.

Er prüfte demnach ihren Puls und habe zunächst keinen gespürt, erklärt er mittels Dolmetscher. Der gelernte Arzt versuchte nach eigenen Aussagen mit allen Mitteln, der Verletzten zu helfen.

11.54 Uhr: Verhandlung pausiert

Nach der Klärung von Prozessfragen kündigt Richter Sternberg die Mittagspause an.

Der Prozess pausiert bis 13 Uhr.

Am achten Prozesstag werden neben einem Sachverständigen der Rechtsmedizin auch Opfer erwartet.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa

11.45 Uhr: Prozess fortgesetzt, Taleb A.'s Nachfrage war zulässig

Nach der Pause verkündet Richter Sternberg, dass die Kammer nach einer Beanstandung von Rechtsanwalt von Rüden bestimmt hat, dass die Nachfrage von Taleb A. zum ersten Todesopfer zulässig war.

Der Angeklagte hat generell das Recht, Nachfragen zu Aussagen der Zeugen und Sachverständigen zu stellen. Taleb A. wird von Sternberg allerdings erneut ermahnt, Rücksicht auf die geladenen Opfer zu nehmen und gegebenenfalls Fragen von seinen Verteidigern stellen zu lassen.

Aber: "Man muss auch mal ertragen können", sagt Sternberg in die Runde, "das gilt auch für mich."

Der Prozess wird nun fortgesetzt.

10.52 Uhr: Prozess pausiert

Nachdem der Sachverständige bereits aus der Verhandlung entlassen wurde, beharrt der Angeklagte Taleb A. weiter auf seine Corona-These. Der Rechtsmediziner habe seine Nachfrage "nicht verstanden oder wollte keine Antwort geben", behauptet der 51-Jährige.

Richter Dirk Sternberg ermahnt den Angeklagten erneut und kündigt eine 40-minütige Pause an.

10.42 Uhr: Hauptschlagader des dritten Opfers durchtrennt

Der Angeklagte hat nach den Aussagen des Sachverständigen diesmal keine Fragen, sodass der Rechtsmediziner zur Obduktion der dritten Toten übergeht.

Das dritte Opfer, eine 67 Jahre alte Frau, wurde auf der linken Körperseite von dem Tatwagen getroffen und erlitt dadurch mehrere Rippenbrüche sowie Brüche am Unterschenkel und der Brustwirbelsäule. Ihre Hauptschlagader wurde "vollständig abgerissen".

Die Geschädigte wurde zunächst ins Krankenhaus gebracht, wo versucht wurde, die Ader zu reparieren. Die 67-Jährige verstarb wenige Stunden nach dem Anschlag, erläutert der Rechtsmediziner.

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