Sex-Täter muss doch nicht in den Knast! Milderes Urteil dank Formfehler

Düsseldorf – Bei der Neuauflage eines Prozesses um Vergewaltigung und sexuelle Übergriffe nach Online-Dates ist ein IT-Fachmann (40) in Düsseldorf zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt worden. Das Urteil fiel damit wesentlich milder aus als im ursprünglichen Prozess!

Der 40-Jährige hatte zum Auftakt des Prozesses am Düsseldorfer Landgericht ein Geständnis abgelegt.
Der 40-Jährige hatte zum Auftakt des Prozesses am Düsseldorfer Landgericht ein Geständnis abgelegt.  © Martin Gerten/dpa

Dem Rechtsspruch sei eine Verständigung aller Beteiligten vorangegangen, erklärte die Richterin am heutigen Mittwoch.

Der 40-Jährige hatte zum Auftakt gestanden. Seiner Aussage zufolge hatte er sich über die Dating-Plattformen "Tinder" und "Bumble" mit Frauen verabredet und sie aus Düsseldorfer Altstadtkneipen in seine nahe gelegene Wohnung gelockt.

Der Fall musste am Düsseldorfer Landgericht neu aufgerollt werden, weil der Bundesgerichtshof das erste Urteil wegen eines Formfehlers aufgehoben hatte. Dem Angeklagten war ein notwendiger rechtlicher Hinweis nicht erteilt worden.

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Das Landgericht hatte den IT-Fachmann im vergangenen Jahr zu drei Jahren Haft verurteilt. Diesmal rechnete das Landgericht dem 40-Jährigen an, dass er gestanden habe und Schadenersatz in fünfstelliger Höhe zahlen werde.

Täter zog beim Sex mit seinen Online-Dates heimlich das Kondom ab

Der 40-Jährige hatte sich über Dating-Plattformen wie "Tinder" mit Frauen verabredet und sie aus Düsseldorfer Altstadtkneipen in seine nahe gelegene Wohnung gelockt. (Symbolbild)
Der 40-Jährige hatte sich über Dating-Plattformen wie "Tinder" mit Frauen verabredet und sie aus Düsseldorfer Altstadtkneipen in seine nahe gelegene Wohnung gelockt. (Symbolbild)  © Marijan Murat/dpa

Der Angeklagte, der sich Luca nannte, sich mal als DJ und mal als Kinderbuchautor ausgab, hatte nach eigener Aussage innerhalb von zehn Jahren 600 Online-Dates.

Der Fall hatte für eine Grundsatzentscheidung des Bundesgerichtshofs gesorgt: Aus einvernehmlichem Sex könne rechtlich ein sexueller Übergriff oder sogar eine Vergewaltigung werden, wenn das Kondom gegen den Willen des Partners heimlich weggelassen oder abgezogen wird.

Der BGH hatte sich damit erstmals ausführlich zum Phänomen des "Stealthing" (Englisch: stealth - Heimlichkeit) geäußert. Dabei täuschen Männer ihrer Sexpartnerin oder ihrem Sexpartner vor, ein Kondom zu nutzen.

Titelfoto: Bildmontage: Martin Gerten/dpa, Marijan Murat/dpa

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