Prozess um zu Tode gequälten Tim (†2): Erschütternde Details über Zustand des Jungen

Halle (Saale)/Querfurt - Im Prozess um den gewaltsamen Tod des zweijährigen Tim haben Ersthelfer und Notarzt dem Landgericht in Halle erschütternde Details über den Zustand des Jungen geschildert.

Die 36-jährige Mutter des im vergangenen Sommer ermordeten zweijährigen Tim muss sich wegen Misshandlung und fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. (Archivbild)
Die 36-jährige Mutter des im vergangenen Sommer ermordeten zweijährigen Tim muss sich wegen Misshandlung und fahrlässiger Tötung vor Gericht verantworten. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Der kleine Junge hatte den Angaben nach an Armen und Beinen auffällig viele und große Hämatome sowie Striemen und auch ältere Spuren von Gewalt, selbst im Gesicht.

Die wegen Misshandlung von Schutzbefohlenen und fahrlässiger Tötung angeklagte Mutter und deren Ex-Lebensgefährte, der wegen Mordes an dem Jungen angeklagt ist, schweigen bisher zu den Vorwürfen der Staatsanwaltschaft. Sie sitzen in Untersuchungshaft.

Der 30-jährige Angeklagte soll im Juni und Juli 2020 den Zweijährigen in der Wohnung der 36 Jahre alten Mutter des Jungen in Querfurt (Saalekreis) mehrfach aus einer sadistischen Grundeinstellung heraus gequält, erniedrigt und sexuell missbraucht haben (TAG24 berichtete).

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Er soll das Kind laut Staatsanwaltschaft totgeschlagen und -getreten haben, um die Taten zu verdecken. Diese soll er gefilmt haben.

Seit Beginn des Prozesses am 14. Dezember 2020 verbirgt der Mann sein komplettes Gesicht unter seinen Haaren und einem Mundschutz. Die angeklagte Mutter des Zweijährigen, die eine Tochter hat, starrt im Wesentlichen regungslos vor sich hin.

Angeklagter schlief seelenruhig, als Polizei kam

In Querfurt gab es nach der grausamen Tat zahlreiche Gedenkveranstaltungen. (Archivbild)
In Querfurt gab es nach der grausamen Tat zahlreiche Gedenkveranstaltungen. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Als er den Zweijährigen gesehen habe, sei ihm sofort klar gewesen, dass es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um ein Gewaltverbrechen handelt, beschrieb der Notarzt den ersten Augenblick des Einsatzes vom 11. Juli 2020 als Zeuge vor Gericht.

Er arbeite seit 30 Jahren im Rettungsdienst, seit 2009 als Notarzt. Die Leichenstarre des Jungen war schon vorhanden, wie der Mediziner sagte. "Ich habe das Ärmchen angefasst, es war schon steif", sagte er mit stockender Stimme.

Die Mutter habe in ihrem Wohnzimmer auffällig teilnahmslos mit Abstand auf der Couch gesessen, wo ihr totes Kind lag. "Da war nichts, das habe ich noch nicht erlebt", sagte ein 62 Jahre alter Rettungsassistent, der mit dem Notarzt im Einsatz war, auf die Frage des Vorsitzenden Richters Jan Stengel über das Verhalten der Frau.

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Der Fernseher sei eingeschaltet gewesen. Der Lebensgefährte der Frau habe nebenan in einem Zimmer geschlafen, auch dann noch als die Polizei eintraf, sagte der Zeuge kopfschüttelnd.

Riesige Hämatome am ganzen Körper, auch im Gesicht

In diesem Wohnblock ist der kleine Junge ermordet worden. (Archivbild)
In diesem Wohnblock ist der kleine Junge ermordet worden. (Archivbild)  © Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

Ebenso schilderte zuvor ein Notfallassistent die Situation vor Gericht. Das Kind sei nur spärlich bekleidet gewesen, sichtlich übersät mit Hämatomen, an Beinen und Armen und auch im Gesicht. "Es waren so viele, so große blaue Flecken, so stößt sich kein Kind", sagte der 37-Jährige.

An einem Mundwinkel des Jungen sei gegorenes Blut gewesen. "Er war schon sehr, sehr kalt. Da war leider nichts mehr zu machen", sagte der Ersthelfer sichtlich bewegt. Aus väterlichem Instinkt habe er das tote Kind zugedeckt, sagte er und wischte sich Tränen aus den Augen.

Die Mutter des Jungen habe den Einsatzkräften erklärt, sie habe den Zweijährigen gegen 23 Uhr ins Bett gelegt, gegen 11 Uhr am 11. Juli 2020 leblos in der Wohnung gefunden. Der Notruf der Frau sei gegen 12.30 Uhr in der Leitstelle eingegangen. Fünf Minuten später seien erste Rettungskräfte vor Ort gewesen.

Der Prozess wird am 18. Januar fortgesetzt. Das Gericht hat Termine bis Februar anberaumt.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

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