Promille-Pöbler nach Online-Drohung gegen Kretschmer verknackt
Meißen/Radeburg - Nach zehn Bier ließ Uwe M. (59) seiner Wut über die Politik im Freistaat freien Lauf. Er pöbelte auf Facebook so massiv gegen Ministerpräsident Michael Kretschmer (50, CDU), dass Polizei und Justiz aktiv wurden. Nun saß der Radeburger vorm zuständigen Amtsrichter in Meißen im beschleunigten Verfahren wegen versuchter Nötigung und Bedrohung.
Im August postet Fischereimitarbeiter Uwe auf dem Account des MP in unflätiger und strafbarer Weise: Für den Fall, Kretschmer würde das Oldtimer-Treffen in Riesa besuchen, müsste der Politiker damit rechnen, "eine in sein dummes Gesicht geschlagen" zu bekommen. Der Politiker sei "nur Abschaum". Sollte er sich aufs Festgelände wagen, "werde ich von meiner Waffe Gebrauch machen".
"Ich hatte locker schon zehn Bier drin", so der Motorradfahrer, dessen Familie das Treffen engagiert organisiert. Auf die Frage des Richters Michael Falk (60), ob die Wortwahl nicht zu extrem war, zuckte der Angeklagte mit den Achseln. "Das kann man so sehen oder so", murrte er.
Staatsanwalt Alexander Thürmer (46) zitierte weitere Posts, die Uwe zuzuschreiben sind: So solle Kretschmer "aus Sachsen verjagt" werden oder "am Goldenen Reiter aufgehangen" werden.
Diese Entgleisungen wurden zwar nicht angeklagt. "Sie werfen aber ein bestimmtes Licht auf den Beschuldigten und den angeklagten Fall", so Thürmer.
Uwe M. wollte sich schriftlich beim MP entschuldigen
Der Kommentar mit der Waffendrohung rief im August die Sicherheitsbehörden auf den Plan. Mit über zehn Einsatzwagen rückte die Polizei zur Hausdurchsuchung bei Uwe an. Eine Waffe wurde nicht gefunden.
Er selbst wurde tags darauf auf dem Zeltplatz am Festgelände in Riesa mit 1,5 Promille gestellt. Sofort gab Uwe die Tat zu und erklärte noch bei der Polizei, sich schriftlich beim MP entschuldigen zu wollen.
Den Brief hat er bisher nicht geschrieben. "Deutsch: Fünf", begründete er sein bisheriges Zögern mürrisch. "Vielleicht kann mir ja meine Tochter dabei helfen."
Richter Falk verurteilte Uwe zu einer Geldstrafe von insgesamt 2250 Euro (75 Tagessätze zu je 30 Euro) und riet ihm "dringend", den Entschuldigungsbrief noch zu verfassen. Derlei Bedrohung könne kein Rechtsstaat dulden. Allerdings sei der Angeklagte nicht vorbestraft, geständig und von den Folgen sichtlich beeindruckt.
Titelfoto: Fotomontage: Steve Schuster
