"Todesengel von Chester": Diese Krankenschwester (33) ermordete sieben Babys

Manchester (Großbritannien) - Sie ist die schlimmste Kindermörderin Großbritanniens. Die Krankenschwester Lucy Letby (33) wurde von einem Gericht für schuldig befunden sieben Babys ermordet zu haben. Wer ist der Todesengel von Chester?

Lucy Letby (33) ermordete sieben Babys und verletzte sechs weitere schwer.
Lucy Letby (33) ermordete sieben Babys und verletzte sechs weitere schwer.  © Montage: Polizei Cheshire, 123rf/edmond77

Was diese Frau getan hat, ist einfach nur böse.

Es war einer der längsten Mordprozesse in der Geschichte Großbritanniens: Zehn Monate lang wurde vor einem Gericht in Manchester verhandelt. Nun wurde Babykillerin Lucy Letby (33) für schuldig befunden. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die studierte Krankenschwester Babys absichtlich Luft injizierte, andere mit Milch überfütterte und in mindestens zwei Fällen Babys mit Insulin vergiftete. Sieben Neugeborene starben, sechs weitere wurden schwer verletzt, haben zum Teil kognitive Einschränkungen davon getragen.

Das Strafmaß soll am Montag verkündet werden.

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Zwischen Juni 2015 und Juni 2016 kam es im größten Krankenhaus der nordenglischen Stadt Chester zu einer Häufung von tragischen Zwischenfällen bei Frühgeborenen. Überdurchschnittlich viele Babys starben, andere wurden plötzlich sehr krank. Bis zu zehn Prozent habe die Todesrate auf der Babystation von Chester über dem Durchschnitt gelegen, berichtet BBC.

Auffälliges Detail: Wenn Krankenschwester Lucy Letby (33) zum Dienst erschien, wurden besonders viele Kinder krank.

Sie sei der "gemeinsame Nenner", der die Fälle miteinander verbindet, betonte Staatsanwalt Pascale Jones vor Gericht.

Die Babymörderin wirkt so unschuldig

Es geschah im Countess of Chester Hospital

Die Killerin schlug auf der Neugeborenenstation zu.
Die Killerin schlug auf der Neugeborenenstation zu.  © OLI SCARFF / AFP

2016 leitete das Krankenhaus eine geheime Untersuchung gegen die studierte Krankenschwester ein. Letby kam in eine Abteilung ohne Patientenkontakt, die Zahl der toten Babys nahm rasch ab.

Doch die Krankenhaus-Ermittler konnten der Krankenschwester nichts Konkretes nachweisen. Man übergab den Fall an die Polizei.

2017 verdichteten sich die Anhaltspunkte für ein Verbrechen. Ermittler werteten Letbys Social-Media-Aktivitäten aus, stellten nach Angaben der Staatsanwaltschaft eine "aufdringliche Neugier gegenüber den Eltern der Babys" fest. Nachrichten, die Letby an ihre Kollegen schrieb, sollen einem "Live-Blogging der Ereignisse geglichen" haben.

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Im Juli 2018 kam Lucy Letby das erste Mal in Untersuchungshaft. Doch man musste die Serienmörderin wieder auf freien Fuß lassen. Die Beweise reichten nicht für ein Verfahren aus. Letby beharrte auf ihrer Unschuld.

Die Ermittlungen liefen weiter.

Lucy Letby wurde 2018 das erste Mal verhaftet

2018 wurde Letby zum ersten Mal verhaftet
2018 wurde Letby zum ersten Mal verhaftet  © Polizei Cheshire
In Vernehmungen bei der Polizei bestreitet der "Todesengel von Chester" etwas mit den toten Babys zu tun zu haben.
In Vernehmungen bei der Polizei bestreitet der "Todesengel von Chester" etwas mit den toten Babys zu tun zu haben.  © Polizei Cheshire
Im Tagebuch der Mörderin fanden die Ermittler Notizzettel, auf denen sie ihre Schuld einräumt.
Im Tagebuch der Mörderin fanden die Ermittler Notizzettel, auf denen sie ihre Schuld einräumt.  © Crown Prosecution Service

Im Juni 2019 kam Lucy Letby zum zweiten Mal vorübergehend in Polizeigewahrsam. Abermals musste man die Frau gehen lassen.

Im November 2020 wurde Letby im Haus ihrer Eltern ein drittes Mal verhaftet. Doch dieses Mal wurde Anklage gegen die Krankenschwester erhoben. Denn inzwischen hatten die Ermittler das Tagebuch der Killerin bei einer Durchsuchung sichergestellt.

Darin enthalten: mehrere Notizzettel, auf denen unter anderem geschrieben stand: "Ich habe sie absichtlich umgebracht, weil ich nicht gut genug bin, um mich um sie zu kümmern", "Ich bin böse, ich habe das getan", "Heute ist dein Geburtstag und du bist nicht hier und das tut mir so leid."

Außerdem stellte sich heraus: Die Krankenschwester fälschte massiv Dokumente und medizinische Unterlagen. Sie änderte Zeitangaben, wollte sich so von den Vorfällen distanzieren.

Mammutprozess: Zehn Monate lang wurde verhandelt

Susan and John Letby, die Eltern der verurteilten Babykillerin, glauben an die Unschuld ihres einzigen Kindes.
Susan and John Letby, die Eltern der verurteilten Babykillerin, glauben an die Unschuld ihres einzigen Kindes.  © PAUL ELLIS / AFP
Vor Gericht zeichneten Zeugen das Bild einer manipulativen Frau.
Vor Gericht zeichneten Zeugen das Bild einer manipulativen Frau.  © Elizabeth Cook/PA Wire/dpa

Seit Oktober 2022 wurde gegen Letby vor dem Manchester Crown Court verhandelt.

Unzählige Zeugen sagten aus, die Eltern der ermordeten Babys kamen zu Wort, Sachverständige wurden befragt. Auch ein verheirateter Arzt, der offenbar eine Affäre mit der Mörderin einging, wurde in den Zeugenstand gebeten.

Vor Gericht zeichneten Zeugen das Bild einer manipulativen Frau, die sich nach Aufmerksamkeit sehnt. So musste Letby wiederholt davon abgehalten werden Eltern - deren Babys sie zuvor umbrachte - im Trauerraum zu "trösten", berichtet die Zeitung Daily Mail.

Ein Gutachter attestierte der Krankenschwester gar am sogenannten Münchhausen-by-proxy-Syndrom zu leiden - eine schwere psychische Störung, bei der Erkrankungen Dritter herbeigeführt werden, nur um sich dann als aufopfernden Pfleger zu inszenieren.

Bis zuletzt behauptete die verurteilte Mörderin unschuldig zu sein. Als Richter Goss die Urteilsbegründung verlas, fing sie an zu weinen. Doch an Letbys Schuld gibt es so gut wie keine Zweifel - Beweise und Indizien sprechen gegen die Krankenschwester.

Am Montag soll das Strafmaß gegen die 33-Jährige verkündet werden. Ihr droht eine lebenslange Haftstrafe.

Titelfoto: Montage: 123rf/edmond77, Elizabeth Cook/PA Wire/dpa, Crown Prosecution Service, Polizei Cheshire

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