Drei Verletzte, ein Toter nach EM-Party - Doch was war das Motiv?

Wolmirstedt - Am Freitagabend wurden bei einer EM-Party drei Menschen verletzt. Der Angreifer, der zuvor einen weiteren Mann umgebracht hatte, wurde von der Polizei erschossen. Wie die Ermittlungen nun weitergehen.

Am Freitag hatte ein 27-Jähriger einen Menschen getötet und anschließend drei verletzt.
Am Freitag hatte ein 27-Jähriger einen Menschen getötet und anschließend drei verletzt.  © Thomas Schulz/dpa

Nach dem tragischen Zwischenfall im Landkreis Börde äußerten sich Innenministerium und Ermittler am heutigen Sonntag in einer Pressekonferenz zu genaueren Details und zum Stand der Ermittlungen.

So sagte Andreas Krautwald, Direktor der ermittelnden Polizeiinspektion Stendal, dass es sich bei der Tatwaffe wahrscheinlich um ein "auffällig langes Messer" gehandelt habe. Augenzeugen hatten um kurz nach 21 Uhr gemeldet, wie der 27-jährige afghanische Täter ziellos durch den Ort gelaufen war.

Krautwald beschrieb den Mann als "psychisch auffällig, in einem Ausnahmezustand" - er habe Passanten bedroht und vorbeifahrende Autos angeschrien.

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Beim Eintreffen der Einsatzkräfte hatte der Mann bereits drei Teilnehmer einer sechzehnköpfigen EM-Party verletzt und war auf der Straße unterwegs. Die Polizisten wollten deeskalieren, hätten sogar Spezialkräfte anfordern wollen. Der Täter wurde umstellt. Erst eine Viertelstunde später reagierte er aggressiv und lief mit erhobenem Messer auf die Polizisten zu und wollte, laut Krautwald, auf sie einstechen.

Die Beamten hatten demnach keine Wahl, zückten ihren Dienstwaffen und schossen den Angreifer nieder.

Polizei erschießt Messerstecher: Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Die Polizeiermittlungen laufen auch Hochtouren.
Die Polizeiermittlungen laufen auch Hochtouren.  © Thomas Schulz/dpa

Der 27-jährige Täter starb anschließend im Krankenhaus, sein Motiv war aber noch immer unklar.

Krautwald erwähnte, dass der Mann zwar polizeilich bekannt sei, aber ausschließlich wegen kleinerer Vergehen wie das Erschleichen von Leistungen. Er habe außerdem seit Längerem in Deutschland gewohnt und bereits einen Asylantrag gestellt.

Zunächst hätten keine Hinweise auf eine religiös oder terroristisch motivierte Tat vorgelegen, auch war unklar, ob sich die Beteiligten untereinander kannten.

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Die Ermittlungen laufen derzeit auf Hochtouren. Sieben Polizeibeamte sowie 15 Party-Gäste wurden bereits verhört, weitere Zeugenvernehmungen stehen aus. Eine Obduktion und ein toxikologisches Gutachten sollen zudem Auskunft darüber geben, ob der Mann während der Tat unter Drogen gestanden haben könnte.

Ein Ermittlungsverfahren gegen die Polizisten, die auf den 27-Jährigen geschossen haben, wurde eröffnet. Dies ist aber Routine und soll hauptsächlich prüfen, ob die Nutzung der Dienstwaffen rechtmäßig war.

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Die Polizei hätte noch versucht, die Situation zu deeskalieren.
Die Polizei hätte noch versucht, die Situation zu deeskalieren.  © Thomas Schulz/dpa

In einer nahegelegenen Plattenbausiedlung soll der 27-Jährige zunächst einen 24 Jahre alten Landsmann getötet haben. Dort habe man ein weiteres Messer entdeckt, so Krautwald. Es wird derzeit davon ausgegangen, dass sich die beiden Männer kannten.

Dann sei er ziellos in der Nachbarschaft umhergelaufen und hätte weitere Menschen bedroht. Kurz nachdem das zweite Tor im EM-Match Deutschland gegen Schottland gefallen war, war der Täter dann auf die Feiergemeinschaft im Genossenschaftsweg getroffen.

Er griff die Bewohner an und verletzte drei von ihnen, zwei davon sogar schwer. In Lebensgefahr habe glücklicherweise niemand geschwebt.

Wie bei der Pressekonferenz erwähnt wurde, konnten zwei der Verletzten das Krankenhaus bereits wieder verlassen. Angehörige und Zeugen werden derzeit seelsorgerisch betreut.

Originalmeldung von 17.05 Uhr, zuletzt aktualisiert um 17.50 Uhr.

Titelfoto: Thomas Schulz/dpa

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