18-Jähriger enthauptet Lehrer wegen Karikaturen – mehrere Minderjährige vor Gericht

Paris (Frankreich) - Dieses Verbrechen erschütterte nicht nur Frankreich, sondern die ganze Welt: Im Oktober 2020 wurde der Lehrer Samuel Paty (†47) in einem Pariser Vorort von einem Teenager auf offener Straße enthauptet. Am Montag startet der Prozess gegen sechs Jugendliche, die die Tat mit angestoßen haben sollen.

Samuel Paty starb mit nur 47 Jahren: Er wurde von einem mutmaßlichen Islamisten enthauptet.
Samuel Paty starb mit nur 47 Jahren: Er wurde von einem mutmaßlichen Islamisten enthauptet.  © Lewis Joly/AP/dpa

Der damals 18-jährige Täter mit russisch-tschetschenischen Wurzeln, Abdullah Ansorow (†), hatte seinem Opfer am 16. Oktober in der Nähe der Schule, in der dieses unterrichtete, aufgelauert.

Es folgte ein kaum vorstellbarer Gewaltakt, bei dem der Jugendliche den Lehrer zunächst mit mehreren Messerstichen niedergestreckt hatte, bevor er ihn schließlich mit einem 35 Zentimeter langen Messer enthauptete. Dabei rief er mehrfach "Allahu akbar".

Nach der Tat soll er bei Twitter (heute X) ein Foto des abgetrennten Kopfes veröffentlicht und verachtende Worte an Frankreichs Staatsoberhaupt Emmanuel Macron (45) gerichtet haben.

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Weil er infolge der Tat auch die alarmierte Polizei angegriffen hatte, wurde er kurze Zeit später von den Beamten erschossen. Das Verbrechen wurde als islamistisch motivierter Terrorakt eingestuft.

Statt des Täters müssen sich nun sechs junge Menschen vor Gericht verantworten, die im indirekten Zusammenhang mit den grausamen Geschehnissen stehen - darunter ein zum Tatzeitpunkt 13-jähriges Mädchen.

Die Welle der Anteilnahme war riesig nach der grausamen Tat.
Die Welle der Anteilnahme war riesig nach der grausamen Tat.  © GEORGES GOBET / AFP

Vater von Schülerin startete Internet-Hetzkampagne gegen Lehrer

Schüler haben vor der Bildungseinrichtung ihres Lehrers mit Blumen und Kerzen gedacht.
Schüler haben vor der Bildungseinrichtung ihres Lehrers mit Blumen und Kerzen gedacht.  © Anne-Christine Poujoulat/AFP/dpa

Der Lehrer hatte wenige Tage vor dem Mord seinen Schülern im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt. Denjenigen, die sich möglicherweise durch solche Zeichnungen beleidigt fühlen könnten, stellte er frei, den Raum währenddessen zu verlassen.

Die 13-Jährige soll an dem Tag selbst nicht anwesend gewesen sein, ihrem Vater trotzdem davon berichtet haben. Dieser startete daraufhin eine regelrechte Hetzkampagne im Internet gegen den Mann, behauptete unter anderem, er habe alle muslimischen Schüler aus dem Klassenzimmer geworfen.

Das Video des Vaters soll den Täter laut Medienberichten zu dem Verbrechen animiert haben - die beiden kannten sich nicht persönlich. Die Schülerin muss sich nun wegen Verleumdung verantworten, muss mit bis zu zweieinhalb Jahren Haft rechnen.

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Gegen die anderen fünf Jugendlichen wird wegen Bildung einer kriminellen Vereinigung verhandelt: Die damals 14 und 15 Jahre alten Jungen sollen Ansorow gegen Geld Hintergrundinformationen zu Paty geliefert haben, unter anderem, welchen Heimweg er von der Schule nutzte.

Der Prozess gegen die Teenager wird unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt und soll bis 8. Dezember dauern. Auch mehrere Erwachsene müssen sich vor Gericht verantworten, darunter zwei Freunde des Täters sowie der Vater der damals 13-Jährigen.

Titelfoto: Bildmontage: GEORGES GOBET / AFP, Lewis Joly/AP/dpa

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