Inna verhindert brutalen Mord an zweifacher Mutter: Er stach 49 Mal zu

Verden - Inna Rommelfanger (35) riskierte ihre eigene Gesundheit, um einen brutalen Mordversuch zu verhindern. Für ihren Mut erhielt sie den XY-Preis "Gemeinsam gegen das Verbrechen". Im Gespräch mit TAG24 schildert sie die schlimme Erfahrung.

Zusammen mit ihrem Hund begab sich Inna Rommelfanger (35) in große Gefahr, um eine Frau zu retten.
Zusammen mit ihrem Hund begab sich Inna Rommelfanger (35) in große Gefahr, um eine Frau zu retten.  © privat

Während einer Mittagspause am 2. Mai 2024 besuchte Rommelfanger ihre Mutter, holte dort frische Eier ab. Auf dem Rückweg geriet sie in die schlimmste Situation ihres Lebens.

Die 35-Jährige beobachtete etwas, das zunächst wie ein Streit zwischen Jugendlichen aussah. "Und ich dachte mir, ich fahre da jetzt ran, halte an und gehe dazwischen. Je näher ich kam, desto komischer wurde die Situation", so die Pflegefachkraft.

Dann erkannte sie, dass es sich um eine Frau und einen Mann handelte. Die Frau habe fürchterlich geschrien. Sie gab beim Heranfahren noch einmal Gas, in der Hoffnung, beide Personen dadurch auseinander zu treiben.

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"Aber das klappte nicht. Und als ich dann vor denen stand, habe ich erst gesehen, was da wirklich los ist", so die Verdenerin. In dem Moment lag die zweifache Mutter, die nach Todesdrohungen vor ihrem Ex-Mann in ein Frauenhaus nach Verden geflohen war, bereits am Boden.

"Der hat wild auf sie eingestochen", so Rommelfanger. Wie im Wahn sei er gewesen. "Ich hätte niemals gedacht, dass ich sowas Brutales jemals sehen werde", sagt sie.

Inna Rommelfanger: "Und dann habe ich einfach zugetreten"

Das Auto war nach der Rettung voller Blut. Inna Rommelfanger (35) bekam von ihrem Mann schließlich ein neues.
Das Auto war nach der Rettung voller Blut. Inna Rommelfanger (35) bekam von ihrem Mann schließlich ein neues.  © privat

Sie stieg aus ihrem Auto, entschlossen zu helfen. "Da habe ich angefangen zu schreien, der soll aufhören. Und habe auch auf das Auto geschlagen, um die Aufmerksamkeit von ihr wegzulenken", erzählt die 35-Jährige.

Es brachte nichts. Also fing sie an, mit Sachen nach dem Mann zu werfen. Erst die Eier, dann einen Kaffeebecher. Sie holte ihren großen Hund aus dem Auto, doch auch der konnte nicht den gewünschten Effekt erzielen. Ihr letzter, verzweifelter Versuch war der Wurf mit einem Regenschirm.

"Und dann habe ich aber gesehen, dass das Opfer die Klinge in der Hand hat. Da dachte ich mir so, bitte nimm das irgendwie weg", so Rommelfanger. Der 36-Jährigen gelang es, sie warf das Messer in Richtung ihrer Retterin.

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"Das ist aber nur zwanzig oder dreißig Zentimeter geflogen. Und er wollte danach noch mal greifen. Ich habe es dann weggetreten, es aufgehoben, bin damit erst mal ein paar Meter weggelaufen, weil ich dachte, er läuft mir jetzt hinterher, weil ich ja die Waffe jetzt habe", schildert sie.

Doch der Mann blieb auf seinem Opfer sitzen. 49 Stich- und Schnittverletzungen hatte sie zu diesem Zeitpunkt erlitten. Rommelfanger warf das Messer in ihr Auto. "Und dann habe ich einfach zugetreten", so die Retterin.

Mord an der Mutter sollte Geburtstagsgeschenk an die Tochter sein

Bei der Preisverleihung traf Inna Rommelfanger (35) auch auf Rudi Cerne (67), der ihr großen Respekt aussprach.
Bei der Preisverleihung traf Inna Rommelfanger (35) auch auf Rudi Cerne (67), der ihr großen Respekt aussprach.  © Peter Kneffel/dpa

Der Mann habe für einen Moment abgelassen, sodass sich die lebensgefährlich verletzte Frau in das Auto ihrer Heldin ziehen konnte.

"Ich bin dann auch ins Auto eingestiegen und wollte es starten. Beim ersten Mal hat es nicht geklappt. Ich war einfach zu nervös. Meine Arme, Hände, die Beine, alles hat gezittert", erzählt sie. Der Mann habe ins Auto gegriffen, sei wieder über die Frau hergefallen.

Rommelfanger konnte nicht hingucken, das Opfer sei voller Blut gewesen. Dann die Erlösung. "Beim zweiten Mal habe ich das Auto dann gestartet und bin mit Vollgas losgefahren", so die Niedersächsin.

Sie brachte die Schwerverletzte in ein Krankenhaus und rettete durch ihre Courage das Leben der Mutter. Ein Mal hätten sich die beiden nach diesem schrecklichen Tag noch getroffen.

Da erfuhr sie, dass der Mann, der nun eine 15-jährige Haftstrafe absitzen muss, seine Ex-Frau am Geburtstag der gemeinsamen Tochter töten wollte. "Er hat der Tochter gesagt, er will ihr ein besonderes Geschenk machen", so Rommelfanger.

Dazu kam es dank der Heldin nicht, die für ihre Tat mit dem XY-Preis "Gemeinsam gegen das Verbrechen" ausgezeichnet wurde. Die Sendung zur Preisverleihung wird am 26. November vom ZDF gezeigt.

Titelfoto: privat

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