Mordlust als Motiv: Messerstecher von Mellrichstadt wohl schuldfähig
Von Angelika Resenhoeft
Mellrichstadt/Schweinfurt - Mehr als vier Monate nach dem mutmaßlichen Messerangriff eines jungen Mannes auf eine Kollegin im unterfränkischen Mellrichstadt hat die Staatsanwaltschaft Schweinfurt Mordanklage erhoben.
Die Behörde wirft dem Verdächtigen vor, aus Mordlust und heimtückisch seine 59 Jahre alte Arbeitskollegin getötet zu haben. Das Landgericht Schweinfurt muss nun entscheiden, ob es die Anklage zulässt.
Zunächst hatten die Ermittler angenommen, dass der 22-Jährige bei dem Angriff schuldunfähig gewesen sein könnte - dafür sieht ein Sachverständiger allerdings keine Hinweise.
Der Beschuldigte räumte die Vorwürfe laut Staatsanwaltschaft ein und gab an, "einen inneren Drang zur Tötung eines Menschen verspürt zu haben. Diesen Drang habe er schon längere Zeit, ihn aber mit dem Konsum von Tabletten und Cannabis eindämmen können", so die Anklagebehörde.
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Verdächtigen Mord, versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor.
U-Haft statt Psychiatrie für den 22-Jährigen
Daher sei der vorläufige Unterbringungsbefehl in einem psychiatrischen Krankenhaus in einen Haftbefehl umgewandelt worden. Der 22-Jährige befindet sich mittlerweile in Untersuchungshaft, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft sagte.
Vor der Tat war der junge Mann den Ermittlern zufolge bereits in einer geschlossenen Abteilung eines psychiatrischen Krankenhauses untergebracht - weswegen, ist öffentlich nicht bekannt.
Zwei mutige Männer griffen ein und wurden ebenfalls verletzt
Der Mann arbeitete bis zur Tat beim Stromversorger Überlandwerk Rhön. Laut den Ermittlern überraschte der 22-Jährige seine Kollegin im Büro des gemeinsamen Vorgesetzten und fügte der Frau acht Messerstiche in den Hals- und Brustbereich zu.
Als der Vorgesetzte einschritt, soll der Beschuldigte ihn ebenfalls mit acht Messerstichen verletzt haben. Der Angegriffene schwebte danach in Lebensgefahr und überlebte nur aufgrund einer Notoperation.
Ein weiterer Mitarbeiter, mit dessen Hilfe es gelang, den mutmaßlichen Täter zu überwältigen, wurde durch einen Messerstich in den Oberschenkel verletzt.
Mordlust? Täter soll sich von der Tat innere Befriedigung erhofft haben
Der junge Mann wohnte zuletzt im thüringischen Meiningen etwa 20 Kilometer von Mellrichstadt (Landkreis Rhön-Grabfeld) entfernt. Etwa zwei Wochen vor der Tat seien seine Mordfantasien und die Mordlust stärker geworden, berichtete die Staatsanwaltschaft aus der Vernehmung des Mannes.
Schließlich habe der 22-Jährige den Entschluss gefasst, irgendeinen Menschen mit einem Messer zu töten.
"Nachdem er zunächst kein geeignetes Opfer gefunden habe, sei die Wahl auf seine Arbeitskollegin gefallen. Durch die Tat habe er sich eine innere Befriedigung erhofft", teilte die Behörde mit.
Titelfoto: Daniel Vogl/dpa
