Razzia im Rathaus: Millionenbetrug mit Park-Münzen, Bestechung und gelöschte Akten

Kempten - Eine ganze Reihe von teils ungeheuerlichen Machenschaften sollen sich über Jahre hinweg im Kemptener Rathaus abgespielt haben. Gegen mehrere Personen wird nun ermittelt, einige sitzen gar in Untersuchungshaft.

Im Kemptener Rathaus brodelt es gewaltig. Einige Stadt-Mitarbeiter sitzen sogar in U-Haft.
Im Kemptener Rathaus brodelt es gewaltig. Einige Stadt-Mitarbeiter sitzen sogar in U-Haft.  © 123RF / foottoo

Laut einer gemeinsamen Presseerklärung der Staatsanwaltschaft Kempten und des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West nach der Razzia am Donnerstag habe die Stadtverwaltung Kempten selbst die Ermittler kontaktiert.

Den Mitarbeitern seien Unregelmäßigkeiten bei Bußgeldverfahren aufgefallen.

Klingt beinahe harmlos. Entpuppte sich jedoch als alles andere als das. Sechs Mitarbeiter seien am Ende wegen des Verdachtes der Rechtsbeugung, Bestechlichkeit und Bestechung ins Visier geraten.

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So soll beispielsweise ein 35-Jähriger 36 Mal digitale Bußgeldakten gelöscht haben, um die Bestrafung der Betroffenen wegen Ordnungswidrigkeiten zu verhindern. Der Haftbefehl gegen ihn wurde am Donnerstagmorgen vollzogen, gegen Auflagen jedoch – vorerst – außer Vollzug gesetzt.

Fünf Mitarbeiter der kommunalen Verkehrsüberwachung stehen im Verdacht, sich nach Absprache gegenseitig keine Knöllchen verpasst zu haben.

Millionen-Betrug mit Münzgeld fördert weitere Fälle hervor

Mehrere Geräte privater und behördlicher Natur wurden am Donnerstag von den Ermittlern beschlagnahmt. (Symbolbild)
Mehrere Geräte privater und behördlicher Natur wurden am Donnerstag von den Ermittlern beschlagnahmt. (Symbolbild)  © Peter Steffen/dpa

Der konkrete Umfang, inwieweit dies umgesetzt wurde, ist noch Teil der Ermittlungen.

"Dabei wurden städtische Verwaltungsdaten und persönliche elektronische Endgeräte sichergestellt, die ausgewertet werden", heißt es in dem Statement.

Während man diese Vorwürfe noch unter einer Art "Vetternwirtschaft" überschreiben könnte, steht ein weiterer Fall auf einem ganz eigenen Level.

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Bereits seit Wochen ermittelt die Kripo gegen einen 40 Jahre alten Mitarbeiter der Stadt sowie dessen 38-jährigen Ehefrau. Er soll Münzgeld im Wert von weit mehr als einer Million Euro aus Parkscheinautomaten gestohlen und auf gemeinsame Konten eingezahlt haben.

Beide sitzen in Untersuchungshaft. Das Paradoxe: Erst die internen Untersuchungen des Münzgeldfalls haben laut Angaben des Rathauses die neuen Vorwürfe hervorgebracht. In allen genannten Fällen gilt weiterhin die Unschuldsvermutung.

Titelfoto: Montage: Peter Steffen/dpa + 123RF / foottoo

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