Respekt adé: So beeinflussen uns Tattoos und Piercings an Polizisten

Mainz - Kleines Tattoo - große Wirkung. Eine Studie der Hochschule der Polizei Rheinland-Pfalz zum Effekt von Körperschmuck hat ergeben, dass bei Bürgern Respekt und Vertrauen sinken, wenn ein Polizist sichtbar tätowiert oder gepierct ist.

Fähigen Polizeianwärtern soll aufgrund von Körperschmuck nicht zwingend der Zugang zur Polizei verwehrt werden (Symbolbild).
Fähigen Polizeianwärtern soll aufgrund von Körperschmuck nicht zwingend der Zugang zur Polizei verwehrt werden (Symbolbild).  © DPA

Das Ergebnis der Befragung von 241 zufällig ausgewählten Bürgern zwischen 13 und 81 Jahren ist teils auch in der Polizei eine Überraschung gewesen. Für den Umgang mit Tattoos bei Polizisten war bisher ein Rundschreiben maßgebend, nach dem Tätowierungen nur erlaubt sind, wenn sie beim Tragen kurzärmeliger Hemden nicht zu sehen sind. Nun gibt es eine Übergangsregelung.

Wenn ein Tattoo nicht zu sehen ist, gibt's nichts zu beanstanden. Wenn es sich auf dem Arm befindet, muss es verdeckt werden - dann ist ein langärmeliges Hemd vorgeschrieben. Kleine Tattoos sind zulässig, solange sie unauffällig sind. Anders ist es, wenn die Tätowierung nicht verdeckt werden kann - etwa hinter dem Ohr: Der Behördenleiter soll dann den Einzelfall prüfen.

Weiter gilt: Der Körperschmuck darf nicht diskriminierend sein. Auch der Umgang mit Piercings ist geregelt - sie sind erlaubt, wenn keine Verletzungsgefahr besteht. Das heißt praktisch: an Nase und Ohren ja, an Augenbrauen und Mund nein.

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Das rheinland-pfälzische Innenministerium arbeitet an einer gesetzlichen Grundlage. "Wir sehen auf der einen Seite, dass Respekt und Vertrauen gegenüber Polizisten abnehmen, je deutlicher sichtbar Tätowierungen sind", sagt Innenminister Roger Lewentz (SPD).

Die Abdeckung von Tätowierungen im sichtbaren Bereich sei grundsätzlich einfach umzusetzen. Die Anordnung ging in der vergangenen Woche an die Polizeipräsidien. Sie gilt ebenfalls für die Studenten an der Hochschule der Polizei, die auch auf dem Campus ihre Uniform tragen.

In der Regel sollen Tätowierungen an den Armen durch langärmelige Hemden möglichst verdeckt werden (Symbolbild).
In der Regel sollen Tätowierungen an den Armen durch langärmelige Hemden möglichst verdeckt werden (Symbolbild).  © DPA

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) begrüßt, dass es zu einer Regelung kommt. "Wir wollen uns nicht gänzlich einem gesellschaftlichem Trend verschließen", sagt die GdP-Landesvorsitzende Sabrina Kunz. Man müsse aber sehen, dass die negative Wirkung auf Autorität, Akzeptanz und Respekt umso größer sei, je sichtbarer eine Tätowierung sei.

Man müsse auch trennen zwischen einem geschmacklosen, einem sozial adäquaten Körperschmuck und der Eigensicherung wegen eines Verletzungsrisikos. Wie praktikabel ist die Übergangsregelung? "Das wird am Ende die Erfahrung zeigen", sagt die GdP-Landesvorsitzende.

Ein Polizeioberkommissar in Bayern, der sich den hawaiianischen Gruß "Aloha" auf den linken Unterarm tätowieren ließ, kassierte vor wenigen Tagen ein Verbot. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof sah die Dienstanweisung, dass Polizisten keine sichbaren Tattoos tragen dürfen, durch das Beamtengesetz gedeckt (Az.: 3 BV 16.2072).

In Kassel war dem Hessischen Verwaltungsgerichtshof der sichtbar tätowierte Spruch "Bitte bezwinge mich" einer Polizeianwärterin zuviel. Das Oberverwaltungsgericht in Münster wiederum entschied, dass ein großer Löwenkopf auf dem Unterarm kein Grund ist, einen Bewerber vom Polizeidienst in Nordrhein-Westfalen auszuschließen.

Beim Verwaltungsgericht Berlin hieß es, große sichtbare Tätowierungen seien gegenwärtig kein Hindernis bei der Bewerbung als Polizist.

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