Schalkes Antwi-Adjei erstattet nach Rassismus-Vorfall Anzeige: "Es ist keine Einzelperson"

Von Jörg Soldwisch

Leipzig - Nach dem Rassismus-Vorfall beim Pokalspiel zwischen Lok Leipzig und dem FC Schalke 04 hat Christopher Antwi-Adjei (31) Anzeige erstattet und die Polizei Ermittlungen aufgenommen.

Christopher Antwi-Adjei (31) hat nach dem Pokalspiel am Sonntag Anzeige erstattet.
Christopher Antwi-Adjei (31) hat nach dem Pokalspiel am Sonntag Anzeige erstattet.  © Picture Point / Sven Sonntag

Das geht aus einer Schalker Klub-Mitteilung hervor.

Der Schalke-Profi Antwi-Adjei hatte am Sonntagnachmittag nach rund einer Viertelstunde bei den Schiedsrichtern eine rassistische Beleidigung von der Tribüne gegen ihn kenntlich gemacht. Schiedsrichter Max Burda (36) unterbrach die Partie beim Stand von 0:0 für wenige Minuten.

Nach einem Hinweis durch den Stadionsprecher, dass diskriminierende Rufe zu unterlassen seien, wurde die Begegnung fortgesetzt. Antwi-Adjei wurde fortan bei jedem Ballkontakt von zahlreichen Lok-Fans ausgepfiffen.

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"Das haut nicht hin, nicht in der heutigen Zeit, generell gar nicht", sagte der in Hagen geborene Offensivspieler nach dem 1:0-Arbeitssieg nach Verlängerung in Sachsen. Laut seiner Aussage wurde das "N-Wort" gerufen.

"Es hat auch nicht jeder gesagt. Für mich war es ein vereinzelter Ruf. Ich hoffe, die Person denkt noch mal über diese Worte nach", ergänzte der 31-Jährige.

Immer wieder werden vor allem schwarze Spieler Opfer von Rassismus in Fußball-Stadien. Im Fall von Antwi-Adjei ermittelt die Leipziger Polizei wegen Beleidigung. Auch der Kontrollausschuss des DFB hat Ermittlungen eingeleitet.

Das Spiel musste für einige Minuten unterbrochen werden.
Das Spiel musste für einige Minuten unterbrochen werden.  © Picture Point / Sven Sonntag

Schalke-Trainer betont: "Das ganze Stadion hat gepfiffen"

Schalke-Trainer Miron Muslic (42) hält nichts von der Einzeltäter-Theorie.
Schalke-Trainer Miron Muslic (42) hält nichts von der Einzeltäter-Theorie.  © Picture Point / Sven Sonntag

Nachdem der Lok-Sprecher in der Halbzeitpause dem TV-Sender Sky noch gesagt hatte, dass die rassistische Beleidigung noch "nicht verifiziert" werden konnte, entschuldigte sich der Nordost-Regionalliga-Meister am Sonntagabend.

"Überhaupt nicht stolz sind wir auf die rassistische Beleidigung, die der Schalke-Spieler Christopher Antwi-Adjei in der 15. Minute von einem Zuschauer erfahren musste", schrieb Lok in einem Statement auf der Vereins-Internetseite. "Selbstverständlich entschuldigen wir uns im Namen des gesamten 1. FC Lok Leipzig in aller Form bei Christopher Antwi-Adjei und dem FC Schalke 04!"

Schalke-Trainer Miron Muslic (42) entkräftete in der Pressekonferenz die Einzeltäter-Theorie.

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"Ich muss noch mal nachhaken, weil wir immer verharmlosen: Einzelperson. Das ganze Stadion hat, glaube ich, schon ein Gefühl gehabt, warum das Spiel unterbrochen ist - und das ganze Stadion hat gepfiffen. Es ist keine Einzelperson", sagte der Österreicher mit bosnischen Wurzeln: "Aber leider Gottes ist das so gang und gäbe, dass man das verharmlost und dann abschiebt als 'ein Idiot'. Das sehe ich nicht so, und das möchte ich betonen."

Schalke-Kapitän Kenan Karaman (31) bestätigte, dass der Zweitligist bei weiteren rassistischen Vorfällen während des Spiels das Feld im Bruno-Plache-Stadion verlassen hätte. "Wenn es so weitergegangen wäre, hätten wir nicht mehr weitergespielt", sagte der Türke.

Titelfoto: Bildmontage: Picture Point / Sven Sonntag

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