Bundespolizist tötet Kumpel, lässt Leiche verschwinden und will neues Leben mit dessen Frau

Liebenburg, OT Groß Döhren - Obwohl seine Leiche bis heute verschwunden ist, ist für Polizei und Gericht klar, dass Karsten M. (51) von seinem Kumpel Martin G. (50) getötet wurde. Mit einem perfiden Plan, um letztlich an dessen Frau zu kommen.

Was ist mit Karsten M. passiert?
Was ist mit Karsten M. passiert?  © Polizei

Groß Döhren in Niedersachsen, 35 Kilometer südlich von Braunschweig, am 19. März 2021. Karsten M. ist gerade aufgestanden, hört Geräusche im Garten und sieht, dass Möbel umgestoßen wurden. Das schreibt er seiner noch schlafenden Frau, die diese Beobachtung später nicht macht. Zwei Tage danach wird der Pfeil einer Pistolen-Armbrust im Garten entdeckt.

Ein Monat später: Offenbar überhastet verlässt der Familienvater am Morgen das Haus. "Es bleibt ein Toastbrot zurück, das er normalerweise morgens zu sich nimmt", berichtet Polizeihauptkommissar Marko Bothe in der ZDF-Sendung "Schuld & Sühne". Auch Handy und Geldbörse liegen noch auf dem Tisch. Das Auto ist allerdings weg.

Im Laufe des Tages gibt es kein Lebenszeichen des damals 51-Jährigen. Ungewöhnlich, besonders weil der jüngste Sohn seine Führerscheinprüfung hat.

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Am Abend stellt sich heraus, dass Karsten M. nicht bei der Arbeit war. Ein Unfallgeschehen kann durch Abtelefonieren umliegender Krankenhäuser nahezu ausgeschlossen werden. M. ist nicht auffindbar.

Nachgestellte Szene: Karsten M. hatte komische Beobachtungen gemacht.
Nachgestellte Szene: Karsten M. hatte komische Beobachtungen gemacht.  © ZDF/Tobias Schütze

Schuld & Sühne (ZDF): Viele Blutspuren und noch mehr ungeklärte Fragen

Nachgestellte Szene: Im Garten werden Blutspuren gefunden.
Nachgestellte Szene: Im Garten werden Blutspuren gefunden.  © ZDF/Tobias Schütze

Später wird seine kaputte Brille und Blutflecken im Garten gefunden - sie gehören dem Vermissten, der somit mindestens schwer verletzt sein dürfte.

Einer der Söhne findet einen Handychat seines Vaters mit dem Kontakt "Fotomacher", der vom Seitensprung seiner Frau und eindeutigen Fotos berichtet hatte. Die Nummer, mit der der Unbekannte geschrieben hatte, gehört zu einem Mann, der Jahre zuvor Deutschland verlassen hatte. Ein Ablenkungsmanöver, wie sich später herausstellt.

Im Laufe der Ermittlungen wird in Erfahrung gebracht, dass M. schon fünf Monate vor dem Verschwinden einen Brief unter seinem Scheibenwischer gefunden hatte. Der Inhalt: "Mit Erschrecken musste ich sehen, wie Ihre Ehefrau Sie mit einem anderen Mann in eindeutiger Situation hintergeht." Er bietet davon angefertigte Fotos an und lotst M. zu einem Treffpunkt am Friedhof. Dort findet er nur einen leeren Briefumschlag.

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Der Caddy des Vermissten wird auf dem Hannoveraner Expo-Gelände gefunden - mit weiteren Blutspuren des Familienvaters.

Nachgestellte Szene: Sechs solcher Armbrust-Pfeile hatte Familienfreund Martin G. bestellt.
Nachgestellte Szene: Sechs solcher Armbrust-Pfeile hatte Familienfreund Martin G. bestellt.  © ZDF/Tobias Schütze

Mord ohne Leiche?! Familienfreund verurteilt

Familienfreund Martin G. (r.) wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.
Familienfreund Martin G. (r.) wurde wegen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt.  © Swen Pfoertner/dpa

Eine Zeugenbeobachtung aus der Nachbarschaft lässt dann Martin G. ins Visier der Ermittler geraten. Er ist ein Freund der Familie, zu der er nach einer Trennung einen engen Draht hatte. Wollte der Bundespolizist seinen Kumpel aus dem Weg räumen, um freie Bahn bei dessen Partnerin zu haben?

Kurz darauf kommt eine Affäre der beiden ans Licht. Während sie es rein sexuell interpretierte, wollte G. offenbar von Anfang an mehr.

Verdächtig: An allen Tagen, an denen rund um Karsten M. komische Dinge vor sich gingen, hatte G. Mietwagen geordert, obwohl er selbst ein Auto hat. Ein Zufall? Offenbar nicht. Denn auch der Erpresserbrief, den M. an seiner Windschutzscheibe gefunden hatte, wurde am Dienstrechner seines Kumpels erstellt und an seinem Arbeitsplatz gedruckt.

Für das Gericht sind dies, trotz der fehlenden Leiche, genügend Indizien, um Martin G. am 31. Mai 2022 unter anderem wegen Mordes zu lebenslanger Haft zu verurteilen. Eine Revision weist der Bundesgerichtshof zurück.

Die neue Folge der ZDF-Reihe "Schuld und Sühne mit Paulina Krasa" wird am Montag (17. November) ab 20.15 Uhr ZDFinfo ausgestrahlt. Vorab seht Ihr sie in der Mediathek.

Titelfoto: Bildmontage: ZDF/Tobias Schütze ; Polizei

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