Grausames Chatprotokoll: Christian B. hat Kindsmissbrauch angekündigt

Schönebeck - Madeleine "Maddie" McCann wäre heute 16 Jahre alt. Inga G. aus Schönebeck in Sachsen-Anhalt wäre als Zehnjährige aktuell Grundschülerin. Doch von den beiden blonden Mädchen fehlt seit Jahren eine Spur. Heißt der Täter Christian B.? Dieser Frage ist die RTL-Sendung "Spiegel TV" auf den Grund gegangen. 

Steht unter Mordverdacht: Christian B. (43).
Steht unter Mordverdacht: Christian B. (43).  © imago images/Independent Photo Agency Int.

Ein Gutachten des Bundeskriminalamts (BKA) beschreibt den heute 43-jährigen B. als Psychopathen mit pädophilen Neigungen. Worte, die es nicht unwahrscheinlicher erscheinen lassen, dass der mehrfach kriminell gewordene Deutsche etwas mit dem Verschwinden des damals dreijährigen britischen Mädchens Maddie McCann zu tun haben könnte.

Das war 2007. Vor 13 Jahren. Während Maddies Eltern in der hoteleigenen Tapas-Bar im portugiesischen Ferienort Praia da Luz essen, verschwindet ihre Tochter innerhalb eines Zeitfensters von 50 Minuten. Spurlos. Bis heute.

Gegen B. wird jetzt endlich ermittelt. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig verdächtigt den 43-Jährigen, Maddie entführt und ermordet zu haben.

Arian (6) spurlos verschwunden: Bundeswehr hilft mit Tornado bei Suche
Vermisste Personen Arian (6) spurlos verschwunden: Bundeswehr hilft mit Tornado bei Suche

Zum Tatzeitpunkt lebte der Deutsche in einer kleinen Finca unweit des Ferienortes Praia da Luz. Sein Geld "verdiente" er als Kellner, Monteur und Drogenhändler. Mehrfach brach er in Hotelanlagen ein, entwendete Geld und Gegenstände. 

Vielleicht war dies auch sein Plan am 3. Mai 2007. Doch dann lag die schlafende Maddie in ihrem Bett. Von den Eltern keine Spur. "Möglicherweise hat sich sein Motiv im Laufe der Tat gewandelt: Es hat als Einbruch begonnen und als Entführung geendet", kann sich Kriminal-Analyst Mark T. Hofmann vorstellen.

Einen Tag später meldete er sein Auto ab. Ein Zufall?

Entführte er auch die kleine Inga?

Inga G. (l.) und Madeleine "Maddie" McCann sind seit fünf beziehungsweise 13 Jahren spurlos verschwunden.
Inga G. (l.) und Madeleine "Maddie" McCann sind seit fünf beziehungsweise 13 Jahren spurlos verschwunden.  © Polizeiinspektion Stendal, AP/dpa

Eineinhalb Jahre vor Maddies Entführung vergewaltigte B. eine damals 72 Jahre alte US-Touristin, ebenfalls in Praia da Luz. Er konnte durch ein Haar auf ihrer Bettdecke überführt werden.

Nachdem er 2007 nach zwölf Jahren in Portugal nach Deutschland zurückkehrte, führte ihn sein Weg über Augsburg und Hannover nach Braunschweig. Dort lebte er in einem Wohnwagen oder auf dem Dachboden eines Kumpels. 

Jahrelang trat er nicht groß in Erscheinung, finanzierte sich seinen Unterhalt aber erneut unter anderem durch den Drogenhandel.

Sie braucht ärztliche Hilfe und wird seit Montag vermisst: Wo ist Charleen?
Vermisste Personen Sie braucht ärztliche Hilfe und wird seit Montag vermisst: Wo ist Charleen?

Am 1. Mai 2015 ist Christian B. in einen Unfall mit Blechschaden auf dem niedersächsischen Rastplatz Lappwald auf der Autobahn 2 an der Grenze zu Sachsen-Anhalt beteiligt. 

Einen Tag danach verschwindet im nur 73 Kilometer entfernten Diakoniewerk Wilhelmshof bei Stendal die fünfjährige Inga beim Holzsammeln im Wald. Sie ist blond, gerade unbeobachtet, und es werden keinerlei Spuren gefunden. Wie bei Maddie. Auch ein Zufall?

"Er hat sich die Schwächsten der Schwächsten ausgesucht. Er hat dabei Macht ausgelebt und Gott gespielt. Er hat entschieden, ob Personen leben oder sterben. Er hat entschieden, wann, ob und wie viel Schmerzen sie haben. Diese Machtausübung an wehrlosen Opfern ist ein ganz wesentlicher Teil des Motivs", sagt Kriminal-Analyst Mark T. Hofmann. "Die meisten Kinderschänder sind nicht pädophil. Nicht das Alter an sich reizt sie, sondern die Wehrlosigkeit - die haben ältere Frauen wie Kinder gemeinsam."

Hofmann geht davon aus, dass Ingas Entführung, sollte sie von B. durchgeführt worden sein, keine Zufallstat war. An dem abgelegenen Areal fährt man nicht so einfach mal vorbei. 

Schreckliches Chat-Protokoll

In den Ermittlungsakten findet sich ein Chat-Protokoll des Messengers "Skype", den "Spiegel TV" jetzt veröffentlicht hat. 

Im Gespräch sind "panikspatz66" (P) und "wahnsinnderholger" (W). Bei Letzterem handelt es sich nachweislich um Christian B. 

Ein Auszug: 

W: Wie läufts? ;) P: ganz gut. und bei dir W: ganz gut??? bei mir schlecht, will endlich ne kleine f*cken! P: ja wer will das nicht W: etwas kleines einfangen und tagelang benutzen, das wärs P: ist auch nicht ungefährlich W: och, wenn die beweise hinterher vernichtet werden... ich werde genaustens dokumentieren wie sie gequält wird P: cool W: na mal sehen, nicht nur reden sondern auch machen. hehe  (Rechtschreibung im Original übernommen)

Aktuell verbüßt Christian B. in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Kiel eine 21-monatige Haftstrafe wegen Drogenhandels. Vor wenigen Tagen stellte er einen Antrag auf vorzeitige Entlassung...

Titelfoto: Bildmontage: imago images/Independent Photo Agency Int., Polizeiinspektion Stendal, AP/dpa

Mehr zum Thema Vermisste Personen: