Bayerisches Bier statt Kölsch in Köln: Das steckt hinter der untergärigen Attacke

Köln - Bayerisches Bier aus dem Humpen am Kölner Heumarkt statt obergäriges Kölsch aus dem kleinen 0,2-Liter-Glas! Zwei neue Wirtshäuser setzen mitten in Köln tatsächlich auf bayerisches Helles und sorgen damit für Aufsehen.

Das Helle Lager aus Bayern ist inzwischen in ganz Deutschland gefragt.
Das Helle Lager aus Bayern ist inzwischen in ganz Deutschland gefragt.  © Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa

Die Augustiner-Brauerei zieht mit einem eigenen Wirtshaus ins ehemalige Maredo-Steakhaus am Heumarkt. Die Eröffnung soll im Sommer 2022 erfolgen.

Am Heumarkt 52 hat außerdem bereits das Franchise "Starnberger Alm" eröffnet und spielt auch die bayerische Bierkarte aus.

Dahinter steckt der Bonner Gastro-Unternehmer Kent Hahne, der auch das Steakhouse-Franchise "The Ash" gegründet hat.

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Der Angriff mit dem hellen Gebräu aus dem Süden kommt nicht von ungefähr: Der Absatz des hellen Lagers aus Bayern hat zuletzt im rückläufigen Biermarkt in ganz Deutschland zugelegt.

Doch warum sollte das Untergärige dem obergärigen Kölsch am Zapfhahn den Rang ablaufen können?

Zunächst ist die Nachfrage nach Abwechslung offenkundig. Die Hafenterrasse am Malakoffturm am Schokoladenmuseum beweist es: Das Allgäuer Büble Bier mit dem Geist der Biergarten-Kultur ist besonders im Sommer gefragt. Deshalb kann auch Münchener Helles auf dem Heumarkt seine Genießer finden.

Ein weiteres Argument: Kehren die Flusskreuzfahrt-Schiffe nach der Corona-Pandemie mit anteilig vielen Amerikanern auf den Rhein zurück, dürften auch sie ihren Bierdurst mit dem typisch bayerischen Bier stillen wollen. Viele Amerikaner lieben den "bavarian style of life".

Kölner Brauer: Kölsch ist das "Blut der Stadt"

In Köln dominiert aber noch eindeutig das obergärige Kölsch der zahlreichen lokalen Brauereien.
In Köln dominiert aber noch eindeutig das obergärige Kölsch der zahlreichen lokalen Brauereien.  © picture alliance / dpa

Fakt ist auch, dass Großbrauereien aus NRW Anteile an bayrischen Bier-Unternehmen haben. Sie vertreiben das Helle selbst in ganz Deutschland und tragen so zur überregionalen Verbreitung bei.

So braut Krombacher beispielsweise ein eigenes "Helles", hat aber auch gleichzeitig eine Vertriebspartnerschaft mit dem Starnberger Brauhaus. Das ist eben jenes Bier, das jetzt auf dem Kölner Heumarkt aus dem Fass läuft und die Kölsch-Brauer direkt angreift.

"Wir haben in den letzten Jahren gemerkt, dass Hellbiere mit bayrischem Absender besonders gefragt sind", bestätigte Peter Lemm, der Sprecher der Krombacher Brauerei gegenüber der dpa.

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Nach außen geben sich die Kölner Brauer offiziell gelassen. "Starnberger wird nicht in Starnberg gebraut und sogar im Münsterland und Landshut abgefüllt. Kölsch dagegen ist hier das Blut der Stadt", kommentierte Christian Kerner, der Geschäftsführer des Kölner Brauerei-Verbandes, die neuen Bier-Angebote gegenüber dem Kölner Stadtanzeiger.

Doch die trinkarmen Zeiten in der Corona-Pandemie nagen auch an den Geldreserven der Kölsch-Brauer. Viele Brauhäuser haben seltener geöffnet, der Umsatz ist im Keller.

Die bayrische Bier-Konkurrenz mag nicht das "Blut der Stadt" sein. Aus dem Zapfhahn fließt es trotzdem - und in der Regel gleich in deutlich größeren Halbliter-Gläsern.

Titelfoto: Montage: Fernando Gutierrez-Juarez/dpa-Zentralbild/dpa / picture alliance / dpa

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