Hofnarr und König zugleich: So denkt Autor Peter Sloterdijk über Donald Trump

Von Christoph Driessen

Köln - Der Philosoph Peter Sloterdijk (78) sieht US-Präsident Donald Trump (79) als König und Hofnarr in einer Person.

Autor Peter Sloterdijk (78) sitzt im Rahmen der Phil.Cologne im Funkhaus auf der Bühne.  © Rolf Vennenbernd/dpa

"Er befriedigt ein Bedürfnis, das strukturell eher im Mittelalter angesiedelt ist", sagte Sloterdijk der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Köln. "In ihm verschmelzen Hofberichterstattung und Kabarett zu einer Gattung. Insofern ist die Trump-Nachricht eine neue Rollenfigur."

Eine Vorstufe davon sei der britische Politiker Boris Johnson (61) gewesen. "Über ihn gab es immer etwas zu lachen, aber unglücklicherweise war er auch Premierminister. Dieser Charaktertypus hat sich jetzt noch weiter herausgebildet."

Das Phänomen sage viel über die Verfasstheit der derzeitigen Gesellschaft, die "ganz in medialer Sucht gebadet" sei, so Sloterdijk, der als bekanntester deutscher Philosoph gilt.

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"Trump bedient das perfekt, weil er selber seine Ausbildung als Clown vor dem Publikum gemacht hat. Er kommt ja aus dem Showbusiness und hat dort den erfolgreichen Geschäftsmann simuliert, der er in Wahrheit nicht war. Aber er hat gemerkt, dass es genügt, etwas darzustellen, um Glauben daran zu wecken."

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Queen Elizabeth II. als Gegenbild zu Donald Trump

Laut Sloterdijk verschmelzen bei US-Präsident Donald Trump (79) Hofberichterstattung und Kabarett zu einer Gattung.  © Michael Brochstein/ZUMA Press Wire/dpa

Damit sei Trump Lichtjahre entfernt von der kühlen Herrschaftsklugheit einer Persönlichkeit wie der britischen Königin Elizabeth II (†96).

Diese habe auch etwas über Sichtbarkeit gewusst, was ihr berühmter Ausspruch "I have to be seen to be believed" (Ich muss gesehen werden, damit die Leute an mich glauben) beweise.

"Das ist erstens elegant - es könnte von Shakespeare stammen - und sagt zweitens etwas darüber, dass ihr bewusst war, ihr Königsamt in einer mediatisierten Welt auszuüben", erklärt Sloterdijk.

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Die Queen habe das mit einer großen Diskretion getan, während mit Trump nun Shakespeares Falstaff, ein Rüpel, die Bühne betreten habe.

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