4000 Euro futsch! Danny aus Sachsen zahlte für ein Auto, das er nie bekam

Leipzig - "Es gab nichts, was mich stutzig gemacht hat!" Danny Leisering (34) aus Leipzig fand auf der Internetseite autoscout24.de einen gebrauchten Mazda, den er kaufen wollte. Er überwies das Geld an den Verkäufer, den Wagen bekam er jedoch nie geliefert. Jetzt will er andere potenzielle Opfer vor der Betrugsmasche warnen.

Danny Leisering (34) aus Leipzig fiel auf einen Betrüger bei Autoscout24 herein.
Danny Leisering (34) aus Leipzig fiel auf einen Betrüger bei Autoscout24 herein.  © Nico Zeißler

Mitte Dezember wurde der gelernte Einzelhandelskaufmann, der mittlerweile in einem Großhandel arbeitet, auf das Inserat bei Autoscout24 aufmerksam. Der neun Jahre alte, weiße Mazda 6 mit deutschem Kennzeichen machte einen guten Eindruck, hatte rund 180.000 Kilometer runter und sollte den Angaben zufolge 4000 Euro kosten - ein durchaus realistischer Preis.

Da der Kombi mit Standort im 40 Kilometer entfernten Halle (Saale) inseriert war, kontaktierte Danny Leisering den privaten Verkäufer Peter Roderick (43), um das Fahrzeug dort zu begutachten und eine Probefahrt zu unternehmen. Doch es gab ein Problem.

"Er schrieb mir, dass er samt Familie nach England gezogen sei, weshalb das Fahrzeug jetzt dort steht. Er könne es aber über eine Spedition nach Deutschland versenden", so Leisering. Der Leipziger wurde hellhörig. Er recherchierte die Spedition "Laser Transport International", die tatsächlich existiert und ihren Sitz im Südosten Englands, etwa 25 Kilometer westlich von Dover, hat.

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Auch der Kaufvertrag habe auf nichts hingewiesen, was ihn stutzig gemacht hatte, so der 34-Jährige. "Ich hatte keine Zweifel an der Echtheit!" Vor allem auch, weil die Spedition eine 100-prozentige Geld-zurück-Garantie verspricht: "Wenn Sie das Auto bezahlt, es aber nicht erhalten haben, bekommen Sie ihren bezahlten Kaufpreis bis zu 100.000 Pfund zurück."

Obwohl er eigentlich gedanklich schon Abstand von dem außergewöhnlichen Deal genommen hatte, warf er seine Prinzipien über Bord. Am 23. Dezember 2020 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen und die 4000 Euro auf ein Konto bei der deutschen N26-Internetbank mit Sitz in Berlin überwiesen. Die IBAN checkte er zuvor erfolgreich auf Echtheit.

Online-Betrug über Autoscout24: Danny Leisering offenbar nicht das einzige Opfer

Links die Auftragsbestätigung von Danny Leiserings Mazda, rechts die von Beinahe-Betrugsopfer Johannes T. Die Privatadressen beider Verkäufer sind identisch, auch Stempel und Unterschrift sind exakt an der selben Stelle - wie eine Kopie.
Links die Auftragsbestätigung von Danny Leiserings Mazda, rechts die von Beinahe-Betrugsopfer Johannes T. Die Privatadressen beider Verkäufer sind identisch, auch Stempel und Unterschrift sind exakt an der selben Stelle - wie eine Kopie.  © Nico Zeißler

Die Lieferung des Mazdas wurde für den 28. Dezember angekündigt. Bis heute ist er nicht angekommen.

Die komplette Kommunikation mit Verkäufer Peter Roderick verlief in einem grammatikalisch korrekten Deutsch. Bis zum 31. Dezember. Seitdem ist die Handynummer mit spanischer Vorwahl abgeschaltet oder Leisering geblockt, WhatsApp-Nachrichten sind nur mit einem grauen Haken versehen, gehen folglich nicht raus.

Am 2. Januar meldete Danny Leisering den offensichtlichen Betrugsfall Autoscout24, die das Inserat einige Stunden später von ihrer Seite nahmen. Am selben Tag erstattete er Anzeige bei der Polizei Leipzig. "Die ersten Ermittlungen wurden aufgenommen", bestätigte Polizeisprecher Olaf Hoppe TAG24.

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Über weitere Recherchen fand der 34-Jährige heraus, dass die Verträge der Laser-Spedition zwar tatsächlich so aussehen, der oder die Betrüger für ihre Masche die Firma aber missbrauchen, die von den Transportaufträgen nichts weiß.

Später meldete sich Johannes T. aus Pfullendorf bei dem Sachsen. Auch er war kurz davor, einen VW Tiguan für 9000 Euro aus England zu kaufen. Auch hier sollte das Auto von Laser aus England nach Deutschland geliefert werden. Doch T. wurde stutzig und fand Danny Leiserings Warnung.

Anderer Verkäufer, identische Privatadresse

Dreist: Diesmal stand zwar als Verkäuferin Dorota Súkeníkova auf der Speditions-Bestätigung, ihre Privatadresse war jedoch die identische wie bei Herrn Roderick. Die mutmaßlichen Betrüger machten sich also nicht mal die Mühe, eine andere Anschrift zu wählen.

Danny Leiserings Fall befindet sich nun neben der Polizei auch bei der N26-Bank in Klärung. "Ich habe aber keine Hoffnung, dass ich meine 4000 Euro wiederbekomme", zeigt er sich realistisch.

Vielmehr wolle er andere Käufer und somit potenzielle Opfer über diese Art von Betrug warnen. Der 34-Jährige regt an, dass alle Opfer einen Betrug zur Anzeige bringen sollten, auch wenn sie letztlich einen Rückzieher machten und kein Geld überwiesen.

Der Leipziger wird erst einmal weiter mit seinem fast 20 Jahre alten Fiat Stilo unterwegs sein (müssen). Und beim nächsten Mal sicher noch genauer hinschauen und alles akribischer hinterfragen, als er es ohnehin schon macht.

Titelfoto: Bildmontage: Nico Zeißler

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