Neugeborenes mit Stichen und Schnitten getötet: Mutter (33) wegen Mordes verurteilt

Leipzig - Mehr als ein Jahr nach der grausamen Tötung eines Neugeborenen in Wurzen bei Leipzig ist die 33 Jahre alte Mutter wegen Mordes verurteilt worden.

Die 33-jährige Mutter wurde am Mittwoch am Landgericht Leipzig zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
Die 33-jährige Mutter wurde am Mittwoch am Landgericht Leipzig zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.  © Hendrik Schmidt/dpa

Das Landgericht Leipzig verhängte am Mittwoch eine lebenslange Haftstrafe für die Ungarin. Dem Jungen, der nachträglich den Namen Janos erhielt, sei "außergewöhnlich intensiv Gewalt zugefügt worden", sagte der Vorsitzende Richter Hans Weiß. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Die Leiche des Jungen war am 10. November 2021 in einer Gefriertruhe der Unterkunft für Arbeiter in Wurzen entdeckt worden – eingewickelt in eine Plastiktüte. Laut Rechtsmedizin waren an dem Leichnam stumpfe Gewalt sowie elf Stich- und Schnittverletzungen am Hals festgestellt worden. Letztendlich starb der Neugeborene an einer Luftembolie.

Richter Weiß sprach von einem Martyrium, das Janos in seinem kurzen Leben durchlitten haben musste. "Es gab zehn Probierschnitte, ehe ihm der Hals durchgeschnitten wurde."

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Mit dem Urteil lag die Strafkammer deutlich über der Forderung der Staatsanwaltschaft. Diese hatte eine Haftstrafe von zwölf Jahren wegen Totschlags beantragt.

Richter: "Säugling tauchte nicht in ihrer Lebensplanung auf"

Die Verteidigung hatte für einen Freispruch plädiert, weil es berechtige Zweifel an einer Täterschaft der Angeklagten gebe. Sie kündigte an, eine Revision prüfen zu wollen.

Die 33-Jährige hatte in ihrem letzten Wort, wie im gesamten Verfahren, ihre Unschuld beteuert: "Das habe ich nicht begangen", sagte sie. Beim Urteilsspruch und der rund eineinhalbstündigen Begründung brach sie immer wieder schluchzend zusammen.

Für die Strafkammer war das Mordmerkmal der niedrigen Beweggründe erfüllt. Die Angeklagte habe den Säugling alleine und unbemerkt auf der Toilette der Unterkunft auf die Welt gebracht und getötet, weil sie ihn als Störfaktor betrachtete. "Er tauchte in ihrer Lebensplanung nicht auf", sagte Weiß.

Die Frau war erst einige Monate vor der Tat nach Deutschland gekommen, um zu arbeiten. In Ungarn hat sie sechs minderjährige Kinder zugelassen.

Fünf davon leben derzeit in Pflege bei der Großmutter väterlicherseits und eines hatte sie direkt nach der Geburt im Krankenhaus zur Adoption freigegeben.

Mutter wollte von Schwangerschaft nichts gemerkt haben

In dieser Unterkunft für osteuropäische Saisonarbeiter wurde das tote Baby gefunden.
In dieser Unterkunft für osteuropäische Saisonarbeiter wurde das tote Baby gefunden.  © Sören Müller

Ein Zeuge sagte vor Gericht aus, der die Leiche entdeckt hatte. Er habe in einem eigentlich abgestellten Kühlschrank in der Gemeinschaftsunterkunft für Arbeiter einer Fischfabrik nachgeschaut, weil dieser plötzlich wieder lief, sagte der 45-Jährige.

Er war aus Ungarn per Video ins Landgericht Leipzig zugeschaltet worden.

In dem Gefrierfach habe eine Tüte gelegen, in der er zunächst Fleisch für Gulasch vermutet hatte, erläuterte der 45-Jährige. Als er dann näher hingeschaut habe, habe er den Leichnam des Babys entdeckt und seinen Vorgesetzten informiert.

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Die Angeklagte hatte in der Verhandlung die Tötung des Neugeborenen bestritten. Nach der Geburt auf der Toilette einer Gemeinschaftsunterkunft habe ihr jemand das Baby entrissen, hatte die 33-Jährige ausgesagt. Danach habe sie das Kind nicht mehr gesehen. Von der Schwangerschaft will sie zuvor nichts bemerkt haben. Dieser Schilderung glaubte die Strafkammer aber nicht.

Auch der Lebensgefährte der 33-Jährigen und Vater des Jungen, der mit der Angeklagten in der Unterkunft gewohnt hatte, war monatelang in Untersuchungshaft.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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