Die Macher sind in Sachsen keine Unbekannten: Drei neue Radiosender funken digital aus Leipzig

Leipzig - Leipzig macht als Medienstadt wieder von sich hören. Drei neue Radiosender senden jetzt digital deutschlandweit von dort. Ihre Zielgruppen: Frauen, Sportfans und Autofahrer. Hinter den innovativen Angeboten auf DAB+ stehen Medienprofis, deren Namen man in Sachsen sehr gut kennt.

Erwin Linnenbach (60).
Erwin Linnenbach (60).  © PR/Teutocast

Die drei neuen nationalen Digital-Sender heißen namentlich "dpd – Drivers Pop Delivery", "Femotion Radio" und "Sportradio Deutschland". Sie werden in Leipzig-Plagwitz von der Firma Teutocast produziert.

Etwa 60 feste und freie Mitarbeiter entwickeln die Programme. Sie arbeiten vor allem am Standort, bekommen aber auch Beiträge aus dem Rest der Republik zugeliefert. Hinter dem Radio-Projekt stehen als potente Gesellschafter Erwin Linnenbach (60), Peter Zimmermann (45) und Jozsef Bugovics (49).

Linnenbach und Zimmermann sind alte Hasen im Medien-Geschäft.

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Erwin Linnenbach hat verschiedene Radiosender (RADIO PSR, R.SA u.a.) aufgebaut und geleitet. Der gebürtige Saarländer gründete mit der Firma Regiocast ein deutschlandweit agierendes Radionetzwerk.

Der Macher führte jahrelang die Geschäfte beim Freizeitpark Belantis und fädelte 2018 dessen Verkauf an eine spanische Freizeitpark-Gruppe ein.

Peter Zimmermann und Jozsef Bugovics

Peter Zimmermann (45).
Peter Zimmermann (45).  © Thomas Türpe

Peter Zimmermann war Radio-Reporter, bevor er 1998 zur Unternehmenskommunikation der PSR-Gruppe (später Regiocast) wechselte. 2007 bis 2013 bekleidete er in den Landesregierungen von Sachsen und Thüringen Ämter als Regierungssprecher und Staatssekretär.

Seine Rückkehr in die Wirtschaft an die Spitze des Leipziger Internetkonzerns Unister löste 2013 heftige öffentliche Debatten um seine Pensionsansprüche aus. 2015 verließ der gebürtige Bautzner Unister. Heute lenkt er die Beratungsagentur Wolffberg Management Communication in der Messestadt.

Jozsef Bugovics ist ein umtriebiger Leipziger Technologie-Investor. Der gebürtige Ungar wuchs in Merseburg auf. Als junger Mann eilte ihm der Ruf voraus, ein Computergenie zu sein. Die Zeitung Die Welt nannte ihn 1998 "... eine Art Daniel Düsentrieb des Computerzeitalters."

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Der studierte Verfahrens- und Elektrotechniker engagiert sich als Kapitalgeber, Unternehmer und Berater in den Bereichen Technik, Medizin und Medien.

Drei Männer - eine Überzeugung

Die Firma Teutocast hat ihre Büros im Erdgeschoss dieses ehemaligen Industrie-Gebäudes in Leipzig-Plagwitz.
Die Firma Teutocast hat ihre Büros im Erdgeschoss dieses ehemaligen Industrie-Gebäudes in Leipzig-Plagwitz.  © Ralf Seegers

Das Trio teilt eine Überzeugung: "Raudio" gehört die Zukunft. "Unter dem Begriff Raudio verstehen wir die intelligente Verschmelzung von Radio und Audio", so ein Teutocast-Sprecher.

Dahinter stehen ein Trend und eine Erkenntnis: Während traditionelle UKW-Radio-Programme Hörer verlieren, steigt die Nutzung von Angeboten für Podcasts und anderen Streaming-Formaten zum Hören rasant.

Die drei neuen Leipziger Sender haben als DAB+ Programmradios eine technische Reichweite von 67 Millionen Hörern (entspricht rund 83 Prozent der Bevölkerung). Je nach Region werden die Programme auf unterschiedlichen Frequenzen übertragen.

DAB+ Radiogeräte (zum Beispiel in allen jungen Pkw) wechseln automatisch auf den Kanal mit dem jeweils besten lokalen Empfang, ein bundesweit durchgängiger Empfang wird so sichergestellt.

"Wir sind mega zufrieden mit dem Start unserer Programme. Uns erreicht durchweg positives Feedback", berichtet der Teutocast-Sprecher euphorisch. Konkrete Zahlen über Reichweiten und Hörerschaft liegen ihm allerdings noch nicht vor.Die seien frühestens 2022 verfügbar.

Blick in die Redaktion. Alle drei Sender sind seit diesem Jahr "on air". Dpd ist seit Jahresbeginn hörbar. Im Mai wurden zeitversetzt Femotion Radio und das Sportradio Deutschland aufgeschaltet.
Blick in die Redaktion. Alle drei Sender sind seit diesem Jahr "on air". Dpd ist seit Jahresbeginn hörbar. Im Mai wurden zeitversetzt Femotion Radio und das Sportradio Deutschland aufgeschaltet.  © Ralf Seegers

Das Sportradio

Alexander Fabian (37) hat in Leipzig Sport, Journalistik und Philosophie studiert. Mit dem neuen Sender möchte er Sportmediengeschichte schreiben.
Alexander Fabian (37) hat in Leipzig Sport, Journalistik und Philosophie studiert. Mit dem neuen Sender möchte er Sportmediengeschichte schreiben.  © Ralf Seegers

Keine Weltpolitik, keine Kochrezepte, keine Chart-Hits: Das Sportradio Deutschland verspricht seinen Hörern Sport pur in Form von News, Reportagen, Interviews, Berichten und Kommentaren. Der Sender ist damit quasi ein Sport-Dauerpodcast und besitzt ein bislang "unerhörtes" Profil.

Für leidenschaftliche Sport-Berichterstattung steht dabei der Name Alexander Fabian. Der 37-Jährige kam von Amazon Music zum Sportradio.

Beim Amazon Dienst trug Fabian inhaltlich Verantwortung für das Fußballprogramm (inklusive Live-Übertragungen Bundesliga, 2. Bundesliga und DFB-Pokal).

Femotion Radio

Cornelia Bols (49) war Redakteurin bei Radio SAW. Aus Femotion will sie mehr machen als nur eine Gute-Laune-Welle.
Cornelia Bols (49) war Redakteurin bei Radio SAW. Aus Femotion will sie mehr machen als nur eine Gute-Laune-Welle.  © Ralf Seegers

Die Macherinnen um Cornelia Bols (49) von Femotion Radio möchten nicht nur an der Oberfläche kratzen, sondern am besten tief unter die Haut gehen. Dabei will man nichts weniger, als seiner Hörerschaft einen weiblichen Themenkosmos eröffnen.

Die gebürtige Dresdnerin plant ein Programm für selbstbewusste, moderne Frauen mit Beiträgen rund um Gesundheit, Liebe, Beruf, Food, Freizeit und Familie.

Sender-Motto: "Femotion Radio thematisiert Dinge des alltäglichen Wahnsinns, erzählt Geschichten zum Freuen und zum Lachen und feiert mit Euch den lustigsten Mädelsabend ever."

Driver's Radio

Ronny Schulz (36) macht Programm für Berufspendler, Brummi-Fahrer und alle Autofahrer, die zwischen Aachen und Zittau unterwegs sind.
Ronny Schulz (36) macht Programm für Berufspendler, Brummi-Fahrer und alle Autofahrer, die zwischen Aachen und Zittau unterwegs sind.  © Ralf Seegers

Das dpd Driver's Radio (das Kürzel dpd steht für Driver's Pop Delivery) hat sich auf die Fahnen geschrieben, Gas zu geben für den besten Sound für unterwegs.

Die Zielgruppe des Programms sind Menschen on tour. Deshalb kreisen die Beiträge, die Programm-Macher Ronny Schulz anschiebt, auch rund um Mobilität, Reisen und Automobile.

Der 36-Jährige selbst kennt sich bestens auf den Straßen aus. Er kam nach einem beruflichen Stopp in der Verkehrszentrale von Radio Brocken zu dpd. Der internationale Kurier-Express-Paket-Dienstleister dpd übrigens ist inzwischen beim Leipziger Digital-Radio als Sponsor eingestiegen.

Titelfoto: Ralf Seegers

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