Historische Werbung durch Vandalismus stark beschädigt: Leipzigs Persilfrau muss gerettet werden

Von Thomas Gillmeister

Leipzig - Sie steht eigentlich für Reinheit. Doch die berühmte Persilfrau wurde in den vergangenen Jahren stark befleckt. Heute ist der historische Hingucker im Leipziger Westen ein Weggucker und müsste dringend restauriert werden.

Sebastian Haselbach (40) tut es weh zu sehen, wie die von seinem Vater 1993 sanierte Persilfrau schon wieder durch Graffiti "verhunzt" wurde.
Sebastian Haselbach (40) tut es weh zu sehen, wie die von seinem Vater 1993 sanierte Persilfrau schon wieder durch Graffiti "verhunzt" wurde.  © Kerstin Dölitzsch

Im nächsten Jahr wird die Persilfrau 100 Jahre! 1922 entwarf der Berliner Künstler Kurt Heiligenstedt die Dame mit dem blütenweißen Kleid als Sinnbild für Sauberkeit.

Das Motiv zierte das Markenwaschmittel, tauchte auf Plakaten und in Werbespots auf.

An so mancher Hauswand von Prag bis Wien verkündet sie ihre Botschaft. Auch in Leipzig. Denn an einem Giebel am Karl-Heine-Kanal erblickte sie dort 1936 das Licht der (Werbe-)Welt.

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Die Fassade der kleinen Wohnanlage aus den 1920er Jahren verfiel in der DDR. Nur durch die Mangelwirtschaft blieb die Persilfrau-Perle überhaupt erhalten.

Ein Leipziger Fotograf erkannte nach der Wende den Giebelschatz. Völlig uneigennützig machte er die Düsseldorfer Firma Henkel als Markeninhaber auf ihn aufmerksam und bat darum, die Persilfrau zu rekonstruieren.

Auch die Düsseldorfer Persilfrau durfte der Krostitzer Malermeister Reinhard Haselbach 1997 verschönern.
Auch die Düsseldorfer Persilfrau durfte der Krostitzer Malermeister Reinhard Haselbach 1997 verschönern.  © privat

Malermeister erhielt Denkmalpflegepreis

Auch in Prag, gleich unten am Wenzelsplatz, gehörte die Persilfrau zum Stadtbild.
Auch in Prag, gleich unten am Wenzelsplatz, gehörte die Persilfrau zum Stadtbild.  © Konzernarchiv, Henkel AG & Co. KGaA

Und tatsächlich: Im Herbst 1993 erhielt der inzwischen verstorbene Malermeister Reinhard Haselbach aus Krostitz von der Waschmittelfirma den Auftrag, die Persilfrau stilecht wieder herzustellen.

Sein Sohn Sebastian (40), damals noch Kind: "Ich erinnere mich genau, wie stolz Vater darauf war, die weiße Dame im damals völlig grauen Plagwitz leuchten zu lassen. Er bekam dafür sogar den Denkmalpflegepreis."

Umso entsetzter ist der gelernte Maler, in welchem beschmierten Zustand sich die Reklame heute befindet.

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Während man die Persilfrau anderswo wertschätzt, wurde sie in Leipzig zur Zielscheibe von Vandalen. Darum erhielt der heutige Besitzer beim Bau-Antrag für die Rekonstruktion des Hauses die Auflage, auch die Reklame sanieren zu lassen.

Weil die Persilfrau am Kanal zu den Leipziger Sehenswürdigkeiten zählt, muss sie unbedingt ein zweites Mal gerettet werden.

Titelfoto: Kerstin Dölitzsch

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