Drogenkultur-Kongress startet am Freitag in Leipzig: "Gesellschaft hat falsches Bild von Substanzen"

Leipzig - Am Freitag startet der Drogenkultur Kongress in Leipzig - die Veranstalter wollen rund um das Thema Konsum, Rausch und Substanzen informieren, aufklären und sensibilisieren. Was bei dem ein oder anderen Leser vielleicht gleich klischeebehaftete Bilder im Kopf aufploppen lässt, ist vielmehr der Versuch, einen Raum für einen ganzheitlichen Austausch zu dem Thema Drogen zu finden. TAG24 hat vorab mit Mitorganisator Max gesprochen.

Der Kongress besteht aus Workshops, Vorträgen und einem bunten Rahmenprogramm.
Der Kongress besteht aus Workshops, Vorträgen und einem bunten Rahmenprogramm.  © Psychedelic Society Leipzig e. V.

Einem Vorurteil gegenüber dem Kongress kann Max schon mal ganz schnell den Wind aus den Segeln nehmen: "Bei der Veranstaltung wird nicht konsumiert und es ist auch kein Umschlagplatz für Substanzen", stellt der Mitorganisator des Kongresses klar.

Vielmehr wird es von Freitag bis Sonntag in zwei Räumen der "Klinge 22" in Leipzig-Plagwitz zahlreiche Vorträge und Workshops für die Besucher und Besucherinnen geben, umrahmt wird das Programm von psychedelischer Kunst, einer Wanderausstellung zum Thema Drogenkultur, Musik und vielen Möglichkeiten, miteinander ins Gespräch zu kommen.

Ein Blick ins Programm verspricht eine große Bandbreite an verschiedenen Bereichen: So geht es unter anderem um Konsumkompetenzen und Safer Use, Holotropes Atmen oder um die Kultivierung von Pilzen.

Verein will zum Gespräch über Drogen "ohne Tabu und Stigma" anregen

Am Wochenende wird auch die Wanderausstellung der Heinrich-Böll-Stiftung wieder zu sehen sein.
Am Wochenende wird auch die Wanderausstellung der Heinrich-Böll-Stiftung wieder zu sehen sein.  © Psychedelic Society Leipzig e. V.

"Wir wollen einen Raum schaffen, um über das Thema Drogenkultur zu informieren, aufzuklären und sich ohne Tabu und Stigma auszutauschen. Die Veranstaltung ist für Interessierte, Erfahrene und auch für Menschen, die noch überhaupt keine Berührungspunkte mit Drogenkultur hatten, aber an einer neuen Perspektive auf die Themen interessiert sind", so Max.

Er beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Thematik, berichtet darüber unter anderem auf seinem YouTube-Kanal "Psychedelische Reise" und ist einer der Vorstände des Vereins Psychedelic Society Leipzig e. V. Dort kam im 2021 auch die Idee eines solchen Kongresses erstmals auf.

"Ursprünglich war die Idee, eine Wanderausstellung der Heinrich-Böll-Stiftung zum Thema Drogenkultur nach Leipzig zu holen, drumherum bildete sich dann schnell ein Rahmenprogramm aus Vorträgen und es wurde zu einer schönen, wertvollen Veranstaltung. Dieses Jahr wollten wir die Veranstaltung noch vergrößern", erinnert sich Max.

Organisator: "Hier geht es nicht darum, Drogen schmackhaft zu machen"

Max beleuchtet auf seinem YouTube-Kanal das Thema Drogenkultur und wird auch einen Vortrag auf dem Kongress halten.
Max beleuchtet auf seinem YouTube-Kanal das Thema Drogenkultur und wird auch einen Vortrag auf dem Kongress halten.  © Psychedelic Society Leipzig e. V.

Auch er selbst wird am ersten Tag des Kongresses einen Vortrag halten, das Thema heißt "Microdosing - Psychedelika im Alltag". Der Begriff beschreibt die Einnahme geringer Dosierungen von psychedelischen Substanzen wie LSD oder psilocybinhaltigen Pilzen.

Der Trend ist aus den USA mittlerweile auch nach Deutschland übergeschwappt - "Microdoser" versprechen sich von der Praxis mehr Kreativität, einen verbesserten Fokus und eine allgemeine Steigerung des Wohlbefindens. Aktuell wird auch erforscht, ob das "Microdosing" positive Effekte auf die mentale Gesundheit psychisch Erkrankter haben kann - unter anderem werden Substanzen bereits zur Behandlung gegen Depressionen eingesetzt.

Max und die anderen Organisatoren wollen positiven Denkansätzen in Bezug auf Drogen Raum geben.

"In unserer Gesellschaft gibt es ein falsches Bild über Substanzen, es werden nur negative Aspekte hervorgehoben und wir wünschen uns eine andere Perspektive darauf und mehr Information. Hier geht es nicht darum, Drogenkonsum schmackhaft zu machen", so der Leipziger. Auch die negativen Aspekte finden während des Kongresses Raum, so wird unter anderem über sicheren Konsum oder Machtgefälle und Verschwörungstheorien in der Szene gesprochen.

Eine wachsende Offenheit gegenüber Drogenkultur sei zwar zu erkennen, wie etwa durch den im August beschlossenen Gesetzesentwurf zur Legalisierung von Cannabis. Der Psychedelic Society Leipzig e. V. fordert aber noch mehr. Die aktuelle Verbotspolitik sei nicht sinnvoll, dadurch entstehen erst viele Probleme für den Konsumenten, wie etwa Schwarzmärkte. "Wir wollen, dass der psychoaktive Substanzen evidenzbasiert entkriminalisiert und legalisiert werden", unterstreicht Max.

Info: Der Drogenkultur Kongress findet vom 15. bis 17. September in der "Klinge 22" statt. Tickets und mehr dazu findet Ihr unter drogenkultur.de.

Titelfoto: Psychedelic Society Leipzig e. V.

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