Maori-Tattoo, Sanskrit-Schriftzug: Leipziger Künstlerin kritisiert kulturelle Aneignung bei Tattoos

Leipzig - Für manche sind Tattoos nur ein schöner Körperschmuck, für andere steckt weit mehr hinter der Tinte unter der Haut: Handpoke-Artist Katie Wolf aus Leipzig berichtet in der neuen MDR-Dokureihe "Flaesh – Tattookultur in Deutschland" warum es wichtig ist, sich mit der Herkunft und Bedeutung von Symbolen oder Buchstaben als Tätowierung zu beschäftigen.

Eine Tättowiererin bei der Arbeit. Bei der Auswahl der Motive ist Achtsamkeit geboten.
Eine Tättowiererin bei der Arbeit. Bei der Auswahl der Motive ist Achtsamkeit geboten.  © 123RF/ fxquadro

Katie Wolfe ist eine Tattoo-Künstlerin aus New York, die aktuell in einem Studio im Leipziger Osten arbeitet. Ihre Tattoos sind "handpoked", das heißt statt mit einer Tattoo-Maschine mit einer einzelnen Nadel gestochen werden. Häufige Motive bei ihr sind Insekten, Pflanzen und Früchte - das hat einen bestimmten Grund.

"In vielen traditionellen Kulturen waren Tattoos etwas, das man sich durch bestimmte Leistungen verdient hat oder was über den eigenen Status in einer Gemeinschaft erzählt hat. Eignet man sich diese Motive kulturell an, nimmt man ihnen alle Bedeutung und verfälscht diese für Leute, die keinerlei Verbindung zu der eigentlichen Kultur haben", kritisiert Katie.

Ein Beispiel wären dabei die dekorativen Maori-Tattoos, die aus der polynesischen Stammeskultur stammen.

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Hat man nämlich keine bis wenig Ahnung von den Hintergründen eines kulturellen Symbols, kann das auch ganz schön nach hinten losgehen.


Katie Wolf - ihre Kunst auf Instagram

Handpoke-Artistin: "Es gibt keine 'Kulturelle Aneignung-Polizei'!"

Bestimmte Symbole haben in anderen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Das sollte Tätowierte im Blick haben.
Bestimmte Symbole haben in anderen Kulturen unterschiedliche Bedeutungen. Das sollte Tätowierte im Blick haben.  © 123RF/mikhailkayl

"Vor ein paar Jahren habe ich einer Freundin ein Wort in Sanskrit (altindische Sprache, Anmerkung der Redaktion) tätowiert, das war nicht meine beste Idee.

Weder sie, noch ich standen in irgendeiner Verbindung zur entsprechenden Kultur, wir wussten nichts über die Sprache. Ein Freund, der tatsächlich aus Indien stammt, sagte später, dass es nicht mal das richtige Wort war. Sowas kann schnell passieren, wenn man nicht achtsam ist", warnt die Künstlerin, die schon seit knapp fünf Jahren tätowiert.

Von Regeln und Verboten hält Katie trotzdem nichts. "Es gibt ja keine 'Kulturelle Aneignung Polizei', es geht mehr um den Respekt als um Verbote. Eine Frage, die man sich stellen kann, ist: Wie würde mein Tattoo der entsprechenden Community gefallen?", rät die US-Amerikanerin mit jamaikanischen und italienischen Wurzeln.

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Wie andere Tattoo-Artisten mit dem Thema "Kulturelle Aneignung" umgehen und mehr über die Tattoo-Szene in Deutschland erfahrt Ihr in der vierteiligen Doku-Reihe "Flaesh – Tattookultur in Deutschland", die Ihr Euch in der MDR-Mediathek ansehen könnt.

Titelfoto: 123RF/ fxquadro

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