Tödliche Schießerei: Elf Leipziger Hells Angels droht Mord-Anklage

Leipzig - Nach der Verurteilung von vier Leipziger Hells Angels zu lebenslanger Haft, könnte elf weiteren Rockern das gleiche Schicksal drohen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Männer mittlerweile wegen gemeinschaftlichen Mordes.

Nach der Schießerei werden die festgenommenen Rocker von Polizisten abgeführt. Gegen weitere elf Hells Angels wird nun wegen Mordes ermittelt.
Nach der Schießerei werden die festgenommenen Rocker von Polizisten abgeführt. Gegen weitere elf Hells Angels wird nun wegen Mordes ermittelt.  © dpa/Sebastian Willnow

Dreieinhalb Jahre nach der tödlichen Schießerei zwischen Rockern der Hells Angels und der United Tribuns auf der Eisenbahnstraße bereitet die Anklagebehörde den nächsten Prozess vor.

Bei den elf Männern im Alter von 34 bis 56 Jahren handelt es sich um Höllenengel, die an dem verhängnisvollen 25. Juni 2016 zwar vor Ort gewesen, aber nicht aktiv an der Tötung des UT-Anwärters Veysel A. (†27) beteiligt gewesen sein sollen.

Bislang ermittelte die Staatsanwaltschaft gegen diese Rocker nur wegen schweren Landfriedensbruchs. Inzwischen sei der Tatvorwurf jedoch auf gemeinschaftlichen Mord geändert worden, erklärte Behördensprecher Andreas Ricken auf TAG24-Anfrage.

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Eisenbahnstraße Leipzig Aus diesem speziellen Grund bleibt Leipzigs Waffenverbotszone bestehen

Ausschlaggebend dafür war das mittlerweile in schriftlicher Begründung vorliegende erste Urteil des Leipziger Landgerichts im Rockerprozess vom 4. Juni letzten Jahres.

Die Richter gehen darin von einem gemeinschaftlichen Mordplan aller beteiligten Hells Angels aus. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Alle vier zu lebenslanger Haft verdonnerten Höllenengel haben Revision eingelegt. In Justizkreisen geht man davon aus, dass sich der Bundesgerichtshof (BGH) spätestens im Sommer mit dem Fall beschäftigen wird.

Brechen die Beschuldigten ihr Schweigen?

Das Opfer: Veysel A. (†27) war Anwärter der United Tribuns. Der Kurde wurde erschossen.
Das Opfer: Veysel A. (†27) war Anwärter der United Tribuns. Der Kurde wurde erschossen.  © privat

Trotz des schweren Tatvorwurfs hat die Staatsanwaltschaft bislang gegen keinen der elf Rocker Haftbefehl beantragt.

Sollte der BGH jedoch die Mord-Urteile im ersten Prozess für rechtskräftig erklären, ist mit einer sofortigen Verhaftung der Höllenengel sowie mit der zeitnahen Anklageerhebung zu rechnen.

Allerdings: Wie TAG24 erfuhr, wollen mehrere Beschuldigte im Falle einer Mord-Anklage mit dem im Rockermilieu üblichen Schweigegelübde brechen und erstmals zum Geschehen auf der Eisenbahnstraße aussagen.

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Eisenbahnstraße Leipzig Schüsse und Attacke auf Transporter: Einsätze entlang der Eisenbahnstraße

Auch Rocker der United Tribuns, die an dem der Schießerei vorausgegangenen Angriff auf die Hells Angels beteiligt waren, stehen weiter im Visier der Justiz.

Gegen zehn Beschuldigte werde derzeit wegen gemeinschaftlich begangener versuchter gefährlicher Körperverletzung ermittelt, erklärte Staatsanwalt Ricken.

Von der tödlichen Auseinandersetzung gibt es ein Augenzeugen-Video, das schon im ersten Prozess eine entscheidende Rolle spielte.
Von der tödlichen Auseinandersetzung gibt es ein Augenzeugen-Video, das schon im ersten Prozess eine entscheidende Rolle spielte.  © Screenshot/YouTube

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