Studierende protestieren: Findet die Archäologie-Ausbildung an der Uni Leipzig bald ihr Ende?

Von Christian Grube

Leipzig - Während die Universität Leipzig am Montag stolz ihr 614. Jubiläum feiert, überschatten kontroverse Pläne die festliche Stimmung. In einem Gespräch über die "Zukunft der Archäologie" Ende November kündigte die Universität die Umstrukturierung des einzigen archäologischen Studiengangs in Sachsen an.

Seit Montag hängt in der Ritterstraße ein auffälliges Protest-Banner.
Seit Montag hängt in der Ritterstraße ein auffälliges Protest-Banner.  © News 5/Grube

Die Studierenden der Fachschaft Archäologie enthüllten am Montag ihr Protestbanner gegen die geplante Einstellung des Studiengangs "Archäologie und Geschichte des Alten Europa".

Grund für die Schließung sind drohende Ausfälle von Lehrkapazitäten aufgrund des Wegfalls der Juniorprofessur "Archäologie des Mittelmeerraumes" und zweier Stellen in der Lehre zum Wintersemester 2024/2025.

Uni-Pressesprecher Carsten Heckmann bestätigte auf Anfrage eine geplante "Weiterentwicklung" bzw. "Neuaufstellung" des Studienangebots: "Hier spielen inhaltliche Überlegungen eine Rolle, aber natürlich auch die Frage des Umgangs mit endlichen Ressourcen."

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Vor diesem Hintergrund sei durchaus eine Aussetzung der Bachelor-Immatrikulationen im Wintersemester 24/25 denkbar, diese Überlegungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen. Aber: "Für uns ist klar: Es wird weiterhin Archäologie an der Universität Leipzig geben." Eine Streichung sei demnach nicht vorgesehen.

Bereits eingeschriebene Studierende werden zu Ende studieren können, so das Versprechen.

Archäologie-Studenten wollen nicht aufgeben

Die Studierendenvertretung will sich für ihr Institut einsetzen.
Die Studierendenvertretung will sich für ihr Institut einsetzen.  © News 5/Grube

Die Studierenden zeigten sich unterdessen empört über mangelnde Kommunikation und die kritisierte "Entwertung der Geisteswissenschaften" in Sachsen.

Zurückzuführen ist der Lehrkraftmangel auf Kürzungen von 2014, bei denen die Professur für Klassische Archäologie samt Assistenz wegfiel.

In Reaktion auf diese Kürzungen wurde der populäre Bachelorstudiengang "Archäologie und Geschichte des Alten Europa" im Wintersemester 2018/2019 eingeführt.

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Trotz Bemühungen, die Lehre aufrechtzuerhalten, wurden durch unzureichende Mittelzuweisungen aus dem Zukunftsvertrag im Jahr 2021 weitere Stellen im Mittelbau gestrichen.

Noch ist das letzte Wort nicht gesprochen

Für Sarah Uhlmann von der Studierendenvertretung der Archäologie ist das Ganze ein Unding: "Seit Jahren hangelt man sich von einer Kürzung zur Nächsten. Wir haben langsam das Gefühl, dass die Geisteswissenschaften nach und nach weggespart werden."

Perspektivisch sieht die Universität vor, die Archäologie lediglich in allgemeiner Form in einem geplanten Verbundstudiengang ab 2025/26 anzubieten. "Um unseren Unmut zu zeigen und gleichzeitig für unser Fach zu kämpfen, haben wir uns nun erst einmal mit einem Banner in die Öffentlichkeit gewagt", so Uhlmann. Aufgeben wolle man in jedem Fall nicht.

Die Universität kann die Besorgnis über die "weggesparten" Geisteswissenschaften in Leipzig indes nicht nachvollziehen: Jene Fächer hätten laut Carsten Heckmann "nach wie vor und auch in Zukunft" ein großes Gewicht.

Originalmeldung von 13.33 Uhr; durchgehend aktualisiert um 15.18 Uhr

Titelfoto: News 5/Grube

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