Abschlepp-Abzocke in Leipzig: "Firma wartet auf Parkplätzen, um auf Beute zu gehen"
Leipzig/Halle (Saale) - In Leipzig und Halle lauern Abschleppunternehmen anscheinend gezielt auf mutmaßliche Falschparker, um ihre Autos mitzunehmen und nur gegen die Zahlung horrender Summen wieder freizugeben. Dabei gehen sie offenbar eigenständig auf die Suche, ohne zuvor vom Ordnungsamt oder der Polizei beauftragt worden zu sein.
                                                                                                            
    
            Unauffällig folgt das Team von "Spiegel TV" dem großen, grünen Abschleppfahrzeug durch die Messestadt. Es wirkt, als fahre der Wagen Streife. Im Visier dabei offenbar: Parkplätze von Carsharing-Unternehmen.
Der erste Übeltäter lässt nicht lange auf sich warten: Ein schwarzer Smart steht unerlaubterweise auf einem Parkplatz, der für Fahrzeuge der Carsharing-Firma "teilauto" reserviert ist.
Zwar sind diese mit der Warnung gekennzeichnet, dass widerrechtlich geparkte Fahrzeuge abgeschleppt werden können, ob das Ordnungsamt dies jedoch veranlasst hätte, oder den Verstoß lediglich mit einem Knöllchen bestraft hätte, bleibt offen.
Routiniert nehmen die beiden Mitarbeiter das Fahrzeug an den Haken. Auf Nachfrage der Journalisten reagieren die Männer mit den gelben Warnwesten gereizt und filmen die Reporter ihrerseits mit dem Smartphone.
"Firma wartet auf Parkplätzen, um auf Beute zu gehen"
                                                                                                            
    
            Als der Fahrzeughalter auftaucht, lassen die Männer dann doch Gnade vor Recht ergehen und nehmen das Auto wieder vom Haken. Den Vorwurf, dass die Abschlepper gezielt Streife fahren würden, weisen die Mitarbeiter zurück, auch wenn das Reporter-Team sie und ihre Kollegen dabei zuvor beobachtet hatte.
Im Internet finden sich zahlreiche Beschwerden über das Unternehmen: "Diese Firma wartet auf Parkplätzen, um auf Beute zu gehen", heißt es dort beispielsweise, oder: "Achtung! Schleppen gerne Auswärtige bei Großveranstaltungen ab."
In der Kritik stehen zudem "unverschämt" hohe Gebühren in Höhe von 335 bis 350 Euro, um das abgeschleppte Auto wieder auszulösen. Auch das Personal kommt bei den Bewertungen selten gut weg.
Auf Anfrage des Magazins verweigert das Unternehmen es "nach einer sorgfältigen Prüfung" jedoch, eine Stellungnahme abzugeben. Somit bleibt auch die Frage, wie viele Fahrzeuge im vergangenen Jahr ohne Auftrag einer Ordnungsbehörde abgeschleppt wurden, unbeantwortet.
Die ganze Folge "Spiegel TV" seht Ihr bei RTL+.
Titelfoto: Julian Stratenschulte/dpa/dpa-tmn

