Leipzig - Wer durch den Leipziger Auwald und das Rosental läuft, findet gerade in der kalten Jahreszeit einige trostlose Orte mit kahlen und umgekippten Gehölzen vor. Ein Baum jedoch ragt stramm und erhaben in den Himmel und ist eine kleine - beziehungsweise wohl eher große - Sensation.
Denn mit einem Brusthöhendurchmesser von mehr als 2,10 Meter sei die Stieleiche "zum einen der stärkste und wohl auch älteste Baum Leipzigs", steht auf der daneben angebrachten Infotafel geschrieben.
Das exakte Alter könne wegen des hohlen Inneren zwar nicht bestimmt werden. "Der mächtige Stamm erscheint jedoch so alt, dass Baumexperten sie [die Stieleiche] auf über 600 Jahre geschätzt haben."
Bäume derselben Gattung "Quercus robur" würden im Stadtgebiet ein Alter von maximal rund 350 Jahren aufweisen. Jene 27 Meter hohe Stieleiche im hinteren Rosental, zwischen Waldstraße und Klärwerk gelegen, scheint also fast doppelt so alt zu sein.
Bemerkenswert ist auch die klaffende Öffnung zum Waldweg hin. Einen Meter breit und satte fünf Meter hoch ist sie. Als TAG24 Leipzigs ältesten "Bewohner" besucht, steht eine Frau in dem hohlen Stamm. Ob sie so Energie tanken will?
Eichenbestand im Leipziger Auwald soll noch lange erhalten bleiben
Nach Angaben der Infotafel wurde der hohle Stamm mehrfach Opfer von Brandstiftungen, weshalb das Innere heute rußgeschwärzt ist. "Aber die Vitalität des zähen, alten Baumes litt nicht darunter."
Rund 2000 jener Eichen soll es schätzungsweise in Leipzig noch geben. Dass sie noch lange stehen, hat eine hohe Priorität. Dafür sei allerdings eine "regelmäßige Auflichtung des Unterstandes" notwendig, um die Gehölze mit ausreichend Licht zu versorgen.
Übrigens: Die vielen gefallenen Bäume, die auf dem derzeit laubbedeckten Waldboden liegen, sind für Flora und Fauna wichtig. Sie bieten "zahlreichen licht- und wärmeliebenden und totholzbewohnenden Tierarten einen andernorts selten gewordenen Lebensraum", heißt es.