Erschreckendes Video aus Leipzig: Demo-Teilnehmer beleidigen Ukrainer mit Putin-Propaganda

Leipzig - Am Sonntagabend zeigten sich Leipzigs Bürger solidarisch mit der Ukraine, protestierten im Zeichen des Lichtfests für Frieden und Freiheit und gegen den russischen Angriffskrieg. Einen Tag später erschüttern ganz andere Bilder die Messestadt.

Etwa 3000 Menschen demonstrierten am Montagabend erneut in Leipzig für eine Annäherung Deutschlands an Putins Russland sowie für ein Ende der Energiekrise.
Etwa 3000 Menschen demonstrierten am Montagabend erneut in Leipzig für eine Annäherung Deutschlands an Putins Russland sowie für ein Ende der Energiekrise.  © Einsatzfahrten Leipzig

Tausende Menschen ziehen am Montagabend erneut unter dem Motto "Für Frieden, Freiheit und Selbstbestimmung" durch die Leipziger Innenstadt, forderten einmal mehr eine Annäherung an Wladimir Putins (70) Russland sowie ein Ende der Energiekrise.

Unter den Demo-Teilnehmern, deren Organisatoren aus dem Umfeld der "Querdenker"-Szene stammen: Rechtsextremisten, unter anderem der Kleinstpartei "Freie Sachsen".

Etwa 3000 Menschen sollen sich laut Polizei am Montagabend dem Protest angeschlossen haben.

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Gegen 20.15 Uhr dann der traurige Höhepunkt: Als sich Gegendemonstranten mit Ukraine-Flaggen dem Aufzug entgegenstellen, brüllen Teilnehmer aus dessen Menge heraus "Nazis raus!", "Ihr Schweine, verpisst euch!" und "Ihr lebt auf unsere Kosten!" in deren Richtung.

Einem Bericht der "Bild" zufolge sollen sich unter den Gegendemonstranten auch Menschen aus der Ukraine befunden haben. Jene, die aus ihrer Heimat fliehen mussten, um Putins Angriffskrieg zu entkommen - und die vom Kreml-Chef immer wieder als Nazis bezeichnet werden.

Video sorgt auf Twitter für Entsetzen

Die Demo setzte sich aus verschiedenen Lagern zusammen. Neben Mitgliedern der "Freien Linken" soll auch Angehörige der rechtsextremen "Freien Sachsen" mitgelaufen sein.
Die Demo setzte sich aus verschiedenen Lagern zusammen. Neben Mitgliedern der "Freien Linken" soll auch Angehörige der rechtsextremen "Freien Sachsen" mitgelaufen sein.  © Einsatzfahrten Leipzig

Einen Tag nach dem Lichtfest für Frieden und Freiheit werden ukrainische Geflüchtete in Leipzig von Menschen beschimpft, die sich mittlerweile offenbar sogar Putins Propaganda zu eigen gemacht haben.

Der Kreml-Chef hatte seinen brutalen Angriffskrieg immer wieder als Spezialoperation zur "Entnazifizierung" der Ukraine bezeichnet, wollte den Feldzug damit rechtfertigen. Die Aussagen hatten immer wieder für Kritik gesorgt.

Ein Video der Szene macht seitdem auf Twitter die Runde, wurde dort bereits mehr als 208.000 Mal (Stand 13.10 Uhr) angeschaut. In den Kommentaren unter den Aufnahmen machen sich Entsetzen und Unmut breit.

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Im Laufe des Dienstags haben sich Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (64, SPD) und Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) zu den Vorfällen geäußert.

Aus einem "seltsamen Gemisch von Rechtsradikalität, Feinden der Demokratie, seltsamer freundschaftlicher Anmutung, Putin zu verstehen, und Reichsbürgern" entlade sich Wut gegenüber Geflüchteten, die er unerträglich finde, sagte der SPD-Politiker Jung am Dienstag in Berlin. Dem müsse man mit Haltung und Klarheit widerstehen und für das Prinzip "Die Würde des Menschen ist unantastbar" gemeinsam einstehen.

Kretschmer nannte die Beschimpfungen "unmöglich und nicht akzeptabel". Der übergroße Teil der sächsischen Bevölkerung lebe Solidarität. "Wir sind an so vielen Stellen auf wunderbare Weise Zeugen geworden, wie hier Nächstenliebe praktiziert wird. Von daher verurteilen wir das. Es widert uns an und wir wehren uns dagegen."

Originaltext vom 11. Oktober, 13.14 Uhr

Aktualisiert am 11. Oktober, 18.48 Uhr

Titelfoto: Einsatzfahrten Leipzig

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