Diamanten aus Überresten: Erstes Tierkrematorium in Sachsen-Anhalt geöffnet

Calbe - Treuherzige Hundeblicke richten sich von den großen Rolltoren auf dem gepflasterten Parkplatz. "Wir helfen, wenn Freunde gehen", steht als Schriftzug neben Pusteblumen, denen Schirmchen wegfliegen. Hier in einem Gewerbegebiet am Rand von Calbe im Salzlandkreis steht Sachsen-Anhalts erstes Tierkrematorium.

Der Ofen des Anubis-Tierkrematoriums. Das Krematorium befindet sich in einem Gewerbegebiet am Rand der Stadt.
Der Ofen des Anubis-Tierkrematoriums. Das Krematorium befindet sich in einem Gewerbegebiet am Rand der Stadt.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Es fährt gerade den Betrieb hoch. Der Markt für Einäscherungen von Haustieren und ihre Bestattung wächst seit Jahren, sagt der Vorsitzende des Bundesverbandes der Tierbestatter, Martin Struck. 

"Es gibt eine grundsätzliche Steigerung, weil die Tiere inzwischen oft einem Familienmitglied gleich sind." 150 Tierbestatter gebe es, 26 Tierkrematorien und etwa 120 Tierfriedhöfe.

Wer sich die Landkarte mit Tierkrematorien und -Bestattern ansieht, findet im Osten Deutschlands noch weiße Flecke. Einen davon hat jetzt Alexander Topf besetzt. In Magdeburg und Leipzig bietet er schon länger Tierbestattungen an. 

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"Als ich 2011 begonnen habe, bin ich noch belächelt worden", erzählt der 36-Jährige, der einst in einer Zoofirma in Staßfurt arbeitete. "Das Thema Tierbestattung war da noch nicht so publik." 

Heute kümmere er sich jährlich um Hunderte Bestattungen von Hunden und Katzen, aber auch Wellensittichen, Bartagamen und Schlangen. Genaue Zahlen - auch zum Umsatz und dem, was ein Tierbesitzer pro Bestattung ausgibt - nennt er nicht.

Bisher mussten er und seine Mitarbeiter weit fahren bis zu den nächsten Krematorien. Topf ging das Wagnis ein, investierte nach eigenen Angaben 800.000 Euro und errichtete das erste Tierkrematorium im Land. In der ehemaligen Lkw-Halle in Calbe können die Besitzer dabei sein, wenn ihr Tier eingeäschert wird. Über einen Bildschirm können sie sehen, wie nebenan ihr Haustier ins 850 bis 1000 Grad heiße Feuer geschoben wird.

Klaus Kutschmann hat bislang keines seiner eigenen Tiere einäschern lassen. Er hat sie alle im Garten vergraben, das reicht ihm als Gedenkort. Dass sich massiv etwas verändert beim Umgang mit den Haustieren, merkt der Tierarzt und Vorsitzende der Tierärztekammer Sachsen-Anhalt sehr wohl. Vor 20, 30 Jahren sei es üblich gewesen, das verstorbene Tier beim Tierarzt zu lassen. 

Das Problem war weg. Heute wolle das kaum noch jemand. Die Tierärzte kämen sogar zu den Besitzern nach Hause, um Hund oder Katze einzuschläfern.

Streuurnen schon ab 35 Euro erhältlich

Alexander Topf, Tierbestatter der Anubis-Tierkrematorium-Niederlassung in Calbe zeigt eine Urne für Tierasche.
Alexander Topf, Tierbestatter der Anubis-Tierkrematorium-Niederlassung in Calbe zeigt eine Urne für Tierasche.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Kutschmann sieht es überhaupt nicht kritisch, wenn sich Tierbesitzer die Asche ihres Lieblings in die Schrankwand stellen oder sich gar in einem gemeinsamen Grab bestatten lassen. 

Es setze sich schlichtweg fort, was mit den Tieren zu Lebzeiten geschehe: Die Besitzer pflegten ihre Haustiere mehr als zu früheren Zeiten.

Bei Alexander Topf in Calbe findet sich die komplette Bandbreite in einer Schauwand. Hier stehen schlichte Pappurnen genauso wie Urnen mit Swarovski-Kristallen in Form einer Tatze. 

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Im Angebot sind Gedenkkristalle mit 3D-Abbildungen des Tieres, aus den Überresten von Hund und Katze kann sogar ein Diamant hergestellt werden - das hat natürlich seinen Preis.

Alexander Topf besteht darauf, dass alles ein Angebot ist. "Wer will, kann einfach die Asche seines Tieres mitnehmen", sagt er. Streuurnen gebe es schon ab 35 Euro - damit lässt sich die Asche beispielsweise am Lieblingsort des Tieres im Grünen verteilen. 

Die Urnen können je nach Wunsch und Aufpreis verziert werden.
Die Urnen können je nach Wunsch und Aufpreis verziert werden.  © Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

Andere Urnen sind besonders dekorativ für die Schrankwand, wieder andere bestehen aus Sand oder Salz und zersetzen sich in der Erde besonders gut. "Die Tierbesitzer dürfen mit der Asche machen, was sie möchten", sagt Topf. Der 36-Jährige setzt in Calbe aber auch weiter auf Wachstum.

Er strebt eine Genehmigung an für die Kremierung von Tieren über 50 Kilogramm.

Titelfoto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/dpa

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