Hunderte Einsätze mehr pro Tag: Kann Leipzigs Polizei die EM absichern, Herr Demmler?

Leipzig - Die Fußball-EM rückt näher und damit gerät auch Leipzigs Polizei in den Fokus. Wird die Behörde angesichts einer ohnehin hohen Belastung dem Druck standhalten und für Sicherheit sorgen können? Polizeipräsident René Demmler ist davon überzeugt. Dem Turnier blickt er zuversichtlich entgegen. Dafür treibt ihn ein anderes Thema um.

Leipzigs Polizeipräsident René Demmler.
Leipzigs Polizeipräsident René Demmler.  © Silvio Bürger

Verkehrskontrollen, Demo-Absicherungen, Streifendienste, Unfälle, Körperverletzungen, Drogendelikte, Schock-Anrufe und andere Fälle von Betrug: Die Liste der Einsätze, mit denen sich Leipzigs Polizei tagtäglich auseinandersetzen muss, ist lang und sie wird stetig länger. Laut Deutscher Polizeigewerkschaft Sachsen (DPolG) ist die Zahl der anfallenden Einsätze pro Tag allein in den vergangenen drei Jahren von 400 auf 600 gestiegen.

"Die Streifenbesatzungen in den Stadtrevieren kommen manchmal nicht einmal dazu, die täglichen Berichte zu schreiben und müssen durch die Vervollständigung der Unterlagen Überstunden machen", erfuhr TAG24 vonseiten der DPolG.

Gerade im Hinblick auf die bevorstehende EM besteht nun die Sorge, dass die Belastung für die Beamten zu groß werden könnte.

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"Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg", erklärte Leipzigs Polizeipräsident René Demmler im Gespräch mit TAG24. Bereits seit Monaten bereite sich der Sicherheitsapparat auf das Mega-Sportereignis vor.

"Wir haben eine Vorbereitungsgruppe, wir arbeiten mit der Host City und natürlich allen anderen Behörden zusammen. Von daher sind wir in einem guten Prozess. Ich glaube, wir können viele Sachen berücksichtigen, sodass ich davon ausgehe, dass wir gut aufgestellt sein werden auf alles, was für uns prognostizierbar ist."

Leipzigs Polizeipräsident zur Cannabis-Legalisierung: "Überwachung quasi unmöglich"

Drei Monate sind es noch, dann startet die EM 2024. Das erste Spiel in Leipzig findet am 18. Juni statt.
Drei Monate sind es noch, dann startet die EM 2024. Das erste Spiel in Leipzig findet am 18. Juni statt.  © Sebastian Willnow/dpa

Die Personalsituation bei der Leipziger Polizei habe sich in den vergangenen Jahren zunehmend verbessert. Von 3050 geplanten Stellen seien derzeit mehr als 2900 besetzt. "Die Leute, die uns fehlen, befinden sich größtenteils in Elternzeit, haben kommissarische Aufgaben übertragen bekommen oder wurden abgeordnet."

Auch in Sachen Überstunden gab der Polizeichef Entwarnung. "In den Einsatzzügen befinden wir uns im Schnitt bei 20 Überstunden pro Monat. Auf den Revieren sind es weniger als fünf. Das ist für mich jetzt nicht bedenklich."

Die von 400 auf 600 gestiegenen Einsätze pro Tag, wie von der DPolG genannt, wollte er in dieser Höhe zunächst nicht bestätigen. "Die Fakten sind, dass die Einsatzzahlen steigen. Waren es 2022 noch rund 480 Einsätze täglich, erhöhte sich 2023 die Durchschnittszahl auf 530." Noch in diesem Monat soll die polizeiliche Kriminalstatistik veröffentlicht werden, die dazu bessere Erkenntnisse liefere.

Polizeipräsident Demmler blickt dem Turnier zuversichtlich entgegen. Die Vorbereitungen würden seit Monaten laufen. "Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg."
Polizeipräsident Demmler blickt dem Turnier zuversichtlich entgegen. Die Vorbereitungen würden seit Monaten laufen. "Ich denke, wir sind da auf einem guten Weg."  © Silvio Bürger

Was den Polizeipräsidenten derzeit mehr umtreibt, ist die bevorstehende Legalisierung von Cannabis. Er glaube nicht daran, dass der Schwarzmarkt durch die Legalisierung nachhaltig bekämpft würde und befürchtet kompliziertere Ermittlungen im Bereich Drogenkriminalität sowie Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit.

"Ich bin davon überzeugt, dass uns das keinerlei Arbeitserleichterung bringen wird", sagte Demmler zu den Plänen. "Eine Überwachung dieser Regelungen ist aus polizeilicher Sicht quasi unmöglich."

Titelfoto: Montage: Silvio Bürger + Sebastian Willnow/dpa

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