Jahrelang unter Blech versteckt: Was wurde aus Leipzigs letztem "Nazi-Adler"?

Von Lutz Brose

Leipzig - Im Zuge der grundhaften Sanierung eines Gebäudes in der Max-Liebermann-Straße im Norden der Stadt wurde jetzt ein vermeintliches Geheimnis gelüftet. Dort versteckte sich Leipzigs vermeintlich letzter "Nazi-Adler".

In den 1930er- und 40er-Jahren hatten viele Gebäude einen Reichsadler wie diesen an der Fassade. (Symbolbild)
In den 1930er- und 40er-Jahren hatten viele Gebäude einen Reichsadler wie diesen an der Fassade. (Symbolbild)  © IMAGO / YAY Images

Jahrzehntelang rätselten Betrachter darüber, was sich hinter einem ca. 4 m² großen und auffälligen Blechkasten an dem Haus mit der Nr. 59 verbirgt. Die Geschichte des Hauses wurde jetzt offengelegt.

Das Gebäude wurde Anfang der 30er-Jahre errichtet und gehörte zur "Hindenburg-Kaserne". Postkarten aus der Zeit zeigen einen Reichsadler an der Fassade.

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges zog die Rote Armee in die Kaserne.

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In dem Gebäude waren Schulungsräume, in dem auch Angehörige der Nationalen Volksarmee (NVA) an Wettbewerben in Sachen Verkehrssicherheit teilnahmen.

Jahrelang hing ein auffälliger Blechkasten an der Fassade des Hauses, wie diese Bilder vom Frühjahr 2025 zeigen.
Jahrelang hing ein auffälliger Blechkasten an der Fassade des Hauses, wie diese Bilder vom Frühjahr 2025 zeigen.  © Lutz Brose

Das Gebäude wurde jahrelang dem Verfall überlassen

Heute sind nur noch Fragmente des ehemaligen Reichsadlers übrig.
Heute sind nur noch Fragmente des ehemaligen Reichsadlers übrig.  © Lutz Brose

Einer Legende nach sollen Sowjet-Soldaten 1945 vergeblich versucht haben, das aus Rochlitzer Porphyr gefertigte Relief abzumeißeln. Nur das Hakenkreuz konnte demnach unkenntlich gemacht werden.

Der Reichsadler soll schließlich eingehaust und das Blech mit Erdball und Friedenstauben bemalt worden sein.

Nach dem Rückzug der Roten Armee im Jahr 1994 blieb das Haus ungenutzt und verfiel zusehends. Auch der Blechkasten löste sich teilweise auf und Teile des Reliefs wurden sichtbar.

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Jetzt, über 80 Jahre nach Kriegsende, wurde der Kasten entfernt und deutlich, dass der vermeintlich letzte Reichsadler Leipzigs längst ausgeflogen war. Von dem Relief sind nur noch Fragmente übrig, die auch mit großer Vorstellungskraft nichts mehr von einem Reichsadler erahnen lassen.

Das Gebäude der ehemaligen "Hindenburg-Kaserne" wird saniert und soll künftig zu einem Boardinghouse werden, also ein langfristiges Wohnmodell mit Hotel-Services.
Das Gebäude der ehemaligen "Hindenburg-Kaserne" wird saniert und soll künftig zu einem Boardinghouse werden, also ein langfristiges Wohnmodell mit Hotel-Services.  © Lutz Brose

Das Gebäude wird aktuell saniert und umgebaut

Ein Bauberater teilte dazu auf TAG24-Anfrage mit, "dass nach Entfernung der Behausung nur das zu sehen war, was jetzt zu sehen ist".

Laut Stadt Leipzig wurde für das ehemalige Kasernengebäude im Jahr 2024 eine Baugenehmigung zur Sanierung und Umbau zu einem Wohnhaus mit 37 Wohneinheiten erteilt, später jedoch ein Bauantrag für die Nutzung des Gebäudes als Boardinghouse mit 37 Einheiten vorgelegt.

In den zugrunde gelegenen Unterlagen des Bauantrages waren in den Ansichten keine Ornamente oder Symbole in der Fassade dargestellt. Es handelt sich um eine klassische Lochfassade, so die Stadt.

Titelfoto: Bildmontage: Lutz Brose; IMAGO / YAY Images

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